Junge Wissenschaftlerin erhält Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung für Projekt an der FAU

Detailaufnahme griechischer Keramik
Bild: FAU/Georg Pöhlein

Wie hat die frühe griechische Philosophie in späteren Epochen und fremden Kulturen fortbestanden?

Texte aus der griechischen Antike sind oft nur bruchstückhaft erhalten, ihre Entstehungsvorgänge müssen rekonstruiert werden. Die Wissenschaftlerin Dr. Anna Izdebska, die momentan am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und der Jagiellonen-Universität in Krakau als Dozentin für Islamstudien tätig ist, wird im kommenden Jahr an der FAU ein Forschungsprojekt starten: Sie untersucht, wie nicht-griechische philosophische Quellen im Verlauf der Zeit besser betrachtet werden können. Dafür erhält sie eines von 13 Freigeist-Fellowships über rund eine Million Euro von der VolkswagenStiftung. Am Institut für Philosophie der FAU wird sie Visionen zur Geschichte der griechischen Philosophie in der Spätantike und im griechischen und arabischen Mittelalter beleuchten.

Es ist keine leichte Aufgabe, Wissen über die Entstehungszeit der griechischen Philosophie zu sammeln: Die von griechischen Philosophen verfassten Texte sind nur bruchstückhaft erhalten und Forschende müssen sich auf die Erkenntnisse von jenen verlassen, die vor ihnen mit diesen Texten gearbeitet haben.

Visionen der griechischen Philosophie

Wer sich für die Ideen der griechischen Philosophie interessiert, ist also auf Rekonstruktionen angewiesen. Die verschiedenen Quellen, die in der Vergangenheit entstanden sind, wurden zwar von modernen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Informationen über die frühe griechische Philosophie hin untersucht, jedoch wurden sie eher selten als das untersucht, was sie wirklich waren: Visionen der griechischen Philosophie in der Vergangenheit. Diese Visionen spiegeln wider, wie bestimmte intellektuelle Gruppen und Autoren die Philosophie als solche betrachteten, wozu sie sie nutzten und wie sie ihre Rolle in der Entwicklung philosophischer Grundsätze verstanden.

Die Forschenden um Izdebska konzentrieren sich auf einige der frühesten und vielfältigsten Phasen dieses Prozesses: das frühe Römische Reich, die Spätantike sowie das arabische und byzantinische Mittelalter. Ihre Arbeitshypothese ist, dass die verschiedenen Visionen der griechischen Philosophie zwischen vier Polen angesiedelt werden können: Einerseits können Visionen die Rolle der Vernunft in den heroischen Zeiten der Philosophie betonen oder aber die Rolle der Autorität – oft prophetischer, göttlicher oder einfach religiöser Natur – wird in den Vordergrund gestellt. Andererseits könnte ein späterer Autor, der das Werk nicht selbst verfasste, je nach Zweck und Kontext die Visionen griechischer Philosophen entweder so darstellen, dass gegenwärtiger und ursprünglicher Autor die gleiche Meinung vertraten, oder dass sich ihre Ansichten unterschieden.

Dieser Prozess dauert bis heute an, denn trotz aller Bemühungen, objektiv zu bleiben, hat jede Gelehrte und jeder Gelehrte eigene Weltsichten und Visionen der Vergangenheit, die ihr oder sein Bild der griechischen Philosophie prägen.

Über das Freigeist-Fellowship

Das Freigeist Fellowship wird an exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler verliehen, die außergewöhnliche, risikobehaftete Wissenschaft zwischen etablierten Forschungsfeldern betreiben möchten. Die Initiative wendet sich an Forschende aller Disziplinen. Seit 2014 werden jährlich zehn bis fünfzehn Freigeist-Fellows ausgewählt.

Freigeist-Fellowship

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Dr. Anna Izdebska
aizdebska@mpiwg-berlin.mpg.de