Human Rights Award geht an Professor Xu Zhangrun

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zeichnet chinesischen Rechtswissenschaftler aus
Xu Zhangrun, ehemals Professor an der Tsinghua-Universität in Peking, ist der diesjährige Preisträger des Menschenrechtspreises der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Der Preis wird seit 2022 alle zwei Jahre an internationale Persönlichkeiten vergeben, die sich um die Menschenrechte verdient gemacht haben. Xu Zhangrun setzt sich seit Jahren in seiner wissenschaftlichen Arbeit für Demokratie, Wissenschaftsfreiheit und Meinungsfreiheit sowie gegen autokratisches Unrecht in China ein. FAU-Vizepräsident Prof. Dr. Andreas Hirsch legte den Preis symbolisch auf dem leeren Stuhl des Preisträgers nieder, der in Peking unter strikter Überwachung lebt und das Land nicht verlassen darf.
„Professor Xu hat während seiner gesamten akademischen Laufbahn zu Aspekten des Verfassungsrechts und des Konstitutionalismus, der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit sowie der chinesischen und westlichen Geistesgeschichte gelehrt und geforscht“, würdigt Laudatorin Prof. Dr. Eva Pils, Humboldt-Professorin und Mitglied des Vorstands im Forschungszentrum Center for Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN) an der FAU, den Wissenschaftler. „Seine Arbeiten zeichnen sich durch einen unverwechselbaren literarischen Stil aus, der auf historische Vergleiche zurückgreift und dabei auch vor robuster und direkter politischer Kritik am System und einzelnen Machthabern nicht zurückschreckt. Dafür wurde ihm viel Bewunderung entgegengebracht.“ Er sei für andere Wissenschaftler und Studierende in China und darüber hinaus ein Vorbild gewesen. „Seine Veröffentlichungen in den letzten Jahren, insbesondere seit 2018, haben zu massiver Verfolgung geführt, gerade weil sie bis dahin einen bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Diskussion in der chinesischen Gesellschaft hatten“, so Pils.
Auch Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Seniorprofessor für Menschenrechte am Institut für Politische Wissenschaft an der FAU und ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, hebt die Bedeutung von Xu Zhangruns Arbeit für die Menschenrechte hervor: „Auch wenn Xu Zhangrun von der FAU den Preis erhält, sind wir in der FAU doch die eigentlich Beschenkten: Mit seinem Mut kann er für uns Inspiration sein.“
Prof. Dr. Andreas Hirsch, Vizepräsident People an der FAU, legte den Preis symbolisch auf dem leeren Stuhl nieder: Xu Zhangrun lebt in Peking unter Hausarrest und konnte den Preis daher nicht persönlich entgegennehmen. „Wir hätten diesen bedeutenden Wissenschaftler gerne persönlich geehrt und den wissenschaftlichen Austausch gepflegt“, so Hirsch. „Ich danke Professor Xu für sein Engagement und hinterlege den diesjährigen Human Rights Award auf diesen leeren Stuhl in der Hoffnung, dass Professor Xu ihn bald abholen können möge.“
Über den Preisträger Xu Zhangrun
Professor Xu Zhangrun, geboren 1962, war bis 2018 Professor für Rechtsphilosophie und Verfassungsrecht an der Tsinghua-Universität in Peking. Im Jahr 2002 erhielt er den höchsten Forschungspreis der Universität.
Xu Zhangrun hat einen B.A.-Abschluss der Southwestern University of Politics and Law, einen Master-Abschluss der China University of Political Science and Law und einen Doktortitel in Rechtsphilosophie und Rechtsgeschichte der Universität Melbourne (verliehen im Jahr 2000).
Nach seiner Rückkehr aus Australien nach Peking trat er eine Stelle als außerordentlicher Professor an der Tsinghua-Universität an und stieg dort auf, wobei er zusätzlich die Leitung des Tsinghua University Centre for Rule of Law and Human Rights Research übernahm. Er war zudem Mitglied des Unirule Institute, eines liberalen Thinktanks für Wirtschaft und Politik mit Sitz in Peking, der im Juli 2018 geschlossen wurde.
Er lebt derzeit am Rand von Peking unter strikter Bewachung, die jeder rechtlichen Grundlage entbehrt. Er darf die Stadt ohne Genehmigung nicht verlassen. Zwar wurde er offiziell in den Ruhestand versetzt, erhält jedoch weder ein Ruhegehalt noch Sozialhilfe. Auch aus seiner früheren Dienstwohnung wurde er ausgewiesen, und er ist aufgrund der Einschüchterungswirkung der Verfolgung von Kollegen und Studenten völlig isoliert.
Einige der jüngeren Arbeiten von Professor Xu sind in einer Übersetzung von Professor Geremie Barmé über die Website China Heritage zugänglich, darunter sein Essay „Imminent fears, immediate hopes“, der 2018 online veröffentlicht wurde, große Aufmerksamkeit erregte und eine verstärkte Verfolgung auslöste, sowie sein Essay „Viral alarm: Wenn Wut die Angst besiegt“, der 2020 online veröffentlicht wurde.
Seine aktuelle Arbeit ‚Gegen Moral und Vernunft: Grundzüge einer Theorie des Gesetzesunrechts‘ wird derzeit von Gallimard ins Französische übersetzt und veröffentlicht, nachdem ein chinesisches Publikationsprojekt wegen der Zensur abgebrochen wurde.
Weitere Informationen:
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