Dies academicus 2025: Drittmittelrekord, aber enger werdende Spielräume

Weitwinkelaufnahem aus der Ladeshalle von ob auf die Bühne.
Der Dies academicus der FAU 2025. (Bild: FAU/Giulia Iannicelli)

Appell an die Politik: „Wir brauchen ein Sonderprogramm zur Sanierung der bayerischen Universitäten“

„Die lebendige, unverwechselbare Melodie der FAU entsteht aus der Vielfalt der Stimmen: den Stimmen all jener, die mit Leidenschaft, Neugier und Können unsere Universität jeden Tag lebendig halten.“ Mit diesem Bild unterstreicht Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), bei der Feier zum Dies academicus 2025 einmal mehr, was die Universität auszeichnet: die Vielfalt der Perspektiven, das Miteinander und die interdisziplinäre Sichtweise, die eine starke Universität erst möglich machen. Forschenden und Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitenden, Freundinnen und Freunden sowie Alumni – ihnen allen sagt der FAU-Präsident an diesem 282. Geburtstag der FAU seinen Dank.

Der Rückblick auf 2025 fällt denn auch positiv aus: Disziplinäre Grenzen überwinden, Innovationskraft stärken, Talente fördern und Wirkung entfalten – auf diese vier Ziele habe sich die FAU erfolgreich konzentriert. Trotz schwindender Ressourcen und zunehmender Konkurrenz sei es die Stärke der FAU, „zu vermehren, was trägt, anstatt zu zählen, was fehlt“ – und Innovationen anzustoßen, um die Herausforderungen zu bewältigen.

Exzellenzcluster, Drittelmittelrekord und High-Tech-Hotspot

Disziplinäre Grenzen habe die FAU mit ihrem just eingeworbenen Exzellenzcluster Transforming Human Rights überwunden: Juristinnen und Juristen, Geographinnen und Geographen, Politikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Historikerinnen und Historiker arbeiten im einzigen juristischen Exzellenzcluster Deutschlands eng zusammen und denken die Menschenrechte neu – in einer Zeit, in der sie weltweit unter Druck stehen.

Die Innovationskraft sieht Hornegger durch die jüngsten Zahlen bestätigt: Zwischen 2015 und 2024 sei das Drittmittelvolumen der FAU von 180 auf 300 Millionen Euro gestiegen – ein Zuwachs von 67 Prozent. Doch trotz dieser erfreulichen Zahl kommt Hornegger nicht umhin, ein mahnendes Wort an die Politik zu richten: „Die Aufgabe einer staatlichen Universität kann nicht darin bestehen, sich über Drittmittel am Leben zu halten. Wir brauchen eine stärkere Grundfinanzierung, damit Forschung wieder das sein kann, was sie sein soll: die Suche nach Neuem – nicht der Ersatz für fehlende Mittel. Neben all den positiven Initiativen, die derzeit laufen – und auf die der Minister gerne verweist – brauchen wir ein Sonderprogramm zur Sanierung der bayerischen Universitäten. Nur so können wir die Substanz sichern, auf der Exzellenz überhaupt gedeihen kann.“

Freilich gibt es trotz schwieriger baulicher Bedingungen noch viele weitere Gründe, beim 282. Jubiläum ordentlich zu feiern: Mit der Bundesförderung der ZOHO Factory entsteht ein High-Tech-Hotspot mitten in Nordbayern. Der ZOLLHOF, den die FAU einst ins Leben gerufen hat, wird dadurch in seiner Rolle als Gründungszentrum mit überregionaler Strahlkraft weiter gestärkt.

Talente entwickeln – von der Kinderuni bis zum ERC Grant

Dass an der FAU Talentförderung großgeschrieben wird, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass sich trotz des fehlenden Abiturjahrgangs 5.200 Studienanfängerinnen und Studienanfänger zum Wintersemester 2025/2026 für ein Studium an der FAU entschieden haben – und dass die Zahlen mit insgesamt 39.810 Studierenden stabil und hoch bleiben: „Mag unsere Gebäudesubstanz an der einen oder anderen Stelle vielleicht nicht ganz ideal sein – unsere geistige Substanz, die Substanz unserer Köpfe, unserer Ideen, unserer Gemeinschaft, ist herausragend“, freut sich Hornegger.

Aus talentierten Studierenden werden erfolgreiche Forschende: Im laufenden Jahr konnte die FAU fünf ERC-Grants – Förderungen des Europäischen Forschungsrats – für sich gewinnen. Sie gingen an Carlos Bassani, Sjoerd Harder, Maria Chekhova und Adrian Meier und an Vincent Christlein, der sogar einen der seltenen Synergy Grants einwerben konnte. Da zahlt sich systematische Talentförderung aus – und die beginnt früh: „Von der Kinderuni über ‚Jugend forscht‘ bis zu unseren Graduiertenprogrammen: Wir begleiten Menschen auf ihrem Weg in die Wissenschaft – von den ersten Erfahrungen mit Magnetismus über den Hörsaal bis zur Berufung auf eine Professur.“

Wissenschaftskommunikation entfaltet Wirkung

Dabei darf die Arbeit einer Universität nicht im stillen Kämmerlein bleiben, davon ist Hornegger überzeugt: Wirkung zu entfalten bedeute auch, in der Gesellschaft sichtbar zu sein. Ein eindrucksvolles Beispiel war in Horneggers Augen die jüngste Lange Nacht der Wissenschaften, zu der Zehntausende Besucherinnen und Besucher kamen, um Forschung hautnah zu erleben und mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der FAU ins Gespräch zu kommen: „Diese Nacht hat gezeigt, wie Neugier, Wissen und Begeisterung an der FAU zusammenfinden – wie Wissenschaft klingt, wenn sie Menschen erreicht.“

Gratulation der Politik: FAU als Innovationsmotor in Bayern

Im Namen der Politik sprechen der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, sowie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann der FAU ihre Glückwünsche aus.

In seiner Videobotschaft betont Blume drei wesentliche Punkte, die Nordbayerns größte Universität in seinen Augen ausmachen. Zum einen freut sich der Minister, dass es gelungen ist, einen Exzellenzcluster an die FAU zu holen. Das Thema Menschrechte passe super zur FAU und mache eines deutlich: „FAU wirkt.“ Gerade auch, was das Thema Exzellenz in Forschung und Lehre angehe.

Zum zweiten sei die FAU so etwas wie der Innovationsmotor in Nordbayern. Dass der ZOLLHOF sich im harten nationalen Wettbewerb um die Förderung für die Start-up Factory durchgesetzt habe, sei der Garant dafür, dass die FAU auch Transfer und Gründungen in der Region weiter voranbringen könne.

Schließlich sei die FAU seine größte Baustelle – und zwar im positiven Sinn: „Der Freistaat Bayern investiert hier über zwei Milliarden Euro an den verschiedenen Standorten der FAU, weil wir wissen, dass wir uns hier in die nächste Umlaufbahn bewegen.“ Wo immer man hinschaue, sehe man Neubauten oder Sanierungen, die angestoßen werden – vom Himbeerpalast bis zur Henkestraße. Dazu Blume: „Eines weiß ich: Das ganze Geld, das ganze Engagement der Hochschulleitung, der Forschenden, der Studierenden, des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst – und übrigens auch das Geld der bayerischen Steuerzahler: Es ist an der FAU wunderbar angelegt.“

Innenminister Joachim Herrmann gratuliert ebenfalls: „282 Jahre FAU sind eine Erfolgsgeschichte geworden, die sich der Gründer nicht hätte vorstellen können. Die Universität ist einer der strahlenden Leuchttürme in Wissenschaft und Forschung geworden – nicht nur in der Region, sondern in Deutschland.“ Gleichzeitig unterstreicht auch Herrmann das Milliardeninvestment der Staatsregierung in die bauliche Weiterentwicklung der FAU.

Ein besonderes Anliegen ist es Herrmann als zuständigem Minister für die Verfassung jedoch, an diesem Universitätsgeburtstag zu betonen, wie wichtig es ist, zur Freiheit von Forschung und Lehre zu stehen: „Vor wenigen Jahren wäre es denn Leuten merkwürdig vorgekommen, darüber überhaupt zu sprechen. Wenn wir aber im Moment die Entwicklungen in einem Land sehen, das noch vor wenigen Jahren als das Symbol der Freiheit schlechthin galt, zeigt sich, wie notwendig es ist, sich diese Grundwerte und Rechte immer wieder bewusst zu machen. Freiheit von Forschung und Lehre ist eine der Grundlagen der Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Und es ist wichtig, dass wir gerade in der heutigen Zeit dazu uneingeschränkt stehen.“

Zu diesen Grundwerten gehören überdies Toleranz und gegenseitiger Respekt, betont der Innenminister weiter. Das sei gerade auch im Kontext des Konflikts im Nahen Ostens von Bedeutung. Er habe sich daher im vergangenen Jahr bewusst auch mit palästinensischen Studierenden zum Gespräch getroffen. Gleichzeitig verkündete er die Nachricht, dass dank eines Grundstückverzichts der FAU beziehungsweise des Uniklinikums die Jüdische Gemeinde in Erlangen eine kleine Synagoge bauen kann. „Wir haben diese Weltoffenheit, wir stehen ein für friedliches Zusammenleben der Menschen, um für die gesamte Menschheit eine starke Zukunft zu ermöglichen. Dazu trägt die FAU bei.“

Keynote: Sport im Kontext von Macht, Image und Geopolitik

In seinem Vortrag „Das Runde muss ins Eckige. Spielfelder der Legitimation im Nahen Osten“ beleuchtet Keynote-Sprecher Prof. Dr. Thomas Demmelhuber, Inhaber des Lehrstuhls für Politik und Gesellschaft des Nahen Ostens an der FAU, die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen des Sports im Kontext von Macht, Image und Geopolitik. Er zeigt, wie Sport einerseits gezielt zur Imagepflege, zur Festigung von Machtverhältnissen, als Schaufenster für eine blühende Zukunft sowie zur internationalen Einflussnahme eingesetzt wird. Andererseits verändert sich der Sport dabei selbst: Er wird zur Bühne, auf der Staaten sich nicht nur inszenieren, sondern zugleich die Regeln und Werte des Sports neu verhandeln.

Rede der Studierenden: Ein gutes Miteinander als Chance

Für die Studierendenschaft gratulieren Michael Ruppert und Ann-Sophie Scholl. Sie berichten, was den Studierenden 2025 am meisten am Herzen lag – und auch sie kommen auf die schwierige bauliche Situation zu sprechen: „In viele Gebäude regnet es buchstäblich hinein, Lüftungsanlagen versagen, Wände sind feucht, Hörsäle müssen wegen Schadstoffen oder technischer Mängel gesperrt werden – und in der TechFak entsteht gerade eine Tropfsteinhöhle in der Tiefgarage“, sagt Studierendenvertreter Michael Ruppert. Doch auch ihnen ist es wichtig, gemeinsam an einem Strang zu ziehen: „Wo Herausforderungen sind, sind auch Chancen – und sie liegen im Miteinander“, ergänzt Ann-Sophie Scholl. Besonders freuen sich die FAU-Studierenden, dass ihre Universität als Teil von FrankenFürDasLeben zum Kampf gegen Blutkrebs aufgerufen hat und eine erfolgreiche gemeinsame Aktion gestartet werden konnte.

FAU Innovator/-innen 2025

Wie in jedem Jahr lenkt die Universität bei ihrem Dies academicus den Blick auf besonders kreative Köpfe: die FAU Innovators. Sie werden als Role Models für ihre Innovationskraft ausgezeichnet.

Objekte und Geräte präzise orten

In der Kategorie „Forschung“ wird 2025 Dr. Johanna Geiß ausgezeichnet. In ihrer Dissertation hat sie untersucht, warum Sensoren in Autos Hindernisse manchmal falsch erkennen und wie Werkstätten diese Fehler beheben können. Dafür wurde sie mit dem Hightech-Preis Bayern der Bayerischen Staatsregierung in der Kategorie „Absolventenpreis“ geehrt.

Zuvor hatte sie – ebenfalls an der FAU – im Bachelor Medizintechnik studiert und später den Master in Elektrotechnik gemacht. Gemeinsam mit Kollegen gründete sie nach ihrer Dissertation Pelora, ein Start-up, das am Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik ansässig ist. Pelora entwickelt eine Infrastruktur, mit der sich Bluetooth-Signale handelsüblicher Geräte in exakte Positionsdaten umwandeln lassen. Lagerhalle, Supermarkt, Kuhstall – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, zum Beispiel um anonymisierte Kundenströme im Supermarkt zu analysieren.

Funktionsfähige Jet-Prototypen aus der Kellerwerkstatt

n der Kategorie „Studierende“ wird 2025 Ediz Osman geehrt. Der 21-Jährige studiert an der FAU und baut seit seiner Kindheit Flugzeugmodelle. Aktuell tüftelt er an einem umweltfreundlichen VTOL-Jet, kurz für „Vertical Take-Off and Landing“.

Mit seinem selbst entwickelten Modell trat er bei „Jugend forscht“ an und marschierte durch alle Wettbewerbsstufen. Erst wurde er Regional- und Landessieger in Bayern, dann gewann er schließlich das Bundesfinale im Fachbereich Technik.

Das Besondere an seinem Projekt: Die Triebwerke seiner VTOL-Modelle lassen sich um 90 Grad schwenken, sodass die Maschine sowohl wie ein Hubschrauber schweben als auch wie ein Jet fliegen kann. 3D-gedruckt, verkabelt und getestet hat er alles im Keller seiner Eltern. VTOL-Jets brauchen keine Start- und Landebahn, wodurch sie – unabhängig von Flughäfen – alle Ziele innerhalb ihrer Reichweite erreichen können.

An der FAU erweitert er nun sein theoretisches Fundament.

Humor und Haltung selbst bei schweren Themen

In der Kategorie „Alumni“ wird 2025 Drehbuchautorin Jana Forkel ausgezeichnet. Sie hat im April 2025 für das Drehbuch zur Serie „Angemessen Angry“ den Grimme-Preis gewonnen. Der Grimme-Preis ist die bedeutendste Ehrung für Fernsehsendungen in Deutschland. In der Liste aller Grimme-Preisträger/-innen steht Forkels Name gleich zweimal: in den Kategorien „Fiktion“ und „Publikumspreis“.

An der FAU belegte sie Theater- und Medienwissenschaften sowie English and American Studies. Schnell zog es sie zu „funklust“, den Campusmedien an der FAU. „Angemessen Angry“ erzählt von sexualisierter Gewalt an Frauen – ein schweres Thema, das Forkel und ihre Co-Autorin Elsa van Damke bewusst anders angepackt haben. Der Humor ist dabei kein billiger Gag, sondern eine Art Solidaritätsbekenntnis – von Betroffenen für Betroffene.

Preisregen für FAU-Angehörige und Förderer

Bereits im Vorfeld des Dies academicus hat die FAU verdiente Persönlichkeiten, wissenschaftliche Leistungen und Verdienste an der FAU und für die FAU geehrt. Alle Preisträgerinnen und Preisträger finden sich hier:

Zu den FAU Awards

Mehr Infos zur Veranstaltung gibt es unter:

Zur Dies-Webseite

Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist ab Mittwoch, 12.11., dauerhaft über das Videoportal der FAU, fau.tv, abrufbar bzw. wird am Dienstag, 11.11., ab 20.15 Uhr und am Samstag, 15.11., ab 22.00 Uhr von Franken Fernsehen ausgestrahlt.



Weitere Informationen:

Pressestelle der FAU
presse@fau.de