Ob Werkzeuge im Baumarkt oder Kühe im Stall: Mit dem Start-up Pelora entwickelt Johanna Geiß ein System, das Objekte und Geräte präzise ortet. Es ist Forschung, die den Alltag erleichtert.
Locker lehnt sich Dr. Johanna Geiß in ihren Stuhl zurück. Zwischen vielen Meetings hat sie gerade Pause. Stolz erzählt sie von einer Preisverleihung in der Münchner Residenz. Im April hat sie hierfür ihre Dissertation den Hightech-Preis Bayern in der Kategorien „Absolventenpreis“ erhalten. „Es warnwahnsinnig prunkvoll, und das Schönste: Ich konnte meine Forschung vom Lehrstuhl in eine andere Umgebung tragen. Da habe ich auch von außen das Feedback bekommen: Das, was ich tue, ist tatsächlich etwas Sinnvolles.“ In ihrer Dissertation hat Geiß untersucht, warum Sensoren in Autos Hindernisse manchmal falsch erkennen und wie Werkstätten diese Fehler beheben können. Zuvor hat sie, ebenfalls an der FAU, im Bachelor Medizintechnik studiert und später den Master in Elektrotechnik gemacht. Promovieren wollte sie damals nicht. Dass sie sich schließlich doch dafür entschieden hat, liegt an der Begeisterung für ihr Forschungsgebiet, mit dem sie einen großen Beitrag zu mehr Sicherheit auf der Straße leistet.
Positionsdaten aus Bluetooth-Signalen
Doch Forschung allein genügt ihr nicht. Gemeinsam mit Kollegen gründete sie nach ihrer Dissertation Pelora, ein Start-up, das am Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik ansässig ist. Der Name ist nicht zufällig gewählt: „Ein Pelorus ist ein Gerät aus der Schifffahrt, mit dem man Richtungen bestimmen kann. Da wir Ortung innerhalb von Gebäuden machen, passt das perfekt.“ Pelora entwickelt eine Infrastruktur, mit der sich Bluetooth-Signale handelsüblicher Geräte in exakte Positionsdaten umwandeln lassen. Lagerhalle, Supermarkt, Kuhstall –die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. „Uns wurde von Fällen erzählt, dass drei Stunden nach einer kranken Kuh gesucht wurde, um sie zu behandeln. Mit den Pelora-Lokalisierungsmodulen wäre sie in Minuten gefunden.“ Ebenso denkbar: anonymisierte Kundenströme im Supermarkt zu analysieren. Doch der Weg dorthin ist intensiv. Viel Zeit am Schreibtisch wie im Labor und Termine mit
potenziellen Interessenten prägen den Alltag. Parallel akquiriert sie Partner für Pilotprojekte: „In unterschiedlichen Umgebungen hängen wir unsere Empfängermodule an Decken und erhalten bei Tests wichtige Daten.“ Neben Geiß gehören zu Pelora ihre Kollegen Dr. Erik Sippel und Dr. Patrick Gröschel. Aus Sippels Dissertation ist das Start-up hervorgegangen.
Wenn sie sich nicht mit Radarsensoren und Ortungssystemen beschäftigt, hält Johanna Geiß oft eine Kamera in den Händen. „Während meines Masterstudiums habe ich auch auf Hochzeiten fotografiert, ein bisschen als kreativer Ausgleich.“ Und sie erinnert sich an viele Stunden im „Strohalm“, der ehemaligen Musikkneipe am Martin-Luther-Platz in Erlangen. Heute geht es öfter direkt vom Büro nach Hause. Ganz zur Ruhe kommt sie hier aber auch nicht. „Der Kopf rödelt weiter.“ Und doch überwiegt die Lust auf das gemeinsame Gestalten im Team. „Ich glaube, wir müssen uns immer wieder bewusst machen, was wir schon geschafft haben. Wir haben aus einem Forschungsprojekt etwas gemacht, das Menschen draußen wirklich nutzen können.“
Sebastian Schroth

Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins
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