Mit ihrer Masterarbeit über innovative Energiespeicherung hat Tamara Hein den Hightech-Preis Bayern gewonnen. Die Doktorandin forscht daran, wie sich nachhaltige Energie besser nutzen lässt.
Als Tamara Hein per E-Mail über ihre Nominierung für den Hightech-Preis Bayern informiert wurde, konnte sie es kaum glauben. „Ich habe gar nicht mit bekommen, dass der Dekan der Technischen Fakultät meine Arbeit vorgeschlagen hat“, erzählt die 28-Jährige. Dass sie, neben Johanna Geiß, zu den fünf besten Absolventinnen Bayerns gehören würde, hatte sie nicht erwartet. Auf der Preisverleihung im April sollte sie ihr Forschungsthema spontan einem großen Publikum vorstellen. „Dass man wissenschaftliche Themen in einfachen Worten erklären muss, kommt nicht oft vor.“
In ihrer Masterarbeit am Lehrstuhl für Chemische Reaktionstechnik unterstützte sie die Entwicklung von Plattenkatalysatoren zur Freisetzung von Wasserstoff aus sogenannten LOHC-Verbindungen. Diese flüssigen organischen Trägersubstanzen („Liquid Organic Hydrogen Carriers“) ermöglichen es, Wasserstoffeffizienter als in gasförmiger Form zu speichern. Wird die Energie benötigt, lässt sich der Wasserstoff wieder aus der Verbindung lösen. Durch die Wiederverwendung der LOHC Moleküle erhält man einen Kreislauf, der geeignet ist, eine nachhaltige Energieversorgung sicher zu stellen.
Von der Realschule zur Spitzenforschung
Ihre wissenschaftliche Laufbahn begann unkonventionell: Hein wechselte von der Realschule ins Gymnasium und wiederholte sogar eine Klasse. „Chemie war schon immer eines meiner Lieblingsfächer“, sagt sie rückblickend. 2017 begann sie ihr Studium des Chemieingenieurwesens an der FAU. Im Master spezialisierte sie sich auf Chemie und Verfahrenstechnik. Als sie die Ausschreibung für eine Masterarbeit zum LOHC-Thema im Rahmen der Promotion von Phillip Nathrath sah, war sie sofort begeistert. Zwei Studierende leisteten bereits Vorarbeit an Plattenkatalysatoren, um sie optimal zu gestalten und bei der Dehydrierung möglichst wenig Nebenprodukte zu erzeugen.
„Vor einigen Jahren saß ich selbst im Seminarraumund alles war noch abstrakt. Jetzt wende ich diese Sachen jeden Tag an.“
Tamara Hein
Versuche unter realen Bedingungen
Sieben Monate arbeitete Hein an ihrer Masterarbeit. Besonders stolz ist sie auf die dynamischen Versuche, die ursprünglich gar nicht geplant waren. „Das entspricht den realen Bedingungen viel besser“, erklärt sie. Denn der Energieverbrauch schwankt über den Tag, entsprechend muss das System unterschiedlich viel Wasserstoff freisetzen können. Das Ergebnis: Ihr Reaktorkonzeptfunktioniert auch bei schwankenden Bedingungen und ist effizienter als übliche Festbettreaktoren. Seit Februar 2024 promoviert Hein in der Forschungsgruppe „Katalytische Systeme für die Chemische Energiespeicherung“ von Patrick Schühle und erforscht nun alternative Wege der Wasserstofferzeugung aus Biomasse. Parallel hält sie die Übung „Chemische Reaktionstechnik“ für Bachelor-Studierende. „Es ist cool zusehen, dass ich vor einigen Jahren selbst im Seminarraum saß und alles noch abstrakt war. Jetzt wende ich diese Sachen jeden Tag an.“ Für die Zukunft hält sich Tamara Hein alle Optionen offen. Sie kann sich vorstellen, nach der Promotion in die Industrie zu wechseln. „Die Forschung macht wirklich sehr viel Spaß, aber die Industrie bestimmt auch.“ Ob sie dabei dem Wasserstoff treu bleibt oder sich anderen chemischen Prozessen widmet, hat sie noch nicht entschieden.
Lea Maria Kiehlmeier

Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins
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