Im Takt der Organe

Beim bisherigen MRT gehen wichtige Informationen verloren. Prof. Dr. Jana Hutter will das ändern. (Bild: FAU/Georg Pöhlein)

Jana Hutter will die MRT Bildgebung an die Bewegung von Gewebe und Organen anpassen. Das würde die Diagnose von Krankheiten wesentlich verbessern. Für ihre Forschung erhält sie einen Starting Grant des ERC.

Wer zur Untersuchung in die „Röhre“ geschoben wird, bekommt vor allem eine Aufgabe: Nicht bewegen! Nur dann entstehen im MRT gestochen scharfe Bilder, und nur dann können die Ärztinnen und Ärzte beurteilen, wie weit beispielsweise die Arthrose im Knie fortgeschritten ist. „Mit dem MRT werden aber auch innere Organe untersucht, und da kann die Ruhigstellungkontraproduktiv sein“, sagt Jana Hutter. Hutter ist Professorin für Smart Imaging and Data Profiling an der FAU. Sie hat in Erlangen und Rennes, Frankreich, angewandte Mathematikstudiert und während ihrer Promotion bei Siemens zu MRT-Technologien geforscht. Anschließend ist sie an das St. Thomas‘ Hospital gegangen, das mit dem King‘s College in London kooperiert. „An der Themse habe ich in Projekten geforscht, die sich vorwiegend mit der Entwicklung von Föten und Neugeborenen sowie der Plazenta befasst haben“, erzählt sie. „Mir war es immer wichtig, auch mit Patientinnen und Patienten zu arbeiten.“

Unterstützt durch Sensoren und KI

Diese Arbeit setzt sie seit 2024 an der FAU fort und konzentriert sich im Projekt EARTHWORM auf Krankheiten des Darms und der Gebärmutter. Bei der Adenomyose beispielsweise nistet sich Gebärmutterschleimhaut in das Muskelgewebe ein, was zu starken Schmerzen und Blutungen führen kann. „Falls überhaupt ein MRT gemacht wird, legt man die Gebärmutter mit Medikamenten quasi lahm, um hochaufgelöste Bilder zu erhalten. In der natürlichen Bewegung stecken jedoch wichtige Informationen, die wir so verlieren.“ Hutter will die MRT-Technologie so weiterentwickeln, dass die Ruhigstellung nicht mehrnotwendig ist. Dafür kombiniert sie klassische MRT-Geräte mit Sensoren, die innerhalb von Millisekunden auf Bewegungen der Organe reagieren und den Aufnahmevorgang entsprechend anpassen. Unterstützt wird dieser Prozess von künstlicher Intelligenz: „Wir werden die KI mit tausenden MRT-Bildern trainieren“, erzählt Jana Hutter. „Das maschinelle Lernen hilft uns dabei, Anomalien zu erkennen, von Störsignalen zu unterscheiden und so aussagekräftige Befunde zu erhalten.“

EARTHWORM wird vom Europäischen Forschungsrat mit einem begehrten Starting Grant unterstützt, der mit 1,49 Millionen Eurodotiert ist. Jana Hutter ist auch am neuen Verbundprojekt EndoKI beteiligt, das einen verbesserten Ultraschall für eine verwandte Erkrankung, die Endometriose, entwickeln möchte und vom Freistaat Bayern mit2,9 Millionen Euro gefördert wird.

Matthias Münch


Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins

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