Andreas Ramming, Professor für Immunologie & Organschädigung sowie stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik 3 des Uniklinikums Erlangen, entwickelt eine neue Therapie gegen chronische Entzündungserkrankungen.
Unser Immunsystem ähnelt dem Polizeiapparat einer Großstadt: Da gibt es Zellen, die Streife laufen und nach gefährlichen Eindringlingen Ausschau halten; Einsatztruppen, die bei Bedarf zur Verstärkung anrücken; Spezialkräfte mit der Lizenz zum Töten. Sogar eine Fingerabdruck-Kartei ist vorhanden. Diese Vielfalt der Schutzmechanismen ist es, die Andreas Ramming schon seit seinem Studium fasziniert. „Das Immunsystem funktioniert wie eine gut geölte Maschinerie“, sagt er. „Zumindest im Idealfall.“ Denn leider schießen die körpereigenen Ordnungshüter manchmal über ihr Ziel hinaus: Sie gehen mit solcher Macht gegen Bakterien und Viren vor, dass sie dabei gesundes Gewebe schädigen. Normalerweise versuchen Ärztinnen und Ärzte dann, die Immunabwehr mit Medikamenten wie Kortison zu unterdrücken. Doch das ist so, als würde man der Polizei die Schusswaffen wegnehmen – bei einem Bankraub hat sie dann schlechte Karten.
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Ramming möchte die Abwehrtruppen auf andere Weise zähmen: Körperzellen verfügen eigentlich über Schutzmechanismen, mit denen sie verhindern, dass sie fälschlicherweise angegriffen werden. Wenn das nicht gut genug funktioniert, können chronische Entzündungen wie Rheuma, Asthma, Morbus Crohn, Diabetes Typ I oder vermutlich auch Alzheimer-Demenz die Folge sein. „Wir wollen diesen gewebeeigenen Schutz reaktivieren“, erklärt der Immunologe. Dank Unterstützung durch die EU ist dieses Ziel inzwischen deutlich näher gerückt: Ramming wurde kürzlich mit einer „Proof of Concept“-Förderung des Europäischen Forschungsrats ERC ausgezeichnet. Mit diesem finanziellen Rückenwind will er nun eine erste Studie am Menschen durchführen. „Die Fortschritte in der Immunologie erlauben es schon heute, viele Krankheiten deutlich besser zu behandeln als früher“, sagt er nicht ohne Stolz. „Unser Ansatz kann dafür eine weitere Strategie sein. Und das ist ja gerade der Antrieb für das, was wir tun: Patientinnen und Patienten zu helfen, bei denen das vorher nicht oder nur mit Einschränkungen möglich war. Wenn das gelingt, ist das ausgesprochen befriedigend.“
Frank Luerweg

Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins
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