Obwohl die Forschungsschwerpunkte von Mario Liebensteiner und Katharina Oft nicht weiter auseinander liegen könnten, haben sie eines gemeinsam: Ihre Lehre ist ausgezeichnet.
Als ihm vor einer Fachbereichssitzung vom Lehrdekan zu seinem Preis gratuliert wird, ist Mario Liebensteiner völlig perplex. Lange überlegt er, wofür er ausgezeichnet worden sein könnte, sogar in seinen E-Mails geht er auf Spurensuche. Fündig wird er aber auch darin nicht. Ähnlich ergeht es Katharina Oft. Auch sie erreichen im März völlig unerwartete Glückwünsche. Kein Wunder, denn weder die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Klassische Philologie noch der Juniorprofessor für Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Energiemärkte und Energiesystemanalyse haben sich für einen Preis beworben. Ausgezeichnet wurden sie dennoch: mit dem „Preis für gute Lehre“.
Jedes Jahr ehrt das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst damit Lehrende an bayerischen Universitäten und Hochschulen für außergewöhnliche Leistungen in der Wissensvermittlung. Das Besondere: Es ist ein Preis, den letztlich die Studierenden der FAU vergeben. Denn die beiden Kandidierenden, die der Universitätspräsident dem Ministerium vorschlägt, werden von der Studierendenvertretung ausgewählt.
Selbstmotivation wachkitzeln
Aus gutem Grund. Denn sowohl für Katharina Oft als auch für Mario Liebensteiner ist eine gute, praxisnahe und innovative Lehre, die sich an den Bedürfnissen ihrer Studierenden orientiert, selbstverständlich. „Ich möchte, dass die Studierenden eine Ausbildung bekommen, die sie inspiriert und anregt, sich weiter mit den Themen zu beschäftigen“, sagt Mario Liebensteiner. Ihre Selbstmotivation wachzukitzeln, das hat sich der Volkswirtschaftler zur Aufgabe gemacht.

Dafür geht er gerne immer wieder neue Wege. Komplexe Themen, etwa die internationale Strompreisbildung oder die Auswirkungen des Atomausstiegs, vermittelt er auf verständliche Weise und gewürzt mit einer Prise Humor unter anderem in Videos auf seinem YouTube-Kanal. Was ursprünglich als Hobby in einem Urlaub begonnen hat, ist inzwischen fester Bestandteil seiner Lehre. Sein Anliegen: Forschungs- und Lehrinhalte so aufzubereiten, dass diese nicht nur für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interessant sind, sondern für alle, die mehr über seine Schwerpunktthemen erfahren möchten.
Und im Seminarraum? Da ist es sowohl Mario Liebensteiner als auch Katharina Oft wichtig, dass vor allem die Studierenden zu Wort kommen und die Seminare selbst mitgestalten. Das geschieht in Gruppendiskussionen genauso wie in Präsentationen, in denen die Studierenden Lehrinhalte vortragen, die sie vorher gemeinsam aufbereitet haben. Sich selbst sehen die beiden vor allem in der Rolle der Experten, die sich in ihrem Gebiet sehr gut auskennen und die man in jeglicher Hinsicht „ausquetschen“ kann. Was den beiden Ausgezeichneten gleichermaßen wichtig ist: Sie wollen eine Lernatmosphäre schaffen, in der sich die Studierenden wertgeschätzt fühlen und sich trauen, alle ihre Fragen zu stellen. Zudem wollen sie den Studierenden näherbringen, dass Forschende ebenfalls nur mit Wasser kochen und jene Methoden anwenden, die auch die Studierenden gerade lernen. Katharina Oft ist es besonders wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Studierenden einzugehen: „Die Studierenden gestalten die Seminare selbst mit. Ich mache mir vorher einen groben Plan, was ich gerne machen würde, und bespreche diesen dann zu Beginn des Semesters mit den Teilnehmenden.“
Am Ende sollen die Studierenden von Katharina Oft und Mario Liebensteiner vor allem eines: ihre Unizeit als inspirierend in Erinnerung behalten, mit einer Lehre, die sie gefordert und gefördert hat. Das geht so weit, dass Katharina Oft an der Preisverleihung selbst gar nicht teilnehmen konnte, weil sie zu diesem Zeitpunkt mit einigen Studierenden auf einer Exkursion in Rom unterwegs war.
Mehr Informationen zum Thema Energiemärkte auf Mario Liebensteiners YouTube-Kanal
Michael Kniess

Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins
Die dritte Ausgabe des FAU Magazins #Menschen steht auch wieder ganz im Zeichen der Menschen, die unsere FAU zu einer der besten Universitäten der Welt machen. Wie lebendig und vielfältig unsere Forschung, das Engagement der Studierenden und die Arbeit in den wissenschaftsstützenden Bereichen sind, zeigen die Beispiele dieser Ausgabe.
Ein Highlight ist sicherlich der neue Forschungscluster „Transforming Human Rights“. Oder folgen Sie unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Labore und Werkstätten, wo sie Kartoffeln klimaresistent machen, Robotern soziales Verhalten beibringen oder antike Schiffe und Geschütze nachbauen. Studierende entwickeln an der FAU senkrecht startende Flugzeuge oder überzeugen mit überragenden Leistungen bei den Paralympics. Und nicht zu vergessen die Menschen, die an unserer Uni arbeiten oder als Ehemalige der FAU stark verbunden sind. Besuchen Sie mit ihnen die KinderUni oder schauen Sie sich mit einer FAU-Alumna und Grimme-Preis-Trägerin eine Fernsehserie an.
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