Seit mehr als 25 Jahren beschäftigt sich Clemens Wachter mit der Historie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Als Archivar verwaltet Wachter das Universitätsarchiv und sorgt dafür, dass uns die Vergangenheit erhalten bleibt.
Clemens Wachter beschäftigt sich zwar täglich mit der Vergangenheit, seine Arbeit als Universitätsarchivar hat aber direkte Auswirkungen auf die Zukunft. Denn: Er entscheidet darüber, welche Dokumente für die weitere Geschichtsschreibung der Universität relevant sind. „Das ist natürlich eine nicht ganz unwichtige Entscheidung, weil man damit die Grundlagen dafür schafft, wie später die Uni-Geschichte bewertet werden kann.“ In den allermeisten Fällen sei es aber recht eindeutig, was archiviert und somit für immer aufbewahrt wird und was nicht, meint Wachter. Dafür sei er schließlich schon lange genug dabei, und es gebe viele Möglichkeiten zum Austausch mit Fachkolleginnen und Fachkollegen an anderen Universitätsarchiven.
Seine Faszination für die Geschichte der Region begleitet Wachter schon seit dem Studium. Der Historiker promovierte 1999 in fränkischer Landesgeschichte, davor studierte er Germanistik und Geschichte an der FAU. Und seine Leidenschaft ist bis heute ungebrochen: „Uni-Geschichte ist wirklich interessant, gerade bei der FAU als einer der alten Universitäten in Bayern. Da kann man viel herauslesen, wie sich Wissenschaft in verschiedenen politischen Systemen entwickelt“, erklärt Wachter. „Auch wenn es unschöne Vorkommnisse gab, die in jeder Uni-Geschichte zu finden sind, ist das eine Chance, daraus zu lernen.“ So unterstützt das Uni-Archiv aktuell tatkräftig das zuständige Team bei der Planung des Gedenk und Lernorts auf dem Gelände der ehemaligen Heil und Pflegeanstalt in Erlangen. Denn: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an dem Projekt beteiligt sind, arbeiten mit zahlreichen Quellen, die nur in Archiven einsehbar sind.
Voranschreitende Digitalisierung
In seinen Regalen beherbergt Wachter nicht nur hochoffizielle Urkunden, sondern auch Dokumente, die Aufschlüsse über persönliche Schicksale geben. Der Historiker erinnert sich insbesondere an ein Dokument aus dem Jahr 1933 über eine jüdische Studentin, „die man hinausgedrängt hat, weil sie sich angeblich zu sehr in Szene setzen würde“. Die Studentin habe sich den Aufzeichnungen zufolge immer auf den besten Platz gesetzt und sich auffällig gekleidet. Daraufhin verfassten die anderen Studierenden einen offenen Brief – mit Erfolg. „Wenn man das fast 100 Jahre später liest, dass also wirklich jemand aus ideologischen Gründen, heute würde man sagen, gemobbt wird, das sind schon Dokumente, die einem nahegehen.“
Wachters Arbeit besteht zu einem großen Teil aus der Beantwortung vieler Anfragen von Forschenden aus der ganzen Welt. „Früher war es eher selten, dass mal eine Anfrage aus Übersee kam“, erzählt er, mittlerweile sei das aber fast Alltag. Dank der voranschreitenden Digitalisierung des Archivs lassen sich diese Anfragen oft zügig beantworten. Das war nicht immer so. Wachter erinnert sich, dass er zu Beginn seiner Laufbahn Dokumente noch Satz für Satz abtippen musste, da historische Originale die Hitze eines Kopierers nicht vertragen: „Ein Riesenaufwand damals!“
In diesem Sinne sei die Digitalisierung zwar eine große Erleichterung, gleichzeitig sei die Archivierung aber auch deutlich komplexer geworden. „Eine Papierakte in 100 Jahren? Problemlos lesbar. Eine PDF-Datei von heute in 100 Jahren? Wird spannend.“ Für Clemens Wachter gilt also auch: Nichts ist so beständig wie der Wandel.
Matthias Jakoby

Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins
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