Bioreaktor-Anlage geht ans Netz

Startschuss für die Produktion und Einspeisung von grünem Methan aus dem ORBIT-Bioreaktor mit Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (Mitte), den an der FAU im Rahmen des BayWISS-Verbundkollegs Energie promovierenden Tobias Weidlich (2.v.l.) und Martin Thema sowie den Projektpartnerinnen der Universität Regensburg. Foto: Hermann Pentermann/Westenergie AG
Startschuss für die Produktion und Einspeisung von grünem Methan aus dem ORBIT-Bioreaktor mit Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (Mitte), den an der FAU im Rahmen des BayWISS-Verbundkollegs Energie promovierenden Tobias Weidlich (2.v.l.) und Martin Thema sowie den Projektpartnerinnen der Universität Regensburg. Foto: Hermann Pentermann/Westenergie AG

Bundesforschungsministerin gibt Startschuss für Felderprobung

Startschuss für die Produktion und Einspeisung von grünem Methan aus dem neuartigen ORBIT-Bioreaktor: Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, sowie Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, haben die zusätzliche Methanisierungsstufe aus dem Verbundvorhaben ORBIT in Ibbenbüren offiziell in Betrieb genommen. Sie stellt eine Ergänzung zu der bestehenden Power-to-Gas-Anlage dar, die seit 2015 von Westenergie betrieben wird. Den Forschungsverbund ORBIT koordiniert die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH), die FAU ist mit dem Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik daran beteiligt.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Die Power-to-Gas-Anlage in Ibbenbüren ist ein Beispiel dafür, wie wir die klimaneutrale Energieversorgung der Zukunft aufbauen können: Mit Innovationen, Tatkraft und in Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft. Zukunftsweisende Lösungen wie diese schaffen neue Wertschöpfung und Arbeitsplätze – und sorgen dafür, dass wir eine lebenswerte Welt an unsere Kinder und Enkel weitergeben können.“

Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, schließt sich an: „Wasserstoff und dessen Derivate sind Schlüsselelemente zur Vollendung der Energiewende. Dafür brauchen wir Projekte wie ORBIT, die innovative Ansätze in die Anwendung überführen. So können wir den Markthochlauf von Wasserstofftechnologien Realität werden lassen und unsere ambitionierten Ziele erreichen. Der Erfolg des Projekts zeigt auch, dass wir mit unserer Unterstützung der Energieforschung einen wichtigen Beitrag leisten können.“

Nach erfolgreichem Testbetrieb auf dem gemeinsamen Campus der OTH und der Universität Regensburg wird die Methanisierungsanlage jetzt bis Ende dieses Jahres in Ibbenbüren im Feld erprobt. Hier bezieht sie grünen Wasserstoff aus einem mit erneuerbarem Strom betriebenen Elektrolyseur und Kohlenstoffdioxid aus der Bioethanolproduktion und speist das erzeugte grüne Gas ins Gasnetz des Tecklenburger Landes ein. Prof. Dr. Michael Sterner, OTH Regensburg, sagt: „Hier wird die Wasserstoffrepublik Deutschland Realität: durch die konstruktive und interdisziplinäre Zusammenarbeit konnten wir innerhalb kurzer Zeit ein funktionierendes System von der Grundlagenforschung bis in die Anwendung im Feld bekommen.“

Über das Forschungsprojekt ORBIT

ORBIT steht für ‚Optimierung eines Rieselbett-Bioreaktors für die dynamische mikrobielle Biosynthese von Methan mit Archaeen in Power-to-Gas-Anlagen‘. Das Forschungsprojekt läuft seit Juli 2017 und wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit 1,14 Millionen Euro gefördert. Es hat zum Ziel, bis Ende 2020 die biologische Methanisierung als effiziente Energiespeicher- und Sektorkopplungstechnologie für die Zukunft weiterzuentwickeln. Das ist ein Prozess, in dem regenerativ erzeugter Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid von Methan-produzierenden Archaeen zu Methan umgewandelt werden. Archaeen sind Mikroorganismen und gehören zu den ältesten Lebewesen der Erde, die sich vor über 3,5 Milliarden Jahren entwickelten. Methanogene Archaeen kommen in sauerstofffreien Lebensräumen wie Mooren und Sümpfen, geothermalen Quellen oder der Tiefsee aber etwa auch im Verdauungstrakt des Menschen und anderen Säugetieren vor. Das produzierte Methan kann als Ersatz für fossiles Erdgas dazu beitragen eine erneuerbare Energieversorgung der Zukunft mitzugestalten.

Projektpartner sind die Universität Regensburg mit dem Lehrstuhl für Mikrobiologie und Archaeenzentrum Regensburg, die FAU mit dem Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik sowie aus der Industrie die Firmen Electrochaea GmbH, microbEnergy GmbH (Viessmann Group) und MicroPyros GmbH. Als assoziierte Partner stellen die Westenergie AG und ihr Verteilnetzbetreiber Westnetz GmbH die Infrastruktur für die Erprobung im Feld zur Verfügung und waren Gastgeber für den heutigen Termin. Der DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs) ist mit seiner Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie als Projektbeirat beteiligt.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Jürgen Karl
Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik
Tel.: 0911/5302-9021
juergen.karl@fau.de