Auf dem Weg zum ersten bayerischen Quantencomputer

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(Bild: MQV: Christoph Hohmann)

FAU ein Gründungspartner des Munich Quantum Valley

Nur ein Jahr nach der Absichtserklärung der Bayerischen Staatsregierung ist mit der feierlichen Unterzeichnung der Gründungsurkunde in den Räumen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften das Munich Quantum Valley nun auch formal als Verein gegründet worden. Komplementär zur Förderung aus der Hightech Agenda Bayern in Höhe von 300 Millionen Euro haben die Mitglieder der Initiative bereits Bundesmittel in Höhe von mehr als 80 Millionen Euro eingeworben. Die FAU ist einer der Gründungspartner des neuen Netzwerks.

Mit der Gründung als Verein konstituiert sich die Initiative „Munich Quantum Valley“ nun auch formal. Im Beisein des Bayerischen Ministerpräsidenten, Dr. Markus Söder, MdL, des Bayerischen Wissenschaftsministers Bernd Sibler, MdL, und der Amtschefin im Bayerischen Wirtschaftsministerium, Frau Dr. Sabine Jarothe, unterzeichneten die Präsidenten der beteiligten Universitäten und Wissenschaftsorganisationen nun die Gründungsurkunde.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder: „Quantencomputing ermöglicht völlig neue Arten der Forschung. Das ist die nächste Generation der Super-Rechner. Wir werden Bayern dabei zum internationalen Champion entwickeln. Im Munich Quantum Valley vernetzen wir unsere Besten der Wissenschaftsszene. Die besten Köpfe der Welt sollen in Bayern studieren und lehren. Mit der Hightech Agenda Plus investieren wir insgesamt 3,5 Mrd. Euro für 13.000 neue Studienplätze und 1000 Professuren. Denn Technik ist Zukunft.“

Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger: „Das Munich Quantum Valley ist europaweit ein einzigartiges Netzwerk aus Wissenschaft und Wirtschaft, das aus Industriepartnern, Universitäten und anwendungsorientierter Forschung besteht. Im Munich Quantum Valley soll der erste Quantencomputer „Made in Bavaria“ gebaut werden. Dem Quantencomputing wird zukünftig eine Schlüsselrolle bei der Erforschung von neuen Medikamenten, bei Optimierungen in der Logistik oder in der Materialforschung zukommen. Mit dem Munich Quantum Valley haben wir die Chance in Bayern den Grundstein für eine echte Quantenindustrie zu legen.“

Wissenschaftsminister Bernd Sibler: „Mit dem Munich Quantum Valley verfolgen wir ein ganz klares Ziel: Wir positionieren Bayern in der Forschung und beim Einsatz der Quantenwissenschaften und -technologien an der Spitze Europas. Bereits jetzt verfügen wir in der Region München über herausragende wissenschaftliche Kompetenzen im Bereich der Quantentechnologien. Diese bündeln wir zu einem leistungsfähigen Hightech-Ökosystem von Wissenschaft und Wirtschaft, das wir um die Expertise weiterer bayerischer Standorte ergänzen.“

FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger: „Wir sind stolz darauf, als FAU Gründungspartner dieser zukunftsweisenden Initiative zu sein. Mit dem Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts und unserem neuen Sonderforschungsbereich “Quantenkooperativität von Licht und Materie” haben wir uns eine starke Position gerade in der Quantenmetrologie, der Quantenkommunikation, aber auch dem Quantencomputing erarbeitet und sehen das Thema ganz oben auf unserer Forschungsagenda.“

Europaweit einzigartiges Netzwerk

Zentrales Ziel der Initiative Munich Quantum Valley ist es, in den kommenden fünf Jahren ein Zentrum für Quantencomputing und Quantentechnologie (ZQQ) aufzubauen. Hier sollen die drei derzeit aussichtsreichsten Quantencomputing-Technologien verfügbar sein, also sowohl ein Computer auf Basis von supraleitenden Qubits als auch solche mit Qubits auf Basis von Ionen und Atomen.

Darüber hinaus soll ein Quantentechnologiepark entstehen, um die Forschungskapazitäten zu bündeln und die schnelle Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in marktreife Produkte zu forcieren. Flankiert werden die Aktivitäten durch den Aufbau von Aus- und Fortbildungsangeboten sowie Maßnahmen zur Förderung von Start-ups in den Quantentechnologien.

Gründungspartner des Munich Quantum Valley sind die die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Technische Universität München und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie die Bayerische Akademie der Wissenschaften, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die Fraunhofer Gesellschaft und die Max-Planck-Gesellschaft.

Zwar ist die FAU nicht in München ansässig, dennoch bringt ist sie ihre umfangreiche Expertise in die bayerische Initiative ein. Vornehmlich wird dies in zwei Forschungsdisziplinen der Fall sein: In der Physik werden vor allem die Integration von Soft- und Hardware-Entwicklung durch Co-Design Strategien vorangetrieben und Algorithmen für Materialsimulationen mit Quantencomputern entwickelt. Im Department Elektrotechnik – Elektronik – Informationstechnik werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spezialisierte und hochsensitive integrierte elektronische Schaltungen für Quantencomputer, die in einer Milli-Kelvin Temperaturumgebung eingesetzt werden können, entwerfen.

Erste Erfolge bestätigen das Konzept

Bisher haben sich unter dem Dach des Munich Quantum Valley mehr als 40 universitäre Einrichtungen, Forschungsinstitute und Unternehmen zusammengefunden. Auch die wissenschaftliche Arbeit hat bereits begonnen.

In acht Forschungskonsortien, die alle zum Aufbau und Betrieb von Quantencomputern notwendigen Kompetenzen abdecken, arbeiten rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Über Leuchtturm-Projekte soll in Zukunft die Expertise weiterer Regionen Bayerns eingebunden und die wissenschaftliche Basis verbreitert werden.

Komplementär zur Förderung aus der Hightech Agenda Bayern in Höhe von 300 Millionen Euro haben Mitglieder der Initiative im zurückliegenden Jahr durch gemeinsame Anträge bereits mehr als 80 Millionen Euro an Mitteln aus Förderprogrammen der Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie für Wirtschaft und Klimaschutz eingeworben.

Weitere Informationen

Pressestelle der FAU
Tel.: 09131/85-70229
presse@fau.de

Forschung

Bislang erfolgt die Erzeugung und Speicherung elektrischen Stroms aus Sonnenenergie in verschiedenenen Geräten, was mit Wandlungsverlusten verbunden ist. Das könnte sich bald ändern: Chemiker der FAU sowie anderer Forschungseinrichtungen untersuchen ein Kohlenwasserstoff-Molekül, das Sonnenlicht wahlweise in elektrischen Strom umwandeln oder die Energie über lange Zeit in chemischer Form speichern kann.

Gelbfieber und andere zum Teil gefährliche Infektionskrankheiten werden durch Erreger aus der Familie der Flaviviren ausgelöst. Für das Gelbfieber steht eine sehr wirksame Impfung zur Verfügung, die jahrzehntelangen Schutz bietet. Ein Forschungsteam der FAU und verschiedene Partner untersuchen, wie sich das Erfolgsgeheimnis der Gelbfieber-Impfung auf andere durch Flaviviren ausgelöste Infektionen übertragen lässt.