FAU-Römerboot: Rudern, um etwas über sich zu lernen

FAU-Römerboot Segeltest: Rahsegel (Bild: Andre Werner)
FAU-Römerboot Segeltest: Rahsegel (Bild: Andre Werner)

Interdisziplinäres FAU-Projekt nutzt Römerboot für Jugendpädagogik

Als die F.A.N., eines der Römerboote der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Anfang August über den Altmühlsee fuhr, saß nicht das eingespielte Team, an den Riemen, das den originalgetreuen Nachbau üblicherweise rudert. Die Besatzung der F.A.N. bestand vielmehr aus Kindern und Jugendlichen zweier therapeutischer Wohngruppen der Rummelsberger Dienste für junge Menschen (RDJ). Geleitet wurde die ungewöhnliche Expedition von Althistoriker und Römerboot-Projektleiter Prof. Dr. Boris Dreyer, Professur für Alte Geschichte, und Prof. Dr. Thomas Eberle, Inhaber des Lehrstuhls für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt Schulentwicklungsforschung und Experiential Learning. Begleitet wurden die beiden noch von Andreas Taschka, dem Leiter der therapeutischen Jugendhilfegruppen, und weiteren Teammitgliedern aus allen drei Bereichen.

Drei Tage voller Action

Rudern mit dem Römerboot war Teil eines interdisziplinären Projekts, das durch eine Kooperation beider FAU-Professoren erwachsen ist. „Das Ziel war, eine erfahrungsorientierte Lernumgebung zu schaffen, die Aspekte der römischen Geschichte in Deutschland aufgreift und mit der Förderung von Selbst- und Teamkompetenz verbindet“, erklärt Prof. Eberle. Die Kinder und Jugendlichen sollten in vielfältigen Aktivitäten neue Lernerfahrungen machen, sich selbst besser kennenlernen und durch unmittelbare Rückmeldung ihre Zusammenarbeit im Team verbessern. „Wir gestalteten Teamübungen und Gesprächsrunden.  die den Lernprozess unterstützten und halfen, das Erlebte zu reflektieren“, erläutert Simon Taschka, Mitarbeiter am Lehrstuhl Eberle. Doch die Kinder und Jugendlichen haben dabei nicht nur das Rudern für sich entdeckt. In einer Führung durch die Werft im Seezentrum Schlungenhof gewährte Boris Dreyer den Teilnehmenden tiefe Einblicke in die Bauweise der Römerboote, des Keltenwagens und der antiken Geschütze.

Am zweiten Tag wurde dann wieder gearbeitet. Einige der Teilnehmenden tauschten die Ruder mit Hobel und Zieheisen und halfen zwei neue Riemen zu fertigen. Außerdem musste der Schiffsrumpf des neuen Römerboots, der Alchmona rediviva („wiederbelebte Altmühl“), mit Hanfschnüren abgedichtet und mit heißem Teer bestrichen werden. Im Außenbereich schürten andere Teilnehmende den Ofen, kneteten Brotteig, formten Fladen, buken römisches Brot, das sogenannte panis militaris, und bereiteten Knoblauchöl vor.

Seinen Abschluss fand das Projekt am dritten Tag mit einer erneuten Ausfahrt des römischen Patrouillenbootes. „Die Gruppe änderte selbständig die Sitzordnung, um sich gegenseitig möglichst gut zu unterstützen“, erzählt Prof. Eberle. „Außerdem fiel uns auf, wie das gesamte Team die am Montag erlernten Manöver umsetzte und weitestgehend im Takt ruderte.“ Den Kindern und Jugendlichen, aber auch den Erwachsenen ist so eindrucksvoll gezeigt worden, wie wichtig ein Zurückstellen aktueller individueller Bedürfnisse zugunsten des Teamerfolgs und gemeinsames Arbeiten im Rhythmus für eine effiziente Fahrt ist. „Der subjektive positive Eindruck über Verbesserungen wurde außerdem durch GPS-Daten der Fahrten bestätigt“, sagt Prof. Dreyer.

Schon jetzt ist geplant, Ende September wieder den Altmühlsee aufzusuchen. Dann nämlich wird das nächste Römerboot der FAU zu Wasser gelassen.



Weitere Informationen:

Prof. Dr. Thomas Eberle
Tel.: 01784037543
office@thomaseberle.de

Prof. Dr. Boris Dreyer
Tel.: 0157 34293933
boris.dreyer@fau.de