Internationale Arbeitsgruppen der Paläontologie formulieren „Big Questions“
Knapp 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, über 30 Nationen, mehr als fünf Jahre Projektarbeit – und am Ende stehen 89 „Big Questions“, die wichtigsten offenen Forschungsfragen der Paläontologie. Die Fragen sind nun in der Fachzeitschrift Paleobiology veröffentlicht worden. Prof. Dr. Wolfgang Kießling, Lehrstuhl für Paläoumwelt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), ist Seniorautor der Studie.
Prof. Kießling betont die Bedeutung der Studie für die gesamte Paläontologie: „In etablierten Disziplinen wie der Physik oder der Biomedizin sind die großen Fragen seit langem klar formuliert – und haben maßgeblich zum wissenschaftlichen Fortschritt beigetragen. Dass wir diesen Schritt nun auch in der Paläontologie gehen, ist ein wichtiges Signal für die Weiterentwicklung unseres Fachs.“
Die Initiative beruht auf einem weltweit offenen Prozess, bei dem über 500 Fragen gesammelt wurden. Unterteilt in 13 Themengruppen haben Arbeitskreise diese Fragen diskutiert und zusammengeführt. Das Ziel: Anreize für neue Projekte schaffen. Finanziert wurde das Projekt mit knapp einer Million Euro durch die VolkswagenStiftung.
Warum die Fragen für die Öffentlichkeit so bedeutsam sind
Die Themen reichen vom Massenaussterben über Biodiversitätsmuster bis hin zu strukturellen Fragen wie der Stellenwert musealer Sammlungen. Weil die Fragen unter anderem auf die Folgen des Klimawandels und des Artensterbens abzielen, ist die Erforschung der Fragen auch von großer Bedeutung für die breite Öffentlichkeit.
Deutlich machen dies beispielweise folgende Fragen: „How can we best use the fossil record to predict climate change impacts on the modern biota?“ aus dem Themenbereich „Climate Change Past and Present “ untersucht, wie gut diese Daten auf die heutige Klimakrise angewendet verwenden können.
Daneben erforscht die Frage „What is the role of cascading biological effects in extinction dynamics?“ aus dem Themenfeld „Extinction Dynamics” wie wahrscheinlich es ist, dass das Verschwinden einzelner Arten verheerende Kettenreaktionen von weiteren Artensterben in den Ökosytemen auslöst.
Das Gesicht hinter den 89 Fragen

„Das Ziel war es, die wichtigsten offenen Fragen der Paläontologie gemeinsam zu identifizieren. Diese Fragen bilden nun eine Roadmap für Forschung, Förderung und internationale Zusammenarbeit,“ so Erstautor der Studie, Dr. Jansen Smith. Von September 2020 bis November 2022 war er Post-Doktorand am Lehrstuhl für Paläoumwelt an der FAU und federführend an dem Projekt beteiligt. Heute ist er als Professor an der University of Minnesota Duluth in den USA tätig.
Mehr Informationen:
Prof. Dr. Wolfgang Kießling
Lehrstuhl für Paläoumwelt (GeoZentrum Nordbayern)
Tel.: 09131/85-26959
wolfgang.kiessling@fau.de
