Wohlklang oder Lärm?

Illustration zu Akustik
Dieselbe Lautstärke, unterschiedliche Reaktion: Wir empfinden Geräusche unterschiedlich nervig, auch wenn sie gleich laut sind. Wie wir welches Geräusch empfinden, versucht eine FAU-Forschungsgruppe vorherzusagen. (Bild: Wolfgang Irber)

Von Lärm und Sounddesign

Das Ohr ist ein faszinierendes Organ: Es fängt Luftschwingungen ein, die auf das Trommelfell treffen, und leitet entsprechende Impulse an unser Gehirn weiter. Menschen können solche Schwingungen im Bereich zwischen 20 Hertz und 20 Kilohertz wahrnehmen. Das ist messbar, ebenso wie der Schalldruckpegel, den wir im Allgemeinen als Lautstärke bezeichnen. Physikalisch nicht messbar hingegen ist, wie wir Töne empfinden. Lärm oder Dissonanz sind menschliche, oft unbewusste Wahrnehmungen, die rational kaum erklärbar sind.

So kann das objektiv leise Sirren einer Mücke – sie bringt es auf etwa zehn Dezibel – als wesentlich nerviger empfunden werden als etwa das Rauschen des Ozeans, das mit 60 Dezibel ungefähr so laut ist wie ein vorbeifahrendes Motorrad. Entscheidend für unser Empfinden ist auch der Nutzen, der mit einem Geräusch verbunden ist: Die im Freien stehende Wärmepumpe der Nachbarin kann einem den Schlaf rauben, als deutlich weniger belastend hingegen wird das eigene Gerät wahrgenommen.

Geräusche geben Rückmeldung

„Lärm ist das falsche Geräusch am falschen Ort zur falschen Zeit“, sagt Stefan Becker. Becker ist Professor am Lehrstuhl für Prozessmaschinen und Anlagentechnik (IPAT) und leitet dort den Forschungsbereich „Fluidsystemdynamik und Strömungsakustik“. Er und sein Team untersuchen die Wirkung von Schallereignissen auf den Menschen. Mit Modellen, die das menschliche Gehör simulieren, versuchen die Forscher, zuverlässige Voraussagen über die Klangcharakteristik eines Geräusches zu treffen.

Dabei geht es zum einen um die Reduzierung von Lärm, etwa durch die strömungsoptimierte Gestaltung von Turbomaschinen oder Lüftungsanlagen. Nicht immer aber soll Technik einfach nur leise sein, sondern oft auch Erwartungen erfüllen und Rückmeldung geben: „Ein Staubsauger etwa, der gar kein Geräusch macht, würde als leistungsschwach empfunden werden“, erklärt Stefan Becker. „Und ein hochwertiges Auto muss auch hochwertig klingen.“ In aktuellen Projekten beschäftigen sich die Physiker deshalb intensiv mit dem Sounddesign von Fahrzeugen, darunter auch E-Bikes, und arbeiten dabei mit namhaften Herstellern zusammen.


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