Hals über Kopf

Röntgenbilder Kopf
Several resonance imaging (MRI) of the brain. Selective focus

Am Erlanger Kopf-Hals-Tumor-Zentrum werden onkologische Patientinnen und Patienten umfassend behandelt

Darm- und Lungenkrebs sind die bekanntesten unter den häufigen Tumorerkrankungen. Was viele nicht wissen: Auch Kopf-Hals-Tumoren zählen – auf Platz sechs – zu den meistverbreiteten Krebsarten. In Deutschland erhalten allein etwa 13.000 Menschen pro Jahr die Diagnose Mundhöhlen- oder Rachentumor. Eine solche Erkrankung hat weitreichende Folgen: Patienten können teilweise nicht mehr richtig schlucken. Dadurch fallen Essen und Trinken schwer und auch das Sprechen ist – je nach Lage des Tumors – eingeschränkt. Mit der Sensibilisierungswoche für Kopf-Hals-Tumoren vom 21. bis 25. September 2020 will die Europäische Kopf-Hals-Gesellschaft (European Head and Neck Society, EHNS) auf die Tumorerkrankungen im Kopf-Hals-Bereich aufmerksam machen und über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten aufklären. Eine umfassende Versorgung erhalten Betroffene in spezialisierten Organkrebszentren, die von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert sind und somit hohe Standards erfüllen. Das Kopf-Hals-Tumorzentrum (Sprecher: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro und Prof. Dr. Dr. Marco Kesting) am Universitätsklinikum Erlangen war eines der ersten Zentren, die zertifiziert wurden und ist mittlerweile das größte Kopf-Hals-Tumorzentrum in Deutschland.

Zu den Kopf-Hals-Tumoren zählen neben Mundhöhlenkarzinomen, also z. B. Tumoren von Lippen, Zunge, Gaumen oder Speicheldrüsen, auch bösartige Tumoren des Rachens (Pharynxkarzinom), des Kehlkopfes (Larynxkarzinom), der Nase, der Nasennebenhöhlen sowie des äußeren Halses. Rauchen und regelmäßiger Genuss von Alkohol erhöhen das Risiko, an einem derartigen Tumor zu erkranken. Gerade bei jüngeren Menschen lösen Humane Papillomviren (HPV) die bösartigen Zellwucherungen aus. Diese Viren sind vor allem dafür bekannt, Gebärmutterhalskrebs zu verursachen; sie können aber eben auch im Kopf-Hals-Bereich Gewebeveränderungen hervorrufen. In den vergangenen Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, an Kopf-Hals-Tumoren zu erkranken, insbesondere bei Frauen weltweit angestiegen. „Typische Beschwerden wie Heiserkeit, Schluckbeschwerden oder Halsschmerzen erscheinen vielen harmlos, sie können jedoch auf ernst zu nehmende Kopf-Hals-Tumoren hinweisen“, erklärt PD Dr. Antoniu-Oreste Gostian, Koordinator des Kopf-Hals-Tumorzentrums und Oberarzt der HNO-Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. „Leider werden diese Krebsarten aufgrund der vermeintlich unbedenklichen Symptome oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert und behandelt. Vergehen die Beschwerden innerhalb von drei Wochen nicht von allein, sollte daher unbedingt ein HNO-Arzt konsultiert werden.“

Umfassende Möglichkeiten

Im Kopf-Hals-Tumorzentrum des Uni-Klinikums Erlangen stehen Patienten alle Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung: von minimalinvasiven Operationen mit Laser über robotergestützte Eingriffe und Radio-Chemotherapie bis hin zur Immuntherapie. Betroffene erhalten die individuell für sie passende Behandlung. Auch große Tumoren können operativ entfernt und fehlendes Gewebe durch Verpflanzung von Gewebe aus anderen Körperstellen, z. B. vom Unterarm oder Oberschenkel, entsprechend rekonstruiert werden. Kopf-Hals-Tumorpatienten profitieren am Uni-Klinikum Erlangen aber auch von Studien und Behandlungsmethoden, die andernorts noch nicht zur Verfügung stehen. „Mit unserem standardisierten Schmerzkonzept bieten wir hier jederzeit eine optimale Behandlung therapiebedingter Schmerzen. Dabei stimmen wir die Behandlung auf jeden Patienten individuell anhand seiner persönlichen Schmerzangaben ab“, ergänzt Dr. Gostian. „Darüber hinaus bieten wir eine Vielzahl von Hilfestellungen während und nach der Krebstherapie. So unterstützen unsere erfahrenen Logopäden Betroffene beispielsweise beim Sprechen und Schlucken. Ernährungstherapeuten geben zusätzlich Tipps für leicht zu schluckende und trotzdem nährstoffreiche und schmackhafte Gerichte. Für die Versorgung in der häuslichen Umgebung nach Abschluss der stationären Behandlung gibt der erfahrene Sozialdienst der HNO-Klinik jede mögliche Hilfestellung.“

Weitere Informationen:

PD Dr. Antoniu-Oreste Gostian
Tel.: 09131/85-33156
antoniu-oreste.gostian@uk-erlangen.de