Stipendium: „Ich habe mich mehr unterstützt und gesehen gefühlt“

V.l.: Ihor Horishnyi, Yaroslava Larionova, Yaroslav Fedorchuk (Bilder: privat)

Dietrich und Elke Möller-Stiftung bietet Mentoring und Stipendien für ukrainische Studierende

Yaroslava Larionova studiert im vierten Semester den FAU-Masterstudiengang Human Rights und erhält seit Oktober 2024 das Stipendium der Möllers. Seit 2022 unterstützen Dietrich und Elke Möller ukrainische Studierende und Promovierende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mit einjährigen Stipendien. Dieses Stipendien-Programm ist Teil der KNU-FAU-Allianz, einem Bündnis der Kijew National University und der FAU. Im Interview erzählt Yaroslava Larionova wie sie die Zeit mit dem Stipendium erlebt.

Frau Larionova, seit Oktober 2024 erhalten Sie Unterstützung durch die Möller-Stiftung. Wie hat sich Ihr Studienleben seit dem Stipendium verändert?

Das Stipendium hat es mir ermöglicht, mich intensiver auf mein Studium und meine Abschlussarbeit zu konzentrieren, ohne ständig auf die Finanzen zu achten. Meine akademischen Leistungen haben sich verbessert und ich habe mich mehr unterstützt und gesehen gefühlt. Das ist für mich als ukrainische Studentin in einem völlig neuen Umfeld mit komplexen Emotionen besonders wichtig. Das Gefühl der Solidarität durch die Stiftung hilft mir, mich weniger allein zu fühlen. Sie hat mir auch die Freiheit gegeben, ein Praktikum im „Center for Civil Liberties“ zu absolvieren. Das ist eine ukrainische Menschenrechtsorganisation, die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Was hat Sie dazu bewogen, sich auf ein Stipendium der Familie Möller zu bewerben?

Ich habe mich beworben, weil mich das Engagement der Stiftung nicht nur für ukrainische Studierende, sondern auch für die Ukraine als Ganzes tief bewegt hat. Die Unterstützung eines Kinderheims in der Ukraine zeigt beispielsweise ein Maß an Fürsorge, das weit über den akademischen Bereich hinausgeht. Außerdem sind mir Gleichberechtigung, Fairness und der Zugang zu Bildung schon immer wichtig. Die Möller-Stiftung steht für diese Ideale und bietet Hilfe. Die Bewerbung ermöglichte mir auch, mich stärker mit der FAU-Gemeinschaft, dem ukrainischen Studierendennetzwerk und Menschen zu verbinden, denen die Gegenwart und Zukunft unseres Landes am Herzen liegt.

 

Gleichberechtigung, Fairness und der Zugang zu Bildung waren mir schon immer wichtig. Die Möller-Stiftung steht für diese Ideale und bietet Hilfe.

Yaroslava Larionova

 

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft nach Ihrem Master an der FAU?

Ich würde gerne in die Ukraine zurückkehren und in Kijew leben, denn das ist schon lange ein persönliches Ziel von mir. Gleichzeitig bereitet mir die sich verschlechternde Sicherheitslage dort große Sorgen, so dass es äußerst schwierig ist, Pläne für die nahe Zukunft zu machen. Beruflich hoffe ich, mich weiterhin für die Menschenrechte einsetzen zu können. Ich interessiere mich auch für Jugendarbeit und soziale Bildung, insbesondere im Rahmen des Menschenrechtsdiskurses.

Im März 2025 haben Sie in Ihrem Master-Jahrgang eine Exkursion nach Genf gemacht und dort einen Einblick in die Arbeit der UN bekommen. Was haben Sie von dieser Reise mitgenommen?

Die Reise nach Genf war eine unglaubliche Bereicherung für mich. Wir besuchten wichtige Institutionen wie den UN-Menschenrechtsrat, das Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Durch den Besuch von Sitzungen des Menschenrechtsrats und den direkten Austausch mit Experten – vom ehemaligen Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit bis hin zu den Rechtsexperten des Roten Kreuzes – wurden die Inhalte aus unserem Studium viel greifbarer. Besonders inspiriert hat mich die Mischung aus Politik, Recht und der Arbeit vor Ort, die diese Organisationen miteinander verbinden.

 

Beruflich hoffe ich, mich weiterhin für die Menschenrechte einsetzen zu können.

Yaroslava Larionova

Der Master an der FAU ist nicht Ihre erste Berührung mit dem Thema Menschenrechte. Schon in der Ukraine haben Sie sich im „KIEC European Club“ für Menschenrechte engagiert. Was haben Sie hier gemacht?

Von 2015 bis 2021 habe ich als Freiwillige in meiner Heimatstadt Krementschuk im „KIEC European Club“ gearbeitet. Das ist ein Informations- und Bildungszentrum. Hier habe ich bei der Organisation von Projekten zur Menschenrechtserziehung, Bürgerbeteiligung und Integration von Vertriebenen, die von der seit 2014 andauernden russischen Invasion in der Ukraine betroffen sind, geholfen. Außerdem war ich Mitorganisatorin des mobilen Menschenrechtsfilmfestivals an meiner Schule und nahm an der gesamtukrainischen Menschenrechtsschule für Jugendaktivisten teil. Später arbeitete ich mit Kindern aus benachteiligten Verhältnissen in Polen und Litauen.

Zwei weitere Stipendiaten berichten

Ihor Horishnyi studiert im 7. Semester Medizin und sagt: „Ich bin Dr. Dietrich und Dr. Elke Möller sowie allen Unterstützerinnen und Unterstützern der Möller-Stiftung von Herzen dankbar. Dieses Stipendium spielt eine entscheidende Rolle für meinen weiteren Bildungsweg, denn dank der großzügigen Unterstützung kann ich mein Medizinstudium fortsetzen, das durch die grausame russische Aggression unterbrochen wurde. Ich hoffe, eines Tages mein Traumdiplom in den Händen zu halten.“

Yaroslav Fedorchuk studiert im Master International Business Studies an der FAU: „Die Unterstützung durch die Möller-Stiftung bedeutet mir sehr viel – sowohl in finanzieller Hinsicht und als Zeichen des Vertrauens und der Solidarität. Die Stiftung ermöglicht mir, mich voll auf mein Studium zu konzentrieren, Praktika zu absolvieren und mich weiterhin ehrenamtlich in der Ukraine zu engagieren. Die Unterstützung für ukrainische Studenten in diesen schwierigen Zeiten motiviert mich, mich weiterzuentwickeln und in Zukunft zur Stärkung der Partnerschaft zwischen der Ukraine und Deutschland beizutragen.“


Über die Möller-Stiftung

Das Ehepaar Dietrich und Elke Möller hat sich in den 1980er-Jahren während des Studiums in Kijew kennengelernt. Er hat in der ukrainischen Hauptstadt Elektrotechnik studiert, sie Internationales Recht. Nach einem langen aktiven Berufsleben in Moskau kehrten sie 2019 nach Deutschland zurück und suchten nach einem Weg, Studierenden und Promovierenden aus der Stadt ihrer ehemaligen Gastuniversitäten eine finanzielle Unabhängigkeit zu bieten, um diesen einen genauso inspirierenden Auslandsaufenthalt in Deutschland zu ermöglichen. Also riefen sie noch im selben Jahr die Dietrich und Elke Möller-Stiftung ins Leben. Neben weiteren Wohltätigkeitsmaßnahmen, zum Beispiel im Wohnbereich, vergibt die Stiftung seit 2022 jährlich vier Stipendien an ukrainische Studierende und Promovierende der FAU. Für ein Jahr erhalten die Stipendiatinnen und Stipendiaten monatlich 625 Euro. Dieses Stipendien-Programm ist Teil der KNU-FAU-Allianz. Die Allianz hat zum Ziel das ukrainische Hochschulsystem zu stärken, welches durch den anhaltenden Krieg stark angeschlagen ist.


Mehr Informationen:

Dr. David Schkade
S-PROJEKT – EELISA Europäische Hochschulallianz
Tel.: 09131/85-26326
david.schkade@fau.de