Interaktives Angebot der FAU für alle Altersstufen
Mit dem digitalen Lernhaus „Jüdisches Leben“ stellt die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ein innovatives Bildungsangebot vor, das jüdisches Leben in Geschichte und Gegenwart auf neue Weise zugänglich macht. Das Projekt verfolgt das Ziel, die Perspektive auf das Judentum zu erweitern und über eine rein historische Darstellung hinauszugehen. Statt Judentum ausschließlich als eine Geschichte von Verfolgung und Leid zu erzählen, rückt das Lernhaus das vielfältige, lebendige jüdische Leben in Deutschland in den Mittelpunkt – kulturell, religiös und gesellschaftlich. Gleichzeitig leistet es einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Antisemitismus, indem es Wissen vermittelt, Begegnung fördert und zur Reflexion anregt. Kürzlich haben sich Vertreter/-innen aus Wissenschaft und Öffentlichkeit einen ersten Eindruck machen können.
Mit dem digitalen Lernhaus „Jüdisches Leben“ setzt die FAU ein starkes Zeichen für Bildung, Vielfalt und Erinnerungskultur. Das Projekt schafft einen zeitgemäßen Lernraum, der Wissen vertieft, Perspektiven erweitert und einen aktiven Beitrag zu gesellschaftlichem Zusammenhalt leistet.
Dr. Ludwig Spaenle, Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung: „Mit dem digitalen Lernhaus stößt die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg das Tor auf zu jungen Zielgruppen, die den Weg zu authentischen Lernorten wie Synagogen oder Erinnerungsorten vielleicht noch nicht gehen, aber angestoßen durch Angebote des Lernhauses künftig auch diesen Weg einschlagen können. Zudem öffnet die FAU den Blick der Nutzer auf das reichhaltige jüdische Leben, das zwar auch von vielen Phasen der Auseinandersetzung mit der Bevölkerung und vor allem der Herrschaft gekennzeichnet ist, aber auch solche des Miteinanders und des Zusammenlebens kennt. Gerade Franken und Schwaben bieten dazu vielfältige Beispiele.“
Lernen für alle Altersgruppen
Das Lernhaus ist als digitales Gebäude konzipiert und umfasst mehrere interaktive Themenräume, die Besucherinnen und Besucher zu eigenem, forschenden Lernen einladen. Gestaltet wurde das Lernhaus im Graphic-Novel-Stil von Britta Wagner, Fürth, technisch umgesetzt von Roland Hallmeier vom FAU Kompetenzzentrum Lehre. Zu den Räumen gehören unter anderem Artefakte-Aktivräume, ein Biografien-Archiv, eine Lernumgebung zu Antisemitismus, ein Raum der Erinnerungen sowie ein Synagogen-Lernbereich. Ein Ticket-System ermöglicht die individuelle Auswahl von Themen und Aufgaben – abgestimmt auf verschiedene Zielgruppen vom Grundschulalter über die Sekundarstufe bis zu Studierenden und für die Erwachsenenbildung. Die Inhalte reichen von religiösen und kulturellen Aspekten jüdischen Lebens über historische Biografien hin zu Formen und Mechanismen des Antisemitismus in Vergangenheit und Gegenwart. Dabei eignet sich das Lernhaus gleichermaßen für selbstgesteuertes, asynchrones Lernen wie für den moderierten Unterricht. Es wird kostenfrei für Bildungszwecke zur Verfügung stehen.
„Das Digitale Lernhaus ist ein Meilenstein für innovative Bildungsarbeit. Es verbindet moderne digitale Lernformen mit fundiertem und authentischem Wissen über jüdisches Leben und schafft Räume, in denen Lernende aller Altersgruppen selbstständig entdecken, verstehen und hinterfragen können. Damit stärkt es nicht nur das Bewusstsein für die Vielfalt jüdischer Kultur, sondern setzt auch ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus“, betont der Projektleiter Dr. Werner Haußmann vom Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Evangelischen Religionsunterricht anlässlich des Pre-Launches. Lobende Anerkennung und die besten Wünsche überbrachten auch der Antisemitismusbeauftragte der FAU, Prof. Dr. Lutz Edzard, und Prof. Dr. Thomas Zeilinger, Beauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für Ethik im Dialog mit Technologie und Naturwissenschaft.
Rabbiner Steven Langnas zeigte sich überzeugt, dass „zahllose Menschen durch das Lernhaus gebildet, informiert, inspiriert, erleuchtet und bereichert werden“ und bedankte sich im Namen der jüdischen Gemeinde für den „unermesslichen Beitrag zum jüdischen Leben in Deutschland“, den das Team um Dr. Werner Haußmann mit dem Lernhaus geleistet habe.
Aktiver Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt
Entwickelt wird das Projekt in enger Abstimmung mit Vertretern jüdischer Gemeinden sowie in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Studierenden und Lehrenden aus Religions- und Geschichtsdidaktik und dem Fachbereich Theologie der FAU. Unterstützt wird es von mehreren Partnerinstitutionen und Förderern, darunter der Verein Begegnung Christen und Juden Bayern, das Gesellschaftswissenschaftliche Institut für Zukunftsfragen München, die Evangelische Kirche in Bayern, die Evangelische Kirche in Deutschland, der Universitätsbund der FAU, der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV), die Manfred Roth Stiftung, die Dr. German Schweiger Stiftung sowie das Förderprogramm WirWunder der Stadtsparkasse Nürnberg. Außerdem haben zahlreiche Einzelspenderinnen und -spender einen Beitrag geleistet und das Projekt über die Plattform „betterplace.org“ unterstützt. Da das Lernhaus weiter ausgebaut werden soll, sind auch weitere Spenden willkommen.
Interessierte können ebenfalls einen ersten Eindruck des digitalen Lernhauses gewinnen – wer den offiziellen Start im kommenden Jahr nicht verpassen will, kann sich über den Newsletter der Religionspädagogik auf dem Laufenden halten.
