Kino mal anders

Ein Hörsaal im Dunkeln, ein Film auf der Leinwand
Regelmäßig zeigt das Hörsaalkino Animationsfilme. Auch Specials, zum Beispiel zum Studio-Ghibli, werden veranstaltet. Das Programm gibt's auf StudOn. (Bild: Fabio Siebel)

Kostenlos Blockbuster, Animations- oder Stummfilme sehen? Das geht im Hörsaalkino der TechFak. Jan und Rajesh aus dem Hörsaalkino-Team geben einen Einblick hinter die Kulissen.

Wenn der Hörsaal 7 der technischen Fakultät um 20.15 Uhr noch brechend voll ist, Studierende und Mitarbeitende gebannt auf die Projektionsfläche schauen und von professionellen Soundsystemen beschallt werden, dann ist es wieder Zeit für das TechFak-Hörsaalkino. Ein kleines Team aus Studierenden und Mitarbeitenden der FAU stellt mehrmals im Semester Vorführungen auf die Beine.

TechFak-Hörsaalkino

„Wenn man ins Hörsaalkino geht, ist das wie ein richtiges Blockbuster-Kinoerlebnis. Die Leute halten gleichzeitig den Atem an, jubeln gleichzeitig, staunen gleichzeitig. Das ist das Schöne daran“, erklärt Rajesh aus dem Team. Er selbst ist 2023 der Gruppe beigetreten, nachdem er im Hörsaalkino Superbad sah: „Der Film ist sehr lustig, direkt danach habe ich die Organisatoren getroffen. Ich liebe Kino, deswegen wollte ich gleich mithelfen und sehen, wie wir Vorstellungen organisieren und was für Genres wir zeigen können.“ Auch sein Mitorganisator Jan ist Kino-Enthusiast: „Schon in meinen ersten Semestern war ich begeisterter Hörsaalkino-Gänger und bin zu jeder Vorstellung gekommen. Als sich nach Corona eine neue Gruppe für das Kino formierte, war ich voller Elan, mitzuhelfen.“

Verein, Studierende und Mitarbeitende packen gemeinsam an

Das Hörsaalkino ist offen für alle Mitglieder der FAU, für Studierende wie auch für Mitarbeiter. Dies zeigt sich auch im Team selbst: Rajesh und Jan sind zwar beide am Department für Elektrotechnik involviert, jedoch in anderen Rollen. Rajesh promoviert dort, Jan studiert am Department und engagiert sich nebenbei bei der Fachschaftsvertretung der technischen Fakultät. Insgesamt helfen beim Hörsaalkino sechs bis sieben Leute mit.

Unterstützt wird das Team außerdem vom Verein „Fachschaft der Technischen Fakultät Erlangen e.V.“. Der 2007 gegründete Verein stellt Beamer und Soundanlage, sowie die nötigen Lizenzen. Dadurch kann das Hörsaalkino ohne externe Partner, Sponsoren, Mitgliedschaften oder Eintrittsgebühren agieren. Verein und Kino sind mittlerweile eine langjährige Konstante des studentischen Lebens an der TechFak. Wie lange das Kino schon existiert, kann Jan nicht sicher sagen, aber gewiss ist: „es muss sich um Jahrzehnte handeln.“ Unterbrochen wurden die Vorführungen nur durch Corona.

Das Publikum entscheidet – durch Schreien

Die Vorbereitungen für das Hörsaalkino starten in den Semesterferien. „Da treffen wir uns, besprechen anfallende Aufgaben und planen die Vorführungen im nächsten Semester. Wir legen fest, wer Plakate erstellt, wer am Abend auf- und abbaut, und wer Snacks und Getränke besorgt.“ Die Genres für das kommende Semester werden zu dem Zeitpunkt schon festgelegt. Einige sind gesetzt, wie Weihnachts- oder Halloweenfilme, bei allen anderen versuchen die Organisierenden, eine gute Abwechslung zu bieten. Neben Comedy oder Blockbuster-Filmen werden auch internationale und ungewöhnliche Filme gezeigt. „Zum Beispiel hatten wir die Kategorie Stummfilm festgelegt. Gezeigt haben wir dann Nosferatu. Das war was ganz Besonderes. So einen Film schaut man normalerweise nicht abends auf Netflix“, erläutert Jan.

Bei der Genre- und Film-Auswahl ist das Publikum miteingebunden. Im StudOn-Kurs des TechFak-Hörsaalkinos reicht es Vorschläge ein, darauf erstellen die Organisierenden eine Vorauswahl von drei Filmen pro Genre. Die endgültige Entscheidung fällt bei den Vorführungen. Das Publikum entscheidet hier über den nächsten Film, in dem es wortwörtlich seiner Stimme kundtut: zum Abstimmen wird geschrien, der Film mit dem lautesten Schrei wird als nächstes vorgeführt.

Erst Uni und Arbeit, dann das Vergnügen

Für Jan und Rajesh ist das Kino ein perfekter Ort, um Freunde zu treffen und den Feierabend einzuläuten. So sagt Rajesh: „Wenn die Studis um 18 oder 19 Uhr fertig mit der Uni sind, haben sie freie Zeit, möchten entspannen und etwas spaßiges anschauen.“ Teils kommen die Studierenden auch spontan ins Kino. Rajesh erinnert sich besonders gut an die Halloween-Vorführung vor einem Jahr. „Direkt davor fand ein Halloween-Quiz statt. Die Teilnehmer waren verkleidet und als das Quiz zu Ende ging, strömten alle nach draußen. Dort sahen sie die Plakate für unsere Vorführung und sind spontan dazugestoßen. Wir hatten eine volle Vorführung und alle waren kostümiert – das war toll.“

Durch das Hörsaalkino entsteht eine richtige Gemeinschaft. „Als ich erstmals zu den Vorführungen gegangen bin, war das Kino ein Ort, an dem ich meine Freunde außerhalb von Vorlesungen und Tutorien treffen konnte“, erzählt Jan. Für den promovierenden Rajesh stellt das Hörsaalkino eine gute Möglichkeit dar, neue Kontakte zu knüpfen. „Ich arbeite Vollzeit an der Universität, meistens sitze ich allein an meinem Schreibtisch oder stehe im Labor. Im Hörsaalkino kann ich mit Leuten über Filme ins Gespräch kommen.“ Rajesh geht sowieso zwei bis drei Mal monatlich ins Kino, das Hörsaalkino ermöglicht einen besonderen Austausch. „Teils rede ich mit Gleichgesinnten, teils haben wir aber auch andere Meinungen. So lerne ich Filme aus einer anderen Perspektive kennen, die ich sonst verpasst hätte.“ Die verschiedenen Perspektiven und Ideen innerhalb des Teams fließen auch in die Planung mit ein. „Wir versuchen unsere Ideen zu bündeln, damit unser Publikum tolle Filme sieht und alle gemeinsam mit ihren Freunden eine schöne Zeit haben.“ Auch fragen die Organisierenden ihr Publikum ständig nach Feedback, um das Hörsaalkino zu verbessern. Nach jeder Vorführung bespricht das Team, wie die Vorführung lief und was sie an Filmauswahl, Technik und Atmosphäre für das Publikum noch optimieren können.

Unterstützung gesucht

Für die Planung und Umsetzung des Kinos suchen die Organisierenden jederzeit helfende Hände. „Man lernt viel über die Technik dahinter, wie Tontechnik. Natürlich kann man auch bei der Filmauswahl mitwirken“, so Jan.

Am Mittwoch, dem 10.12.25, können Interessierte in die Arbeit und das Vergnügen danach hineinschnuppern: Um 20 Uhr zeigt das Hörsaalkino „Die Hard“, wer beim Aufbau helfen möchte, kann ab 19:30 Uhr in den Raum der FSV Tech kommen.

Und um keinen Film mehr zu verpassen und über künftige Filme abzustimmen, ist der StudOn-Kurs da: fsv.tf/kino

Und was machen die anderen Fakultäten?

Auch die Medizinische Fakultät hat ein Hörsaalkino. „Für uns ist die Organisation relativ niedrigschwellig, die Studierenden bekommen dafür aber ein tolles Event geboten,“ erklärt Mirjam aus dem Orga-Team. Zwischen den regulären Vorstellungen veranstaltet das Team auch besondere Events: so ist die erste Vorführung des Semesters den Erstis gewidmet. Mirjam erläutert: „Es ist eine schöne Möglichkeit für die neuen Studierenden, Freundschaften zu knüpfen und mittlerweile eine Art Pflichtermin für Erstis.“ Sie selbst nahm als Ersti daran teil und trat danach dem Team bei. „Die Atmosphäre im Hörsaalkino hat mich begeistert und als Organisierende kann ich meine Leidenschaft für Filme mit anderen teilen.“ Die wöchentlichen Vorführungen des Hörsaalkinos sind gratis und offen für alle Mitglieder der FAU. Beginn ist jeden Donnerstag um 20 Uhr im Hörsaal Östliche Stadtmauerstraße. Als nächstes zeigt das Hörsaalkino The Nightmare Before Christmas am 4.12. Weitere Vorführungen und kurzfristige Änderungen werden auf dem Instagram-Account hoersaalkino_erl_medizin bekanntgegeben.