Diversität erlebbar machen

Collage von zwei Porträtfotos.
FAU-Vizepräsident People Prof. Dr. Andreas Hirsch und Diversity Managerin Dr. Ebru Tepecik (Bilder: Giulia Iannicelli/FAU / Ebru Tepecik)

FAU veröffentlicht Diversitätskonzept

Bereits letztes Jahr hat die Universitätsleitung der FAU das universitätsweite Diversitätskonzept „Vielfalt gestalten mit Leidenschaft und Innovation“ verabschiedet. Jetzt wurde es offiziell veröffentlicht. Das Konzept dient damit ab sofort als Grundlage für die Diversitätsarbeit der FAU und bündelt bereits existierende Projekte und Maßnahmen.

Im Interview erklären Vizepräsident People Prof. Dr. Andreas Hirsch und Diversity Managerin Dr. Ebru Tepecik vom Büro für Gender und Diversity, was in dem Konzept steht was jede*r einzelne an der FAU tun kann, um die Diversität an der FAU zu fördern.

Herr Prof. Hirsch, Diversität steckt ja mit dem Begriff Vielfalt bereits in den drei Werten der FAU. Warum ist Diversität oder Vielfalt für die FAU so ein wichtiges Thema?

Prof. Dr. Andreas Hirsch: Die FAU steht als weltoffene Universität für Vielfalt, Innovation und Leidenschaft und wird von der Diversität ihrer Angehörigen geprägt. Ein breites Fächerspektrum ist für unsere Universität genauso von Bedeutung wie die Vielfalt von Kulturen und Individuen. Alle FAU-Angehörigen verfügen über vielfältige fachliche und persönliche Fähigkeiten und Erfahrungen, die im Lern-Lehr- und Arbeitsumfeld wirken.

Diese Potenziale sind eine Chance für innovative und kreative Prozesse in Forschung, Lehre, Arbeit und Studium. Denn exzellente Wissenschaft braucht kreative Impulse, Perspektivenvielfalt und interdisziplinäre Visionen.

Ein diversitätssensibles Lern- und Arbeitsumfeld, das die Bedürfnisse der Studierenden und Beschäftigten berücksichtigt, hat positive Effekte auf die Zufriedenheit aller Mitglieder und ihre Bindung an die Hochschule.

Deshalb fördert die FAU ein barriere- und diskriminierungsarmes sowie wertschätzendes Lern- und Arbeitsumfeld, das die volle Entfaltung der individuellen, kreativen Potenziale ermöglicht. Zusätzlich spielt Diversität für die Forschungsförderung und die Exzellenzinitiative eine zunehmend wichtige Rolle.

Im Diversity Management spricht man von sechs Dimensionen der Vielfalt: Nationale/ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion und Weltanschauung, Behinderung, Alter und sexuelle Identität. Im Hochschulkontext kommt laut dem FAU-Diversitätskonzept noch die Dimension „soziale Herkunft“ dazu. Warum?

Prof. Dr. Andreas Hirsch: Im deutschen Bildungssystem ist die Selektion nach sozialer Herkunft noch sehr stark ausgeprägt. Dies setzt sich im Zugang zur Hochschule, im Verlauf des Studiums sowie in der weiteren wissenschaftlichen Karriere fort.

Im Sinne der Chancengleichheit geht es uns darum, die Teilhabe und den Aufstieg von unterrepräsentierten Gruppen, wie Studierenden aus nicht-akademischen Haushalten, gezielt zu fördern. Das heißt, die FAU stellt sich nicht nur der Herausforderung, einer vielfältigen Gruppe von Studierenden und Beschäftigten gerecht zu werden, sondern bemüht sich angesichts des demographischen Wandels gleichzeitig, das Potenzial von bisher an der Hochschule unterrepräsentierten Zielgruppen zu nutzen.

Frau Tepecik, bereits seit 2012 gibt es an der FAU ein Diversity Management. Im Jahr 2019 wurde die FAU als erste Uni in Bayern für das erfolgreiche Diversity Management zertifiziert. Was hat sich seit 2012 an unserer Uni im Bereich Diversität getan?

Dr. Ebru Tepecik: Seit 2012 konnten sehr viele Projekte und Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen und Handlungsfelder umgesetzt werden.

Ein besonderes Highlight ist der 2021 verabschiedete Code of Conduct zu religiöser und weltanschaulicher Vielfalt. Die FAU hat sich diesem Thema proaktiv zugewandt und gehört bundesweit zu den wenigen Universitäten, die dazu einen Code of Conduct verabschiedet haben.

Hervorzuheben ist außerdem eine erfolgreiche Etablierung von Kommunikations- und Vernetzungsstrukturen zu Diversität und Antidiskriminierung, die einer internen Vernetzung von Multiplikator*innen und zu einer Sensibilisierung nach innen aktiv beitragen.

Zum Schluss möchte ich noch den Diversity-Fotowettbewerb erwähnen, der auf eine große Resonanz bei den Studierenden gestoßen ist und am bundesweiten Diversity Day 2018 mit einer Preisverleihung und anschließender Wanderausstellung in Erlangen und Nürnberg realisiert wurde. Die eingereichten Fotos haben das kreative Potenzial der FAU-Studierenden in beeindruckender Weise zum Ausdruck gebracht und die Gestaltung des aktuellen Diversitätskonzeptes bereichert.

Das Konzept hat Entwicklungsziele definiert. Herr Hirsch, welches davon ist Ihnen besonders wichtig?

Prof. Dr. Andreas Hirsch: Alle Entwicklungsziele sind von großer Bedeutung!  In den nächsten Jahren geht es auf Grundlage des Diversitätskonzeptes darum, insbesondere die Durchdringung und Implementierung des Diversity Management auf Fakultäts- und Departmentebene aktiv voranzutreiben. Analog zum Bereich Gender und Gleichstellung empfiehlt es sich, Verantwortliche und Zuständigkeiten in Form von zum Beispiel Diversity-Beauftragten einzurichten. Übrigens sind diese in bestimmten Bundesländern wie Schleswig-Holstein oder Thüringen in den Landeshochschulgesetzen bereits verankert.

Der weitere Ausbau der Forschung zu Gender und vor allem zu Diversity ist eines der formulierten Entwicklungsziele. Hier geht es ebenfalls darum, Diversität nicht nur mitzudenken, vielmehr um eine maßgebliche strategische Implementierung in Forschungsfragen und -methoden sowie um die Diversität der Forschenden selbst.

Und welches Ziel ist aus Ihrer Sicht am dringendsten, Frau Tepecik?

Dr. Ebru Tepecik: Ausgehend von den vielen umgesetzten Einzelprojekten und Maßnahmen, die im Entwicklungsprozess des Aufgabenbereichs Diversity wichtig und richtig waren, geht es jetzt darum, nachhaltige Strukturen zu etablieren und zu festigen.

In diesem Verständnis ist ein handlungsleitendes Ziel für die Zukunft, die Berücksichtigung von Diversität als Querschnittsaufgabe in den zentralen Prozessen und Strategien der Universität weiter zu stärken und als eines der Leitprinzipien systematisch zu verankern, zum Beispiel in Zielvereinbarungen und den strategischen Überlegungen zu Internationalisierung, Forschung, Lehre, Personal und Führung.

Herr Hirsch hat bereits Diversity-Beauftragte angesprochen, was könnten diese leisten?

Dr. Ebru Tepecik: Diversity-Beauftragte auf Fakultäts- und Departmentebene, mit klaren Zuständigkeitsprofilen und entsprechenden Ressourcen sind wichtige Schlüsselpersonen für die Durchdringung des Diversity Management als Querschnittsaufgabe. Sie kennen als „Insider“ nicht nur die besondere Struktur und Kultur der jeweiligen Fakultät oder des Departments, sondern auch die speziellen Bedarfe und Herausforderungen und können entsprechende Maßnahmen und Angebote umsetzen. Sie sind die idealen „Change Agenten“, die natürlich von weiteren Multiplikator*innen und der Fakultätsleitung unterstützt werden sollten.

Eine enge Zusammenarbeit mit dem zentralen Diversity Management sollte ebenfalls gegeben sein, um die strategische Gesamtausrichtung im Bereich Diversity der Universität zu stärken. Als ein gelungenes Beispiel ist hier der Diversity-Beauftragte des Fachbereichs WiSo, Prof. Dr. Werner Widuckel, zu erwähnen mit dem ich in engem Austausch stehe.

Diversität kann nicht nur ein Top-Down-Thema sein, dass die Uni-Leitung festlegt, sondern muss auch Bottom-Up also von unten die Uni durchdringen. Was kann denn jede*r einzelne an der FAU tun, um die Diversität an der FAU zu fördern?

Dr. Ebru Tepecik: Ein konstruktiver Umgang mit Diversität ist weder eine Minderheitenpolitik noch ein Nachteilausgleichprogramm, sondern eine Schlüsselkompetenz der Zukunft. Wenn wir wollen, dass Diversität nicht nur auf dem Papier verweilt, sondern zum Leben erweckt wird, ist jede*r Einzelne*r, und im Besonderen Leitungs- und Personalverantwortliche, im eigenen Wirkungsbereich gefordert.

Ein erster Schritt wäre zu überlegen, wie ich in meinem Studien-, Arbeits- oder Forschungsumfeld dazu beitragen kann, dass eine diversitätsfreundliche Atmosphäre entsteht, die Vielfalt nicht nur zulässt, sondern diese auch bewusst zur Entfaltung bringt. Dabei kann es um eine Förderung der wissenschaftlichen Karriere von unterrepräsentierten Gruppen gehen, den konkreten Einbezug von Diversität in Forschungsfragen oder einer diversitätsgerechten Zusammensetzung von Mitarbeitenden, Arbeitsgruppen bis hin zu Achtsamkeit gegenüber Benachteiligung und Diskriminierung im eigenen Arbeitsteam, in Lehrveranstaltungen, in Fachschaften oder im Labor.

An der FAU gibt es seit einigen Jahren etablierte Kommunikations- und Vernetzungsstrukturen wie den fakultätsübergreifenden Lenkungskreis Diversität, in der sich alle Interessierte einbringen, vernetzen und auch Impulse einholen können.

Das Diversitykonzept der FAU

Titelbild Divisitätskonzept
FAU-Diversitätskonzept

Das Diversity-Konzept der FAU können Sie auf der Webseite des Büros für Gender und Diversity herunterlanden.

An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen/Feedback zum Konzept habe?

Bei Fragen und Feedback zum Konzept wenden Sie sich auf Universitätsleitungsebene an den Vizepräsidenten People Prof. Dr. Andreas Hirsch und auf Arbeitsebene an das Büro für Gender und Diversity.