Bundesprojekte
Wissenschaft und Forschung „made in Germany“
Die Bundesregierung fördert im Rahmen ihrer Forschungsprogramme Basistechnologien, die Entwicklungen in zentralen Anwendungsfeldern vorantreiben und so als Wachstumstreiber in vielen Branchen wirken. Die Forschungsförderung der Bundesregierung dient der Lösung globaler Herausforderungen, der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und der Sicherung zukunftsfähiger Arbeitsplätze.
Auf der Grundlage konkreter Förderausschreibungen verschiedenster Bundesministerien werden Vorhabensanträge in einem kompetitiven Verfahren ausgewählt und bewilligt.
Die meisten Fördermittel erhält die FAU vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Nachfolgend sind einige herausragende Projekte aufgelistet und kurz beschrieben:
IKGF
Das Internationales Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung (IKGF) „Schicksal, Freiheit und Prognose. Bewältigungsstrategien in Ostasien und Europa.“ ist eines von bundesweit zehn Käte Hamburger Kollegs, die das BMBF mit dem Ziel fördert, geisteswissenschaftliche Forschung in Deutschland sowie deren internationale Vernetzung zu stärken.
Ein Team lokaler Forscher an der FAU wird dabei durch 10-12 jährlich wechselnde internationale Gastwissenschaftler erweitert, die gemeinsam Vorstellungen zum individuellen und kollektiven Schicksal in Lebenswelt und Weltanschauung des traditionellen, modernen und gegenwärtigen Chinas (bzw. Ostasiens), mittelalterlichen Europas sowie weiterer Kulturräume untersuchen.
Die Erkenntnisse zum Verhältnis zwischen den Einstellungen zu Schicksal und Prognose sollen Antworten auf die Frage nach dem Ort ermöglichen, den Freiheit in verschiedenen Kulturen einnimmt.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen 01UK0904 und 01UK1504 in der Zeit vom 1. Juli 2009 bis 30. Juni 2023 gefördert.
MIRACUM
Im November 2015 wurde das Förderprogramm „Medizininformatik-Initiative“ (MI-I) zur Förderung von IT-Innovationen für die Gesundheitsforschung und die medizinische Versorgung ausgerufen. Ziel ist es, die Patientenversorgung in Deutschland zu verbessern. Dafür sollen die Vorteile der Digitalisierung in der Medizin genutzt werden, um Daten zu verknüpfen und medizinisches Wissen zu generieren sowie innovative IT-Lösungen für ein besseres, datenbasiertes Gesundheitsversorgungssystem zu entwickeln und anzuwenden.
Das MIRACUM Konsortium (Medical Informatics in Research and Care in University Medicine) ist eines der vier geförderten Konsortien; die Konsortialleitung liegt bei Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch, Lehrstuhl für Medizinische Informatik, FAU.
MIRACUM – das sind zehn Universitäten mit zehn Universitätskliniken, zwei Fachhochschulen und einem Industriepartner in sieben Bundesländern und einem Gesamtfördervolumen von 37 Millionen Euro. Im Mittelpunkt stehen dabei Datenintegrationszentren, die in den kommenden Jahren aufgebaut und in die IT-Infrastruktur des Krankenhauses eingebettet werden sollen, mit dem Ziel die Datenerfassung und den Datenaustausch innerhalb des Konsortiums zu erleichtern.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen 01ZZ1606H und 01ZZ1801A in der Zeit vom 1. August 2016 bis 31. Dezember 2022 gefördert.
Milk-TV
Die WHO empfiehlt Müttern mindestens 6 Monate und nach Einführung der Beikost bis zu 2 Jahre zu stillen. Obwohl Muttermilch vor schweren Krankheiten und Infektionen schützt, gibt es einige wenige Viren, die über die Muttermilch übertragen werden. Zu diesen zählt das Humane T-Zell-Leukämie-Virus Typ 1 (HTLV-1), ein vernachlässigtes Retro- und Tumorvirus, welches vor allem weiße Blutkörperchen (CD4+ T-Zellen) infiziert und nach lebenslanger Persistenz zu unheilbaren Erkrankungen führen kann. Weltweit sind mindestens 5-10 Millionen Menschen mit HTLV-1 infiziert, jedoch wissen viele nicht von ihrer Infektion. Das Virus wird über zellhaltige Körperflüssigkeiten übertragen. Dazu zählen neben Muttermilch, die hauptsächlich für die Übertragung von HTLV-1 von Mutter zu Kind verantwortlich ist, z.B. auch Blutprodukte und Samenflüssigkeit. Das Risiko der Virusübertragung steigt mit der Dauer der Stillzeit, aber der Verzicht auf Stillen ist vor allem in Ländern mit begrenzten Ressourcen oder innerhalb unterrepräsentierter Bevölkerungsgruppen wie z.B. ethnischen Minderheiten keine Option. Obwohl molekulare Details der Virusübertragung von Zelle zu Zelle immer besser verstanden werden, ist noch unklar, welche Zellen in welchen Organen über die Muttermilch als Erstes infiziert werden, wie diese Zellen infiziert werden, und wie Muttermilch die Infektion dieser Zellen beeinflusst. Außerdem ist die Entwicklung von Präventionsstrategien, die das Stillen nach wie vor erlauben, vor allem in ökonomisch unterentwickelten Gebieten dringend erforderlich. Daher möchten wir diese Fragen experimentell adressieren. Zu diesem Zweck wollen wir unterschiedliche Gewebekultur-Modelle verwenden und therapeutisch nutzbare HTLV-1-spezifische Einzeldomänen-Antikörper entwickeln. Unser zentrales Ziel ist die Entwicklung von Präventionsstrategien, die letztlich erlauben, dass die Säuglinge von den Vorzügen des Stillens profitieren ohne einem erhöhten Risiko der HTLV-1-Übertragung ausgesetzt zu sein.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen 01KI2023 in der Zeit vom 1. November 2020 bis 31. Oktober 2025 gefördert.
Smart Start
Sensorische Anwendungen finden heutzutage durch moderne Technologien vielfach Einzug in den Alltag. Beispiele dafür sind die Verwendung von Smartwatches und Fitness-Apps. Diese bieten auch neue Möglichkeiten für die reguläre Schwangeren-Vorsorge, indem etwa Herzfrequenz, Blutdruck und weitere gängige Messungen daheim durchgeführt werden. Es stellt sich die Frage, ob diese in den Smart-Home-Bereich transferiert werden können und dabei valide Ergebnisse liefern, um so Klinikbesuche zu reduzieren und zu spezifizieren.
Im Fokus der Fragestellung dieses Projekts steht die klinische Usability, die gesellschaftliche Akzeptanz, die Compliance durch die betroffenen Akteure und die Weiterentwicklung dieser sensorischen Techniken im häuslichen Bereich sowie damit assoziierte ethisch/medizinrechtliche Themen.
Die Grundidee des hier vorgestellten Projektes ist, die Vorsorge für schwangere Frauen zu optimieren und zu vereinfachen, indem sowohl bewährte als auch innovative Sensorik in die Heim-Versorgung überführt und mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen analysiert wird. In diesem Projekt werden direkte Anwendungsmöglichkeiten zur Implementierung der Smart Sensorik geschaffen, welche die optimierte Gesundheitsbetreuung durch die Ärztin oder den Arzt, aber auch die eigene Kontrolle und Optimierung der metabolischen Aktivität durch die schwangeren Frauen ermöglicht. Als Zielgruppe sind schwangere Frauen und deren Partner/innen angesprochen, die offen für die gesundheitsbezogene Anwendung moderner, digitaler Medien wie Smartphones und Smartwatches sind.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit unter dem Förderkennzeichen ZMVI1-2519DAT400 in der Zeit vom 1. März 2020 bis 30. April 2023 gefördert.
Software Campus 2.0
Der Software Campus ist ein Weiterbildungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für Führungskräfte in der Informatik. Er sucht Masterstudierende und Promovierende der Informatik aus Deutschland und dem Ausland mit herausragenden akademischen Leistungen und innovativem Unternehmergeist. Im Rahmen des Programms können Masterstudierende oder Promovierende eine eigene IT-Idee im Rahmen eines Projektes gemeinsam mit einem Industriepartner verwirklichen und managen. Das BMBF fördert das IT-Projekt mit bis zu 100.000 Euro für maximal zwei Jahre. Im Rahmen des Programms bilden Sie außerdem in speziellen Trainings ihre Methoden- und Führungskompetenzen sowie auch ihre Social Skills weiter.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01IS17045 in der Zeit vom 1. November 2017 bis 30. Juni 2025 gefördert.
AGEnTs
Antimikrobielle Resistenz ist zu einem der wichtigsten Gesundheitsprobleme weltweit geworden. Versuche, neue oder verbesserte antimikrobielle Chemotherapeutika zu entwickeln, waren bisher nur begrenzt erfolgreich. Das Problem erfordert innovative Herangehensweisen bei der Entwicklung neuer Therapien. Die natürliche erworbene Immunität des Menschen gegenüber Krankheitserregern hat sich über Millionen von Jahren entwickelt, und der therapeutische Transfer von natürlichen Immunzellen (sog. T-Zellen) zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten hat sich in klinischen Studien als sicher und wirksam erwiesen – sogar, wenn herkömmliche Medikamente nicht mehr wirksam waren. Dies trifft vor allem auf Infektionen mit Herpesviridae zu, die eine tödliche Bedrohung für immunsupprimierte Patienten darstellen. Der hohe Grad der Personalisierung solcher Zelltherapien verhindert jedoch eine breite Anwendung. Zwar ist es durch genetisches Engineering möglich, T-Zelltherapeutika vielseitiger anwendbar zu machen, aber dies hat bisher zugleich tiefgreifende Veränderungen der Physiologie der Zellen zur Folge. Neue Genscheren wie CRISPR/Cas9 erlauben nun erstmals die Herstellung von genetisch veränderten T-Zellen, die physiologischen T-Zellen stark ähneln. Das Projekt hat zum Ziel, die natürliche Immunität gegenüber chemoresistenten Herpesviridae durch physiologisch modifizierte T-Zellen zu verbessern (Physiological Advanced Genetically Engineered T cells – AGEnTs). Mit zukunftsweisenden Methoden des genetischen Engineerings sollen dabei sichere, funktionelle und breit anwendbare therapeutische T-Zell-Produkte entwickelt werden. Das langfristige Ziel des Forschungsvorhabens ist die Kombination der Vorteile von physiologischer Immunität und Zell-Engineering, um so Therapien auch für Patienten mit anderen Infektionserkrankungen zu entwickeln, die gegen herkömmliche Medikamente resistent sind.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01KI2013 in der Zeit vom 1. März 2021 bis 28. Februar 2026 gefördert.
Zur Webseite von AGEnTs (Pressemitteilung)
SiC-basierte Quantenspeicherknotenpunkte für ein verteiltes Quantencomputernetzwerk (QMNDQCNet)
Quantencomputer bieten herausragende Möglichkeiten für verschiedene Fachrichtungen wie z. B. Medizin, Pharmazie, Materialien und Finanzwesen. Aktuelle Ansätze für die Realisierung von Quantencomputern basieren auf stationäre Lösungen. Das Hauptproblem dieser Ansätze ist die Skalierung von Qubits. Das Projekt hingen bietet die Möglichkeit, die Skalierung von Qubits durch einen „Distributed Quantum Computing Network“-Ansatz zu realisieren. Ein solches Netzwerk ermöglicht die Skalierung von Qubits durch „Anbindung“ (Verschränkung) von existierenden stationären optisch aktiven Quantencomputern. D. h., die maximale Anzahl an verfügbaren Qubits kann in diesem Netzwerk durch die Anbindung von existierenden Quantencomputern skaliert werden, was die Realisierung eines funktionsfähigen Quantencomputers signifikant beschleunigen würde.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 13N16264 in der Zeit vom 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2026 gefördert.
Open6GHub
Zuverlässige und hochperformante Kommunikationsnetzwerke sind ein wichtiger Innovationsbeschleuniger der digitalen Gesellschaft. Um die digitale Zukunft effektiv und unseren Vorstellungen entsprechend gestalten zu können, ist es für Deutschland und Europa wichtig, technologisch souverän zu sein. Um die nächste Mobilfunktechnologie 6G aus Deutschland heraus von Grund auf mitgestalten und auch technologisch in Europa verankern zu können, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt „Open6GHub“ über vier Jahre (2022-2025) mit rund 68 Millionen Euro.
Der Open6GHub entwickelt eine 6G-Vision für souveräne Bürgerinnen und Bürger in einer hochvernetzten Welt ab 2030 und designt ein ganzheitliches 6G-System, das ressourcenschonend und energieeffizient arbeiten, den Schutz persönlicher Daten gewährleisten und eine hohe Verfügbarkeit der Netze sicherstellen soll. Designkriterium für die Arbeiten im Open6GHub werden dabei besonders die gesellschaftlichen Interessen (Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Datenschutz, Resilienz, Partizipation, …), aber auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und unsere technologische Souveränität sein.
Das Konsortium (bestehend aus 47 Forschungsgruppen aus elf Universitäten und sechs außeruniversitären Forschungseinrichtungen) betrachtet schwerpunktmäßig Anwendungsfelder mit sehr hohen Anforderungen an Qualität und Sicherheit der Kommunikationstechnik: Smart Cities, hochvernetzte Produktion, zukünftige Mobilitätsszenarien, neue Lernwelten, personalisierte Medizin und vor allem die Interaktion des Menschen mit einer Vielzahl autonomer Fahrzeuge und Geräte sind Beispiele für eine Welt ab dem Jahr 2030, die durch 6G geprägt sein wird. Weiterhin wird 6G absehbar auch eine Schlüsselrolle bei der forcierten Digitalisierung zum Zwecke der Nachhaltigkeit und der Umsetzung klimapolitischer Ziele spielen. Auch die gleichwertige Versorgung ländlicher Räume wird ein Ziel des Open6GHub sein, wozu zum Beispiel 6G-Satellitenanbindungen untersucht werden.
Entlang dieser Schwerpunkte wird das Projekt im europäischen Kontext Beiträge zu einem globalen 6G-Harmonisierungsprozess und -Standard liefern, um auch die Position Deutschlands und Europas im internationalen Wettbewerb um 6G zu stärken.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter den Förderkennzeichen 16KISK005 in der Zeit vom 01. August 2022 bis 31. Juli 2025 gefördert.