Auf den Spuren von Europas ersten Landwirten

Studierende des Instituts für Ur- und Frühgeschichte suchen nach Spuren von Europas ersten Landwirten. (Bild: Prof. Dr. Mischka)
Studierende des Instituts für Ur- und Frühgeschichte suchen nach Spuren von Europas ersten Landwirten. (Bild: Prof. Dr. Mischka)

Sie graben Schicht für Schicht in die Erde, fotografieren ihre Funde und zeichnen diese in Pläne ein: Auf einem Acker in Eschlipp bei Ebermannstadt lernen rund ein Dutzend Archäologiestudierende der FAU unter der Leitung von Prof. Dr. Doris Mischka die praktische Seite ihres Faches kennen. Noch bis zum 15. August erforschen sie die Siedlung der ackerbau- und viehzuchtbetreibenden Bandkeramischen Kultur – benannt nach den charakteristischen Bandverzierungen auf Tongefäßen –, die sich vor rund 7000 Jahren in Eschlipp befand.

Für die meisten der Bachelorstudentinnen und -studenten ist es die erste Grabung, sie lernen hier das Vorgehen Schritt für Schritt. So haben sie zu Beginn den Boden mit einem Gradiometer vermessen. Dieses Gerät kann Veränderungen im Erdmagnetfeld feststellen, die durch Materialien im Boden verursacht werden. Solche Veränderungen können Hinweise auf menschliche Hinterlassenschaften sein. Sie wählten danach zwei Flächen von 30 m Länge und 5 m Breite werden für die weiteren Erdarbeiten aus. Bevor die Studierenden an die Arbeit gehen konnten, trug ein Bagger den heutigen Pflughorizont – der durch regelmäßiges Pflügen gelockerte Erdboden – ab.

Nun untersuchen die angehenden Forscher die freigelegten Verfärbungen im Boden. Diese Befunde können zum Beispiel von ehemaligen Pfostenlöchern und Abfallgruben stammen. Jeden einzelnen Befund müssen die Nachwuchsforscher genau vermessen, fotografieren und in einem maßstabsgerechten Plan einzeichnen, da die Befunde im Verlauf der Untersuchung abgetragen werden. Die Studierenden halten Form, Ausrichtung, Größe, Lage, Zusammensetzung und vermutliche Funktion fest. Funde wie Keramikscherben oder Kohlestücke zeichnen sie ebenfalls in den Plan ein und bewahren sie sorgfältig nach Material getrennt mit ordentlich beschrifteten Fundzetteln auf. Außerdem entnehmen sie Proben der Bodenschichten und untersuchen sie z.B. auf Reste von Nutzpflanzen. Diese Makroreste werden für weitere archäobotanische Untersuchungen im Labor mit nach Erlangen genommen.

Durch die Menge an gewonnenen Daten, die bei einer solchen Grabung festgehalten werden, können sich die Forscher ein Bild der Siedlung machen. Obwohl durch die Landwirtschaft ein Großteil der Überreste im Boden bereits vernichtet wurden, ist laut Prof. Dr. Mischka die Grabung bisher sehr erfolgreich: „Es handelt sich um eine kleine Siedlung mit einigen Langhäusern. Parallel zu den Häusern verlaufen Gruben, in welchen die Bewohner ihren Abfall entsorgt haben.“

Von den Gruben sind lediglich die untersten Schichten noch erhalten. Daher gab es auch nur wenig Funde wie Keramikreste oder Steinartefakte. Die weitere Auswertung der Ausgrabung wird Gegenstand einer Masterarbeit sein. Außerdem soll im kommenden Semester ein Praktikum zur archäobotanischen Untersuchung der Makroreste angeboten werden. Die Grabung wird durch den Sonderfond der FAU gefördert.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Doris Mischka
Tel.: 09131/85-22408
doris.mischka@fau.de