Online gegen Depressionen

Junge Frau stützt Kopf in eine Hand
Vier Millionen Menschen in Deutschland zeigen Symptome einer Depression, doch nur wenige erhalten eine effektive Therapie. FAU- Forscher wollen das ändern. (Model-Foto: Colourbox.de)

FAU-Forscher entwickeln zahlreiche Online- und Smartphone-Trainings, um die psychische Gesundheit zu stärken

Etwa 15 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer in Deutschland erkranken einmal im Leben an einer Depression. Behandlungen, die auf Internet und Smartphones basieren, sollen dabei helfen, der Krankheit vorzubeugen und besser mit ihr umzugehen. Für ihre Forschung an diesem Thema sind nun Dr. David Ebert und Claudia Buntrock vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU von der European Federation of Psychologists‘ Association und der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ausgezeichnet worden.

Betroffene überwinden ihre Beschwerden selbständig

Das Projekt GET.ON ist eine Zusammenarbeit der FAU und der Leuphana-Universität Lüneburg. Die Vielfältigkeit psychischer Erkrankungen wird in über 15 Online-Programmen berücksichtigt, die den Teilnehmenden dabei helfen, ihre psychische Gesundheit zu stärken und mit chronischen Erkrankungen richtig umzugehen. Das Ziel aller Online-Trainings ist es, Betroffene über das Internet dabei zu unterstützten, ihre psychischen und psychosomatischen Symptome zu bewältigen oder diesen präventiv entgegenzuwirken. Im Verlauf der Programme sollen die Betroffenen ihre Beschwerden schließlich selbständig überwinden können.

Die einzelnen Programme von GET.ON richten sich zum Beispiel an Menschen mit Stressproblemen, andauernder Niedergeschlagenheit, Sorgen, ersten Anzeichen von Depression oder Schlafproblemen. Weitere Trainings sprechen Menschen an, die mit Panikattacken, Selbstkritik oder Alkoholproblemen zu kämpfen haben. Die Trainings greifen dabei auf verhaltenstherapeutische Maßnahmen zurück. So werden zum Beispiel positive Aktivitäten verstärkt und die Teilnehmenden lernen Strategien, um Ängste zu überwinden, indem sie systematisch und angeleitet die Konfrontation damit suchen.

Gegenüber der klassischen Therapie in einer Praxis sind Internet-basierte Programme zeit- und ortsunabhängig und können dann absolviert werden, wenn es am besten in den eigenen Tagesablauf passt. Zudem bieten die Trainings den Teilnehmenden Anonymität, wodurch die Betroffenen eine geringere Hemmschwelle haben, Angebote überhaupt erst wahrzunehmen. Für seine Arbeiten in diesem Bereich wurde David Ebert nun mit dem Comenius Early Career Psychologist Award als vielversprechendster Europäischer Nachwuchswissenschaftler der Psychologie ausgezeichnet.

Depressive Erkrankung kann besser verhindert werden

Im Rahmen eines dieser Projekte untersuchte Claudia Buntrock, ob durch das Online-Training GET.ON Stimmung das Risiko, an einer Depression zu erkranken, gesenkt werden kann. Das Training richtet sich an Erwachsene, die an unterschwelligen depressiven Symptomen leiden und einen Leidensdruck verspüren. Dies spricht zum Beispiel Menschen an, die sich traurig oder depressiv verstimmt fühlen, ihre Lebensfreude vermissen, den Kopf voller Grübelgedanken haben oder denen die Energie fehlt, etwas zu unternehmen.

GET.ON Stimmung besteht aus sechs Übungseinheiten und die Teilnehmenden bearbeiten pro Woche ein bis zwei Einheiten. Dabei werden sie online von E-Coaches durch ein individualisiertes Feedback unterstützt. Für die Studie untersuchte das Forscherteam 406 Personen, die mit einer Referenzgruppe ohne Online-Training verglichen wurden.

Das Ergebnis zeigt, dass der Großteil der Teilnehmer substantiell das Wohlbefinden stärken konnte und dass sich durch die Teilnahme die Entwicklung einer depressiven Erkrankung erfolgreich verhindern lässt. Für das abgeschlossene Projekt wurde Claudia Buntrock nun von der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) mit dem Förderpreis für junge Wissenschaftlerinnen ausgezeichnet.

Das Online-Training wird nun in verschiedenen Kooperationen fortgeführt. So untersuchen die Wissenschaftler, ob sich das Programm auch auf Herz- bzw. Tumorpatienten mit depressiven Beschwerden oder auf Betroffene mit Depression und chronischen Schmerzen übertragen lässt. Zudem überprüfen sie, wie präventiv bei Kindern eingegriffen werden kann, deren Eltern unter psychischen Störungen leiden.

Interessierte, die kostenfrei an einem der zahlreichen Online-basierten Gesundheitstrainings der FAU teilnehmen möchten, können sich unter geton-training.de anmelden.

Weitere Informationen:

Dr. David Ebert
Tel.: 09131/85-67566
david.ebert@fau.de

Claudia Buntrock
Tel.: 09131/85-67568
claudia.buntrock@fau.de