Schwarzwaldklinik, Traumschiff und Co. – gibt es ein TV-Erfolgsmodell?

Zwei Portraitfotos
Die Medienwissenschaftler Prof. Dr. Kay Kirchmann und Dr. Sven Grampp wollen herausfinden, ob es ein Erfolgsrezept für Serien gibt. (Bilder: FAU; Harald Sippel)

FAU-Forscher untersuchen Arbeitsnachlass von TV-Produzent Wolfgang Rademann

Wolfgang Rademann – erfolgreicher Produzent von Serien wie „Die Schwarzwaldklinik“ und Person der Öffentlichkeit. Was war sein Erfolgsrezept? Das wollen die Medienwissenschaftler Prof. Dr. Kay Kirchmann und Dr. Sven Grampp von der FAU mit Hilfe seines Arbeitsnachlasses herausfinden. Seit Oktober fördert die DFG das Projekt mit 200.000 Euro.

Welche Akteure tragen dazu bei, dass eine Serie tatsächlich realisiert wird? Wie hat sich das Unterhaltungsfernsehen seit den 1960er-Jahren verändert? Wie kam es dazu, dass Wolfgang Rademann als einziger Fernsehproduzent über Jahrzehnte hinweg so erfolgreich war und auch selbst immer wieder in der Öffentlichkeit auftrat? Antworten auf diese Fragen vermuten die FAU-Wissenschaftler Kay Kirchmann und Sven Grampp, Lehrstuhl für Medienwissenschaft, in Rademanns Arbeitsnachlass. In Zusammenarbeit mit der Kinemathek Berlin, wo der Nachlass archiviert ist, und dem ZDF wollen sie die Daten digital erfassen, ins Verhältnis setzen und so Entwicklungen im Produktionsprozess untersuchen. Ihr Ziel ist es, zu erarbeiten, wie Rademann es geschafft hat, seine Projekte wie etwa „Die Schwarzwaldklinik“ und „Das Traumschiff“ über Jahrzehnte hinweg so zu konzipieren, dass sie dauerhaft erfolgreich sind. Eine weitere wichtige Rolle in der Untersuchung spielen die Akteure, die an der Fernsehproduktion beteiligt sind: Wie hat sich das komplexe Personennetzwerk im Laufe der Jahre verändert? Dazu betrachten die Medienwissenschaftler Stichproben im Abstand von zehn Jahren.

Ausführlicher Nachlass, keine Forschung

Das Forschungsprojekt der FAU-Wissenschaftler ist neuartig, denn das deutsche Unterhaltungsfernsehen wurde noch nie historisch aus der Sicht der Produktionsstudien betrachtet. Solche Studien erforschen in der Regel das Film- oder Fernsehset ethnologisch und nicht die Archivunterlagen, da dafür oft zu wenig Material erhalten ist.

Für ihre Forschungsfragen eignet sich Rademanns Nachlass also besonders gut, denn er hat akribisch über Jahrzehnte hinweg alle Korrespondenz zwischen Schauspielern, Sendeanstalten und Fans gesammelt sowie das mediale Echo aufbewahrt. Zudem gibt es zu Rademann selbst noch keine Forschungsliteratur.

Deutsche Fernsehproduktion besser verstehen

Der Ansatz der FAU-Forscher erlaubt es, Abläufe der Fernsehproduktionsprozesse in Deutschland besser zu verstehen und die Spezifik deutscher Fernsehproduktion herauszuarbeiten. Zudem legen sie einen Fokus auf die Arbeiter hinter der Kamera, die bei Produktionen meist verdeckt bleiben, aber doch entscheidend für deren Erfolg oder Misserfolg sind.

„Sehr zugespitzt könnte man sagen, dass wir erforschen, ob es ein kommunikatives Erfolgsmodell für einen Fernsehproduzenten gibt“, erläutert Grampp.

Weitere Informationen:

Dr. Sven Grampp
Tel.: 09131/85-29340
sven.grampp@fau.de