Als Azubi an der Uni

Josephine Seidel und Julian Volland in einem Serverraum.
Uni und Ausbildung? Ja, das geht: Josephine Seidel hat an der Universität eine Ausbildung zur Fachinformatikerin gemacht und ist seit einem Jahr am RRZE angestellt. Julian Volland ist noch mittendrin in der Ausbildung und hat bald sein erstes Lehrjahr abgeschlossen. (Bild: FAU/Luisa Macharowsky)

Die FAU bietet nicht nur viele Studiengänge an – sie bildet auch aus

Wer als junger Mensch an die Universität geht, kommt meistens zum Studieren. Was viele nicht wissen: Einige kommen, um sich ausbilden zu lassen – zum Beispiel als Fachinformatikerin oder -informatiker am Regionalen Rechenzentrum Erlangen (RRZE) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

Im Interview sprechen der Auszubildende Julian Volland, der sich am Ende seines ersten Lehrjahres befindet, und Josephine Seidel, die nach Abschluss ihrer Ausbildung eine Stelle am RRZE angetreten ist, über die Ausbildung und warum sie sich an der FAU lohnt.

Viele denken bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs nicht automatisch an die Universität. Wie seid ihr darauf gekommen, an der Uni eine Ausbildung zu absolvieren?

Julian Volland: Bei mir war es mehr oder weniger durch Zufall. Meine Mutter hat im Bekanntenkreis herumgefragt, ob sie noch irgendwelche Ausbildungsstellen kennen. Die meinten dann, ich soll es bei der Universität probieren. Das habe ich gemacht und jetzt bin ich hier.

Josephine Seidel: Ich habe mich mithilfe des Portals der Arbeitsagentur für Arbeit orientiert. Dort konnte ich verschiedene Filterkriterien angeben, zum Beispiel, welchen Beruf ich ausüben will und in welchem Umkreis. Darüber habe ich dann die FAU gefunden. Ich fand es sehr spannend, dass die Universität Ausbildungen anbietet, weil ich mich auch für die Wissenschaft interessiere.

Was macht gerade die FAU als Arbeitsstelle für Auszubildende attraktiv?

Josephine Seidel: Die FAU ist eine große Arbeitsstelle und deckt ein riesiges Feld an Tätigkeiten ab. Das ist anders, als bei einem kleinen Unternehmen, das nur begrenzte Möglichkeiten bieten kann.

Julian Volland: Wir erleben nicht nur das Informatikergeschehen, sondern sind auch im Multimediazentrum tätig und bekommen Einblicke in weitere spannende Fachbereiche.

War die Fachinformatik schon immer euer Berufswunsch?

Julian Volland: Ich war zehn Jahre alt, als ich bei meinem älteren Bruder gesehen habe, wie er Rechner auseinander- und wieder zusammengebaut hat. Seitdem stand fest, dass ich Fachinformatiker werden will.

Josephine Seidel: Den Berufswunsch Fachinformatikerin hatte ich, seitdem ich in der sechsten Klasse war: Meine Mutter hat damals einen neuen Rechner bekommen. Dadurch habe ich einen freiberuflichen Informatiker kennengelernt, der den Computer zusammengestellt hat. Mit dem habe ich mich unterhalten und fand das Ganze sehr interessant. Deswegen habe ich dann auch in der siebten Klasse den mathematischen Zweig gewählt.

Welche Voraussetzungen musstet ihr mitbringen?

Josephine Seidel in einem Serverraum.
Josephine Seidel hat an der Universität eine Ausbildung zur Fachinformatikerin gemacht und ist seit einem Jahr am RRZE angestellt. (Bild: FAU/Luisa Macharowsky)

Josephine Seidel: Für die Ausbildung hier brauchen Bewerberinnen und Bewerber eine mittlere Reife und natürlich Interesse an Informatik – das ist das Entscheidende. Es gibt auch immer wieder Quereinsteiger. Bei uns arbeitet zum Beispiel jemand, der Geologie auf Bachelor studiert und dann die Ausbildung angefangen hat. Und Deutsch- und Englischkenntnisse sind wichtig, das kann man aber auch in der Ausbildung ein bisschen nachholen.

Und welche Erwartungen hattet ihr an die Ausbildung?

Josephine Seidel: Dass ich sehr viel Wissen mitnehme, dass ich die Abschlussprüfung bestehe und dass ich immer wieder Neues dazu- und auch verschiedene Gebiete kennenlerne – also nicht nur Serveradministration, sondern auch Programmieren oder dass ich lerne, wie ich eine Kamera bediene und Videomaterial schneide.

Julian Volland: Die Uni ist eine große Arbeitsstelle, also hatte ich die Erwartung, dass ich nicht nur in meinem Zimmer sitze, sondern auch mal Kunden treffe, dass ich das große Umfeld kennenlerne und sehe, was alles an einer Universität passiert.

Ein typischer Arbeitstag in drei Sätzen:

Julian Volland: Ich bin gerade bei den Netzwerkjungs und da steht immer etwas Anderes an. Es kann sein, dass wir bereits um acht oder neun Uhr losfahren und erst um 15 Uhr zurückkommen, weil wir die ganze Zeit Netzwerkgeräte einbauen. An anderen Tagen sitze ich hauptsächlich im Büro und übe mit einer Software, wie ich Netzwerke aufbauen kann und vertiefe mein Wissen. An einem anderen Tag wird mir dann wieder viel erklärt.

Josephine Seidel: Einen typischen Arbeitstag gibt es eigentlich nicht, schon allein, weil wir viele unterschiedliche Bereiche während der Ausbildung besuchen. Durch den Wechsel der Abteilungen haben Azubis ein sehr großes Aufgabengebiet, das sich auch von Tag zu Tag ändert. Im Multimediazentrum sind zum Beispiel teilweise an einem Tag einmal mehr Vorlesungen, dann zeichnen wir viel auf und sind oft unterwegs. Wenn es mal ruhiger ist, werden die Azubis eher zum Videoschnitt eingeteilt. Deswegen ist es sehr schwer, einen typischen Arbeitstag zu beschreiben.

Was war eure größte Herausforderung bisher?

Josephine Seidel: Für mich persönlich war die größte Herausforderung die schriftliche Abschlussprüfung. Die fand ich besonders schwierig und noch anspruchsvoller als die mündliche Abschlussprüfung, bei der man ein Projekt, an dem man ein halbes Jahr gearbeitet hat, vorstellt und Fachfragen dazu beantworten muss. Denn die schriftliche Prüfung ist sehr umfangreich: An einem Tag musste ich drei Prüfungsteile, Netzwerke, Programmieren und Wirtschaft und Recht, bearbeiten – mit jeweils einer Pause von 15 Minuten dazwischen. Es können auch Sachen drankommen, auf die man sich noch nicht so spezialisieren konnte, weswegen das schon eine Herausforderung war.

Julian Volland: Es gibt nicht die eine große Aufgabe, sondern viele kleine. Wenn eine Software auf einem Server nicht funktioniert, schaue ich, was nicht geht und versuche, sie zum Laufen zu bringen. Wenn es dann klappt, ist man total happy.

Welche Aufgaben bereiten euch besonders Spaß?

Julian Volland in einem Serverraum.
Julian Volland absolviert an der FAU eine Ausbildung zum Fachinformatiker und hat bald sein erstes Lehrjahr abgeschlossen. (Bild: FAU/Luisa Macharowsky)

Josephine Seidel: In der Ausbildung hatte ich einen recht großen Aufgabenpool, seit dem dritten Lehrjahr habe ich mich dann spezialisiert. Besonders Spaß macht mir dabei die Serveradministration, bei der ich viel aktualisiere und dafür sorge, dass alle Server laufen. Zurzeit programmiere ich auch viel. Zum Beispiel pflege ich das Ausbildungsportal für die Azubis, in das sie ihre Ausbildungsnachweise eintragen können.

Julian Volland: Mein Favorit ist ebenfalls das Servermanagement, wobei ich mich auf die Linux-Server konzentriere. Ich setze sie dann neu auf und installiere die nötige Software. Auf solchen Linux-Servern läuft beispielsweise die FAUbox …

Josephine Seidel: … oder das Identity Management, um dessen Server ich mich zurzeit auch kümmere.

Und zum Schluss: Habt ihr Tipps für andere, die gerne an der FAU eine Ausbildung machen würden?

Julian Volland: Auf jeden Fall sollte man interessiert sein, sich mit dem Thema Informatik auskennen und vielleicht ein bisschen Erfahrung mitbringen.

Josephine Seidel: Die FAU lohnt sich als Ausbildungsbetrieb sehr und ich konnte viel mitnehmen. Man sollte sich auf jeden Fall bewerben. Und wenn man interessiert ist, klappt das bestimmt auch mit dem Bewerbungsgespräch. Ich war in Deutsch und Englisch sehr gut, hatte allerdings in Mathe eine Vier. Ich wurde aber trotzdem eingeladen, weil ich motiviert gewirkt habe. Selbst wenn man in bestimmten Fächern nicht so gut ist, kann man es einmal versuchen.

 

Wenn die Azubis nicht am RRZE bleiben, kommen sie zum Beispiel als Systemadministratoren zu den verschiedenen Lehrstühlen der FAU oder gehen in die freie Wirtschaft; auch bei der Polizei oder bei verschiedenen Banken sind bereits FAU-Azubis untergekommen. „Unsere Auszubildenden sind auf jeden Fall gefragt, weil sie mit so vielen unterschiedlichen Fachbereichen in Kontakt kommen und die Ausbildung ein hohes Niveau hat. Meistens wollen wir sie aber selbst behalten“, erläutert die Leiterin der Fachinformatikerausbildung Andrea Kugler. Die Bewerbung für die Ausbildung ist möglich unter https://azb.rrze.fau.de/

Die FAU bildet nicht nur Fachinformatiker/-innen aus, sondern beispielsweise auch Industriemechaniker/-innen, Chemielaborantinnen/-laboranten, Kauffrauen/-männer für Büromanagement oder Gärtner/-innen. Mehr Informationen zu den Ausbildungsplätzen für 2020 und zur Bewerbung finden Sie bei den Stellenangeboten auf UnivIS.

Weitere Informationen

Andrea Kugler
Tel.: 09131/85-28920
andrea.kugler@fau.de