50 Jahre Sprachenzentrum der FAU

Publikum bei der Jubiläumsfeier
Erst feierlicher Empfang, dann Party: Zahlreiche Gäste feierten das Jubiläum des Sprachenzentrums der FAU. (Bild: SZ der FAU)

Verdienstmedaille für Prof. Dr. Gerhard Koller

Das Sprachenzentrum (SZ) der FAU ist vor 50 Jahren gegründet worden. Es gilt als das erste seiner Art – hatte es doch den wegweisenden Ansatz, nicht nur Hörerinnen und Hörer aller Fachbereiche mit Sprachkursen zu versorgen, sondern die philologischen Studiengänge mit einer professionellen, didaktisch versierten Sprachausbildung auszustatten. Bei der Konzeption des SZ 1969 im Rahmen einer Tagung wurde auch gleich die Gründung einer professionellen Dachorganisation beschlossen, die ein Jahr später ins Leben gerufen wurde. Die FAU ist also auch Wiege der professionellen universitären Sprachausbildung.

Neben der klassischen Fremdsprachenausbildung verfügt das SZ auch über einen internen Sprachendienst, ist Sitz der renommierten Bayerischen Servicestelle für englischsprachige Verwaltungsdokumente und bietet ein dreisprachiges Writing Centre mit Schreibberatung für Deutsch als Muttersprache, Deutsch als Fremdsprache und Englisch. Einer der jüngsten Erfolge des Sprachenzentrums: Im Rahmen der Ausschreibung smart-vhb-Förderrunde 2019/20 wurde die Erstellung von 175 multimedialen Einheiten für Spanisch, Deutsch, Italienisch und Französisch mit 350.000 Euro gefördert. Damit setzt das Sprachenzentrum die in der ersten smart-vhb-Runde begonnene Arbeit erfolgreich fort und bestätigt seine Vorreiter-Rolle bundesweit in der Digitalisierung der Lehre.

Im Rahmen der Feierlichkeiten hat die Vizepräsidentin für Education, Prof. Dr. Bärbel Kopp, im Namen der Universitätsleitung Prof. Dr. Gerhard Koller die Verdienstmedaille der FAU verliehen.


Im Interview sprechen Geschäftsführer Dr. Gunter Lorenz und sein Vorgänger Prof. Dr. Gerhard Koller über die bewegte Geschichte der FAU-Einrichtung

Bild: FAU/Georg Pöhlein

Das ist ungewöhnlich: Zum Sprachenzentrum gehört eine große Satellitenanlage, die sich hoch oben auf dem Dach des C-Turms der Philosophischen Fakultät befindet. Wozu benötigten Sie die Anlage eigentlich?

Lorenz: Es ist heute gar nicht mehr vorstellbar, aber noch vor ein, zwei Jahrzehnten war es sehr schwierig an fremdsprachige Medien ranzukommen. Die Sat-Anlage hat uns seit etwa Anfang der 90er-Jahre unschätzbare Dienste geleistet, um Fernsehprogramme aus aller Welt mitzuschneiden. Damals war das eine technische Rieseninnovation.
Koller: Um unseren Studierenden überhaupt fremdsprachliche Medien zugänglich zu machen, wurden die Dozenten auch gebeten, vom Urlaub in ihren Heimatländern VHS-Kassetten zum Beispiel mit Nachrichtensendungen mitzubringen.

Wie können wir uns die Anfänge des SZ vorstellen?

Koller: Das Sprachenzentrum wurde nahezu ohne eigene Räume gegründet, wir waren über de beiden philosophischen Türme verteilt und arbeiteten anfangs als Teil des neu geschaffenen Instituts für Angewandte Linguistik.

Warum wurde es überhaupt gegründet?

Koller: Intention war es, die Studierenden der philologischen Lehramts- und Magister-Studiengänge sowie die Studierenden aller Fachrichtungen im Gebrauch moderner Fremdsprachen auszubilden. Aus Kapazitätsgründen beschränkte sich die Zuständigkeit des Sprachenzentrums zunächst nur auf die sprachpraktische und landeskundliche Ausbildung in Anglistik und Romanistik sowie in Deutsch als Fremdsprache.

Heute gehört eine Fremdsprache dazu, egal, bei welchem Studiengang?

Lorenz: Um im späteren Beruf auch international punkten zu können, reichen die Englischkenntnisse, die unsere Studierenden haben, allein oft nicht aus. Sie schärfen ihr Profil häufig mit weiteren Fremdsprachenkompetenzen. Oft werden wir gefragt, weshalb wir zum Beispiel Swahili lehren. Das lernen zum Beispiel oft Theologen und Mediziner, die sich in der Entwicklungshilfe in Afrika engagieren wollen.

In Zeiten des Internets lässt sich eine Sprache doch auch anderswo lernen?

Lorenz: Je tiefer jemand in die berufliche Qualifikation eintaucht, desto wichtiger ist die Fachsprache. In Biologie bieten wir etwa ein fachspezifisches Modul in englischer Sprache an, und Juristen studieren in ihrer Sprachausbildung bei englisch- und französischsprachigen Juristen. Um es klar zu sagen: Wir bilden nicht für Urlaubsreisen aus. Unsere Ausbildung ist universitätsspezifisch.

In der Bundesrepublik ist das Sprachenzentrum der FAU das älteste seiner Art. Worin liegt seine Bedeutung?

Koller: 1969 lud der Ordinarius für Englische Philologie, Prof. Dr. Herbert Voitl, Experten aus ganz Deutschland zu einer richtungsweisenden Tagung nach Erlangen ein, um die Fremdsprachenausbildung an deutschen Universitäten zu zentralisieren und zu vereinheitlichen. Man hat damals schon erkannt, dass Sprachausbildung in einem Verbund der deutschen Sprachenzentren organisiert werden muss, damit alle profitieren. Erlangen wurde zum Vorreiter für eine einheitliche Ausbildung in den alten Bundesländern.
Lorenz: Erst nach und nach gewann dann die Sprachausbildung für Nicht-Philologen in den achtziger und frühen neunziger Jahren an Bedeutung. Der erste Geschäftsführer des Sprachenzentrums, Prof. Dr. Reinhold Werner, entwickelte dafür eine eigene Ausbildungs- und Zertifizierungsordnung. Wir waren deutschlandweit die erste Einrichtung, die für UNIcert, ein Qualitätszertifikat für Fremdsprachen an Hochschulen, akkreditiert war. Das Verdienst meines Vorgängers Gerhard Koller ist es, das Studienangebot weiter ausgebaut und E-Learning- sowie Blended-Learning-Verfahren, also die Mischung aus Selbstlernen online und Interaktion in der Gruppe am SZ etabliert zu haben.

Wie gut steht das Sprachenzentrum der FAU heute da?

Lorenz: Als Zentrale Einrichtung der FAU bieten wir insgesamt 26 Sprachen an, und wir beschäftigen Sprachlehrende aus 42 Nationen, die jährlich knapp 22.000 Studierende unterrichten. Damit unsere Studierenden unsere Kurse und Ressourcen noch effizienter für sich nutzen können, haben wir eine Sprachlernberatung eingerichtet. Hinzu kam der Sprachendienst der FAU, der Übersetzungsdienstleistungen für die Universität anbietet. Und derzeit bauen wir zusammen mit anderen Mitspielern ein Schreibzentrum auf, um Studierende und Wissenschaftler beim akademischen Schreiben zu unterstützen.


Kursangebot und mehr Infos auf der Webseite des Sprachenzentrums: sz.fau.de


Übersetzen, lektorieren und Begriffe vereinheitlichen – so sieht die Arbeit des Sprachendienstes aus

Portraitbild von Susanne Jäckle an ihrem Arbeitsplatz.
Bild: FAU/Rebecca Kleine Möllhoff

Stehen an der FAU englischsprachige Übersetzungen an, ist der Sprachendienst zur Stelle und übersetzt überwiegend für die Beschäftigten aus der zentralen Universitätsverwaltung verschiedenste Texte und Dokumente – von Forschungsmeldungen über Prüfungsordnungen und Uni-Magazinen bis hin zu ganzen Webauftritten ist alles dabei. Zur Meldung

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