Raum für ambitionierte Ideen

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Im Zollhof können Gründende von jeder Menge Expertenwissen, offenem Austausch und günstigen Büroplätzen profitieren. (Bild:Zollhof)

Unterstützung für junge Tech-Start-ups.

Außen Backstein – innen digital: Im Zollhof in Nürnberg ist seit 2017 ein Ökosystem für digitale Startups und etablierte Unternehmen entstanden. Davon profitieren unter anderem auch studentische Startups.

Es wird langsam eng – jedenfalls, was die zukünftige Raumplanung im Zollhof angeht. „Wir sind einer der am schnellsten wachsenden Tech Inkubatoren Deutschlands“, erzählt Senior Marketing Managerin Anne Christin Braun.

Das digitale Gründerzentrum in der Frankenmetropole ist Teil der Initiative Gründerland Bayern des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Die FAU ist einer der Gesellschafter des Inkubators und half tatkräftig dabei mit, den Zollhof aus der Taufe zu heben.

Zwar bietet der Klinkerbau imposante 1.200 Quadratmeter zumeist offene Fläche, doch mit voller Auslastung im Co-Working-Bereich sowie zahlreichen Events und Besuchern stößt der Zollhof allmählich an seine Grenzen. Deshalb ist für 2020 bereits ein Umzug in größere Räumlichkeiten geplant.

Hoher Zuspruch

„Allein 2019 haben uns mehr als 100 Bewerbungen für unser Förderprogramm erreicht“, berichtet Anne Christin Braun. Dieses richtet sich in erster Linie an Startups in der Frühphase, deren Produkte noch nicht auf dem Markt sind. Bewerben können sich alle, die eine skalierbare digitale Geschäftsidee in der Schublade haben und noch nicht länger als fünf Jahre am Markt sind.

Bisher nutzten 40 digitale Firmen das Angebot des Zollhof, das nicht nur Büroplätze zum günstigen Preis beinhaltet. Startups können auf ein breites Unterstützungsangebot durch das Team vor Ort, einen Mentorenpool und ein umfangreiches Netzwerk zurückgreifen. Innerhalb des 6-monatigen Programms finden fast täglich Business Reviews, One-on-one-Sessions und Workshops statt. „Ganz wichtig ist auch, dass als Gegenleistung für die Starthilfe keine Unternehmensanteile zur Debatte stehen. Die Gründenden behalten die Zügel selbst in der Hand“, betont Anne Christin Braun.

1200 Quadratmeter offenen Co-Working-Bereich hat der Zollhof zu bieten. (Bild:Zollhof)

Total vernetzt

Ziel ist es, die Gründerinnen und Gründer fit für den Erfolg zu machen. Immerhin scheitern im Durchschnitt 90 Prozent aller Startups. Nicht so im Zollhof. Gründende können hier leicht Kontakte knüpfen – zu anderen Startup-Teams, aber auch zur Wirtschaft und Industrie. In Nürnberg und Umgebung sei traditionell der Medizintechnikbereich stark aufgestellt, sagt Anne Christin Braun. Auch bilde der Zollhof mit dem Medical Valley und Health Hackers e. V. im Rahmen der de:hub Initiative der Bundesregierung den Hub für Digital Health. Thematisch beschränkt sei der Zollhof jedoch keineswegs.

Auch bei den Veranstaltungen ist Networking angesagt. So finden sich auf den Hackathons jedes Mal aufs Neue spontan interdisziplinäre Teams zusammen, um Problemstellungen von Unternehmen zu bearbeiten. Daneben locken viele weitere Formate vom Ideen-Pitch über Workshops bis hin zu Know-How Events. Studierende können außerdem im Rahmen des Talent Programms drei Monate lang wie Startups an echten Challenges von Partnern aus der Wirtschaft arbeiten – von der Ideenfindung bis zum ersten digitalen Prototyp.

Starthilfe für Tech-Startups

Doch der Zollhof ist auch die richtige Anlaufstelle für Studierende, die bereits einen Schritt weiter sind und in den Startlöchern zur eigenen Firmengründung stehen. Wie zum Beispiel die Gründer der traplinked GmbH Tim Kirchhof, Patrick Herrler, Tim Reiche und Marcus Menzel. Sie verfolgen mit ihrem Unternehmen einen innovativen Ansatz zu einem eher wenig digital anmutenden Thema: der Schädlingsbekämpfung in Lebensmittelbetrieben.

„Entweder arbeitet man mit Giftködern, die nicht abbaubare Stoffe enthalten, oder mit Mausefallen, die alle 24 Stunden kontrolliert werden müssen, was einen großen Aufwand bedeutet“, erklärt CEO Tim Kirchhof. Leider komme es auch vor, dass unerwünschte Nager nicht sofort von den Schlagfallen getötet würden, es aber noch mehrere Stunden dauere, bis das Fachpersonal vor Ort sei.

„Unsere Schlagfallen sind vernetzt und lassen sich jederzeit per App überprüfen“, sagt Tim Kirchhof. „Sie sind mit einem magnetischen Modul ausgestattet, das ins WLAN vor Ort eingebunden wird und in anpassbaren Abständen Lebenszeichen abgibt.“

„Ein unnötig langes Leiden der Tiere wird verhindert, weil sofort eine Meldung erfolgt, wenn eine Falle ausgelöst wurde“, fügt Tim Kirchhof hinzu. Die Schädlingsbekämpfung wird dadurch zudem einfacher und günstiger, denn die vorgeschriebenen Prüfintervalle lassen sich mithilfe der traplinked-Fallen ohne großen Aufwand einhalten.

Vorsprung dank Coaching

Mit der Idee, die Schädlingsbekämpfung zu digitalisieren, hatte sich das Team um einen Platz im Zollhof beworben – und den Zuschlag erhalten. Mittlerweile ist das junge Unternehmen auf Expansionskurs und befindet sich in Gesprächen mit Investoren, um weitere Produkte auf den Markt zu bringen. Beispielsweise sind eine digitale Rattenfalle sowie ein Gerät zur Bewegungserfassung von Mäusen geplant.

„Aus den Coachings konnten wir sehr viel mitnehmen. Wenn man gründet und keine Erfahrung hat, ist die Außenperspektive sehr wichtig. Sonst verpasst man eventuell den richtigen Zeitpunkt, sich um Dinge zu kümmern, von denen man bis dato gar nicht wusste, dass man sie braucht.“

Aber auch der Kontakt zu anderen Startups, die schon länger dabei sind, sei von großem Vorteil, meint Tim Kirchhof. „Schließlich müssen ja nicht alle die gleichen Fehler machen!“


alexander – Aktuelles aus der FAU

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FAU-Magazin alexander Nr. 113

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