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(Bild: Molokko 88/ shutterstock)

Wie man von wahrer Größe spricht

Edzerdla, soderla, ach Gotterla!

Den Franken wird ein Hang zum Verkleinern nachgesagt. Wie die deutsche Standardsprache verfügt das Fränkische zwar über eine Endung, um Diminution auszudrücken – und nutzt diese oft –, jedoch gibt es keine entsprechende Endung, mit der Größe dargestellt werden kann.

Aber: Fränkisch kann auch Groß!

Dazu nutzt man Wörter wie Brocken, Fetzen, Prügel oder Trumm und setzt diese wie Maßeinheiten vor das Bezugsnomen, das als ausgesprochen groß gekennzeichnet werden soll. Ein besonders großer starker Mann ist in Franken zum Beispiel ein Brocken Mann, ein Fetzen Kerl, ein Prügel Männerleut oder Trumm Mannsbild. Um den Eindruck von Größe weiter zu verstärken, können die Maßwörter mit Vorsilben wie mords- oder sau- ausgestattet werden,
zum Beispiel des is a Mordsdrumm Laggl (ein Mordstrumm Lackel) in Bonnhof oder a Saubrogng Mannsbild (ein Saubrocken Mannsbild) in Flachslanden (beide Landkreis Ansbach). Bisweilen werden die Größenbezeichnungen gereiht, zum Beispiel ein Priegeldrumm Mannsbild (ein Prügel Trumm Mannsbild) in Weidenberg (Landkreis Bayreuth) oder ä fäzn Trumm Maa (ein Fetzen Trumm Mann) in Neuhof (Landkreis Coburg). Die größten aller Männer Frankens scheint es fraglos in Nürnberg zu geben, das in dem Mordstrumm Fetzen Kerl alle diese Möglichkeiten zur Darstellung von Größe vereint.

von Almuth König


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Alexander 119

In der aktuellen Ausgabe finden Sie Beiträge zu folgenden Themen: Wie Wissenschaft und Diplomatie zusammenspielen können, welche Wege mit der Wasserstofftechnologie LOHC gegangen werden sollen, einen Einblick in die abenteuerliche Donaufahrt der FAU-Römerboote, ein Interview mit dem Paralympicsathleten und Jura-Studenten Josia Topf sowie ein Porträt mit dem neuen Humboldt-Professoren Vincent C. Müller.

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