Zivilcourage an der Uni: Was kann ich gegen Diskriminierung und Rassismus tun?
Welche Situationen von Diskriminierung und Rassismus gibt es im Hochschulalltag und was kann ich dagegen tun? Diese Frage beschäftig sowohl Studierende als auch Mitarbeitende und Forschende der FAU. Um diese Fragen zu klären, hat das Büro für Gender und Diversity (BGD) gemeinsam mit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus den Workshop „Zivilcourage an der Uni – Was tun gegen Diskriminierung, Rassismus und rechte Ideologien?“ veranstaltet. Sie konnten nicht dabei sein? Harriet Ziegler, Referentin für Diversity Management, hat drei der wichtigsten Insights zusammengefasst.
Zivilcourage an der Uni – Die Insights
Sich nicht zu positionieren, ist ebenfalls eine Positionierung.
Wenn eine rassistische, diskriminierende oder sexistische Bemerkung fällt, zum Beispiel durch einen Kommilitonen in einer Lehrveranstaltung, und ich nichts dazu sage, dann nimmt dieser das als Zustimmung mit seiner Aussage wahr. Noch schlimmer aber: Auch die durch die Aussage Betroffenen werten das Schweigen als Zustimmung mit dem Täter! Nichts zu sagen und mich damit vermeintlich neutral zu verhalten, bewirkt also das Gegenteil: Es wird von allen Seiten als Zustimmung mit der Diskriminierung gewertet.
1b) Lehrende sind in einer besonderen Verantwortung, diskriminierende Äußerungen zu benennen und Solidarität mit Betroffenen zu zeigen.
In einer Situation wie der oben skizzierten trägt die lehrende Person eine besondere Verantwortung, denn ihr kommt die hierarchisch höchste Stellung und damit die größte Autorität zu. Die Studierenden erwarten, dass die lehrende Person die diskriminierende Äußerung benennt und einordnet. Tut sie das nicht – auch in guter Absicht, beispielsweise um den/die Verursacher*in nicht bloßzustellen -, scheint sie für die anderen Anwesenden mit deren Aussage einverstanden zu sein (siehe 1a; dabei ist eine Benennung durchaus auch ohne persönlichen Angriff möglich: „Diese Aussage ist rassistisch“ und nicht „Sie sind rassistisch“). Dies erzeugt eine von Angst geprägte Seminaratmosphäre, die effektives Lernen unterbindet. Und so bleibt die Aufklärung häufig den Betroffenen überlassen, die nicht nur durch die Aussage selbst verletzt wurden, sondern auch noch mit dem Bildungsauftrag belastet werden, das Vorgefallene für die anderen einzuordnen.
Eine Positionierung gegen Diskriminierung ist kein einmaliger Akt, sondern ein fortwährender Prozess.
Niemand reagiert immer perfekt, und Unsicherheit, Überforderung oder Angst können einen schon einmal zum Verstummen bringen. Sollte ich also in einer Situation nicht so reagiert haben, wie ich es mir von mir wünsche, darf ich mir das nachsehen und kann es in der Regel auch später noch einmal aufgreifen. Als Lehrperson kann ich es beispielsweise in der nächsten Sitzung thematisieren: „Ich habe noch einmal über die letzte Diskussion nachgedacht/ habe mich noch einmal informiert/ wurde darauf hingewiesen, dass…“ Aber auch als zunächst stumme Kommilitonin oder Kommilitone kann ich nachträglich das Gespräch suchen – mit den Betroffenen, den Verursachenden, der Lehrperson – und meine Position klarmachen – oder ich kann mir Unterstützung suchen (siehe 3) und unten). Gleichzeitig bin ich natürlich auch nicht für zukünftige Situationen aus der Verantwortung Stellung zu beziehen, weil ich es einmal getan habe.
Safety first.
Es kann auch gute Gründe gegen eine Positionierung geben. Ist es beispielsweise die Lehrperson des Seminars, die problematische Sprüche klopft, dann kann ich es mir unter Umständen nicht so einfach erlauben, meine Stimme zu erheben. Noch schlimmer ist es vielleicht sogar im öffentlichen Raum, wenn ich Angst vor Gewalt und einer Eskalation habe. Hier gilt: Die eigene Sicherheit geht vor! Trotzdem kann ich die Sache angehen: Ich kann mich im Nachhinein mit meinen Mitstudierenden solidarisieren, eine Beratungsstelle aufsuchen und Unterstützung generieren (zu FAU-Beratungsstellen, siehe unten). Das gilt auch für die zweite Situation: Wichtiger als Täter zu konfrontieren ist es auch hier Unterstützung zu finden, Mitmenschen anzusprechen und einzubeziehen, Opfer aus der Isolierung zu holen und gegebenenfalls die Polizei zu verständigen. Gemeinsam ist man stärker!
Sie brauchen Hilfe?
Büro für Gender und Diversity
Das Büro für Gender und Diversity ist die zentrale Stelle der FAU rund um das Thema Chancengleichheit. Die Mitarbeitenden des Büros für Gender und Diversity helfen Ihnen gerne weiter.
Liste aller Anlauf- und Beratungsstellen
Awareness-Toolbox
Zur diskriminierungssensiblen Gestaltung von Lehrveranstaltungen, Prüfungen und anderen Situationen des universitären Miteinanders, nutzen Sie die neue Awareness-Toolbox des Büros für Gender und Diversity.
Netzwerk: FAU-Mosaic – Community of PoC
FAU-Mosaic – Community of PoC ist ein Netwerk, das es sich zum Ziel gemacht hat, eine kulturell und ethnisch differente Gemeinschaft etablieren, die alle Mitarbeitenden der FAU, die im Rahmen ihrer universitären Tätigkeiten und im Alltag von Rassismuserfahrungen betroffen sind, in einen safer space zusammenbringt.
Antisemitismusbeauftragter
Der Antisemitismusbeauftragte der FAU, Prof. Dr. Lutz Erhardt, kann unter anderem bei antisemitischen Vorfällen und als Anlaufstelle für jüdische Studierende, Forschende und Lehrende sowie alle weiteren Beschäftigten kontaktiert werden.