Grüne Zukunft? Ein Kinderspiel!
Nachts um 3:30 Uhr am Nürnberger Flughafen. Judith Wahl steht in der Eingangshalle und begrüßt ihre beiden Gäste, Feride Berra Köseoglu und Kayra Orman, Studierende der Istanbul Technical University (ITU). So richtig gesprächig sind die drei in diesem Moment nicht, alle sehnen sich nach dem Bett. Bereits um 7:00 Uhr treffen sie Silvana Elias Damas, das letzte Mitglied des Orgateams, im Erlanger d.hip, wo die Veranstaltung stattfindet.
Thema: nachhaltige Städte
Als die EELISA-Metaverse-Challenge „The Future is Green“ pünktlich um 8:00 Uhr startet, ist Judith, Silvana, Feride und Kayra die Müdigkeit nicht anzusehen – zu groß sind die Vorfreude und die Aufregung. In den letzten Monaten haben sie gemeinsam eine Challenge organisiert, in der Studierende ein Spiel auf der Online-Spieleplattform Roblox programmieren sollen. Zielvorgabe des dreitägigen Wettbewerbs: Das Spiel soll Kindern erklären, wie Städte nachhaltig gestaltet werden können.
Zusammen haben sie das Konzept entworfen, das Catering organisiert sowie Expertinnen und Experten für den wissenschaftlichen Input eingeladen. Die Finanzierung, auch für Anreise und Unterkunft, übernimmt EELISA, eine Allianz von zehn europäischen Universitäten, zu der auch die FAU gehört. „Wir freuen uns so, euch endlich alle persönlich kennenzulernen“, sagt Judith auf Englisch zu den Studierenden vor ihr: sechs von der FAU, fünf von der ITU. „Seit der Gründung der ‚EELISA-Community Metaverse und Nachhaltigkeit‘ hatten wir vor, ein persönliches Treffen zu organisieren.“
Voneinander lernen – über Ländergrenzen hinweg
Den Impulsvortrag hält Benedikt Morschheuser, Professor für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Gamification, an der FAU. Er stellt die Frage, ob die Zukunft der Bildung in Serious Games auf den Metaverse-Plattformen liegt. Während er erklärt, dass man Spiele mit ernsthaften Lernzielen als „Serious Games“ bezeichnet, sitzen Judith, Silvana, Kayra und Feride am Kontrollpult und steuern die Präsentation sowie den Ton. Sie wirken entspannt – das Programm liegt nun erst mal in den Händen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Roblox-Expertin Corinna Wüllner stellt das Spiel „Inflammania 3D“ vor, das sie als Studentin in einem Seminar von Benedikt Morschheuser entwickelt hat. Später am Nachmittag werden zwei Professoren der Partneruniversität in Madrid, die zu nachhaltiger Stadtplanung forschen, Aufgaben und Szenarien vorstellen, die man Kindern spielerisch nahebringen könnte.
Als die Gruppenarbeit starten soll, stehen die Teilnehmenden etwas schüchtern auf, um die ihnen zugeteilten Partnerinnen und Partner zu suchen. Ab jetzt haben die Teams zwei Tage Zeit, ein eigenes Spiel zu entwickeln. Am Sonntag entscheidet eine Jury, die sich aus Nachhaltigkeits- und Roblox-Experten mehrerer Partnerunis zusammensetzt, über das beste Ergebnis und überreicht dem Gewinnerteam einen Scheck über 200 Euro.
„Das macht EELISA für mich aus, dass Studierende miteinander und voneinander lernen, über Fächer- und Ländergrenzen hinweg“, sagt Silvana. Die Studienrichtungen der Teilnehmenden sind bunt gemischt, genauso wie ihre Roblox-Erfahrung. An der Challenge hätten Studierende aller Partneruniversitäten teilnehmen können, beworben haben sich nur Studierende der ITU und der FAU.
Während des Mittagessens sind alle im Raum in Gespräche vertieft, man hört unterschiedliche Akzente. Feride erzählt, dass sie nur durch EELISA die Möglichkeit hat, Englisch zu sprechen. „Ich möchte sicherer in der Sprache werden, und dabei hilft mir dieses Netzwerk sehr“, sagt sie. An einem anderen Tisch geht es darum, welche Zutaten in der Türkei auf eine Pizza kommen: Mayo und Ketchup. Alle lachen. „Zum Glück ist gerade niemand aus Italien hier“, antwortet jemand.
Zeit für Freundschaften
Städte in Europa zu besuchen, Kulturen zu entdecken und sich zugleich auf freundschaftlicher Ebene kennenzulernen – auch darum geht es bei EELISA. Kayra und Feride werden nach der Challenge noch länger bei Judith bleiben. „Ich freue mich darauf, mehr Zeit mit Judith und Silvana zu verbringen“, sagt Kayra. „Nach den vielen Onlinemeetings ist es schön, sich endlich persönlich gegenüberzusitzen.“ Dann wendet er sich wieder einer der Gruppen zu und kommentiert die neueste Idee: „Ein CO2-Monster, das wir bekämpfen müssen, um den Schalter von Kohle auf Fotovoltaik umzulegen? Ja, warum nicht?“