„Die Erlanger Dermatologie bleibt breit aufgestellt“

Prof. Dr. Carola Berking
Prof. Dr. Carola Berking ist die neue Direktorin der Erlanger Hautklinik. Sie gehört zudem zum Vorstand des onkologischen Spitzenzentrums Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN. Außerdem ist ihre Klinik Kooperationspartner des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Uni-Klinikum Erlangen. (Foto: Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen)

Prof. Dr. Carola Berking ist seit 1.10.2019 Direktorin der Hautklinik

Die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Hautkrebs steigt. Menschen rechtzeitig zu schützen und im Ernstfall optimal zu behandeln, das hat sich die neue Direktorin der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Prof. Dr. Carola Berking, vorgenommen. Neben dem Fokus auf onkologischer Dermatologie möchte die gebürtige Rheinland-Pfälzerin die Erlanger Hautklinik weiterhin als Einrichtung führen, die das gesamte dermatologische und allergologische Spektrum abdeckt. Prof. Berking folgt auf Prof. Dr. med. univ. Gerold Schuler, der die Klinik 24 Jahre lang leitete und nun in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Carola Berking studierte Humanmedizin an der Universität des Saarlandes und an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), wo sie auch promovierte. Nach einem dreijährigen wissenschaftlichen Forschungsaufenthalt in Philadelphia, USA, erwarb sie 2004 den Facharzttitel für Haut- und Geschlechtskrankheiten und habilitierte zum schwarzen Hautkrebs, dem malignen Melanom. Im Jahr 2008 wurde Carola Berking auf eine W2-Stiftungsprofessur mit Schwerpunkt Dermato-Onkologie an der LMU berufen. Bis zu ihrem Wechsel nach Erlangen leitete sie als Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie des Klinikums der Universität München – der größten Hautklinik Europas – die Onkologische Abteilung.

Fokus: Hautkrebs und seine Vorstufen

Die dermatologische Onkologie beschäftigt Carola Berking seit über 20 Jahren laborwissenschaftlich und klinisch. Als Prüfärztin leitete sie zuletzt am Klinikum der Universität München über 50 klinische Studien für Patientinnen und Patienten mit malignen Melanomen und anderen bösartigen Hauttumoren. Daneben widmet sich Prof. Berking heute vor allem auch dem hellen Hautkrebs und seinen Vorstufen, den sogenannten aktinischen Keratosen. Zuletzt koordinierte die 48-Jährige federführend die kürzlich neu erschienene S3-Leitlinie „Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut“ – eine Empfehlung auf höchstem wissenschaftlichen Niveau. Bisher gab es lediglich niedriger klassifizierte Leitlinien und noch gar keine, die das Vorgehen bei Vorstufen des weißen Hautkrebses und bei manifesten Tumoren kombiniert. Prof. Berking möchte aber auch die Prävention stärken. Laut der Expertin gibt es vor allem Verbesserungspotenzial bei der Verhältnisprävention, das heißt: bei der Gestaltung von öffentlichen Plätzen, Freizeitanlagen und Arbeitsumgebungen. „Fragen sind: Hat das Babybecken im Freibad ein Sonnendach? Und gibt es auf dem öffentlichen Sportplatz überhaupt genug Schatten?“, nennt Prof. Berking zwei Beispiele.

Ein Mindestmaß an Sonne

UV-Schutz ist der wichtigste Faktor, um Hautkrebs vorzubeugen – doch ein Mindestmaß an Sonnenlicht braucht jeder Mensch. Im Rahmen des UV-Schutz-Bündnisses, das vom Bundesamt für Strahlenschutz koordiniert wird, wirkte Carola Berking deshalb an einer Empfehlung zu Vitamin D mit. „Sonnenlicht regt die körpereigene Vitamin-D-Bildung an. Die einhellige wissenschaftliche Empfehlung ist deshalb: Gesicht, Hände und Arme sollten zwei- bis dreimal pro Woche unbedeckt und ohne UV-Schutz der Sonne ausgesetzt werden – aber nur so lange, wie sich die Haut nicht rötet. Beim Hauttyp 2 heißt das zum Beispiel: circa zwölf Minuten Sonne wöchentlich. So werden die Vitamin-D-Speicher gerade jetzt vor der dunklen Jahreszeit noch einmal aufgefüllt und Mangelerscheinungen vermieden.“

Diagnostik ohne Skalpell

In der Hautkrebsdiagnostik setzt Prof. Berking auf die konfokale Laserscanmikroskopie und die optische Kohärenztomografie – nicht-invasive Verfahren, die ohne Gewebeentnahmen auskommen. „Das erspart uns Zeit und den Patientinnen und Patienten Schmerzen“, sagt sie. Haben sich tatsächlich Vorstufen von hellem Hautkrebs gebildet, werden diese vorrangig narbenlos mit Cremes oder mit der photodynamischen Therapie (PDT) behandelt – ein weiterer Schwerpunkt von Prof. Berking. Bei der PDT wird ebenfalls zuerst eine Creme aufgetragen und die betroffene Stelle anschließend mit Rotlicht bestrahlt; auch Tageslicht kann eingesetzt werden. Erst, wenn Tumoren tiefergehend sind, werden diese operativ entfernt.

Laut Carola Berking entwickeln sich hautärztliche Behandlungen immer weiter von der topischen zur systemischen Therapie – also von der örtlich aufgetragenen Salbe hin zur Tablette oder Spritze. „Zur Behandlung von schwarzem Hautkrebs können wir heute Checkpoint-Inhibitoren nutzen – Medikamente, die die körpereigene Tumorabwehr aktivieren. Psoriasis, Neurodermitis und Urtikaria behandeln wir mit modernen Antikörpertherapien. Doch diese Immuntherapien haben noch keine guten Biomarker, die das Ansprechen auf eine bestimmte Therapie vorhersagen, und viele unerwünschte Nebenwirkungen. Dies gilt es weiter zu dokumentieren, zu erforschen und zu verstehen“, sagt die Dermatologin.

Hautklinik bleibt breit aufgestellt

„Hautkrebsforschung  und -therapie sind wichtige Erlanger Standbeine, die ich fortführen und mit meiner Expertise verknüpfen möchte“, sagt Carola Berking. „Aber: Die Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen war immer breit aufgestellt und soll es auch unter meiner Leitung bleiben.“ Wissenschaftlich wie klinisch deckt die Hautklinik deshalb neben der Dermato-Onkologie auch die Bereiche Psoriasis, Neurodermitis, Ekzeme, Infektionen und viele andere entzündliche und autoimmunologische Hauterkrankungen ab. Urtikaria sowie die Allergologie, die Andrologie und die Versorgung chronischer Wunden stellen weitere Schwerpunkte dar. „In allen Bereichen laufen in Erlangen sehr gute Studien, in die wir fortlaufend Patientinnen und Patienten aufnehmen. Weil die Bevölkerung immer älter wird, werden uns vor allem Unterschenkelgeschwüre und andere chronische Wunden, Hauttrockenheit, medikamentenassoziierte Hauterkrankungen, aber eben auch Hautkrebsfälle in Zukunft noch stärker beschäftigen“, erwartet Prof. Berking.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Carola Berking
Tel.: 09131/85-33661
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