Netzwerk für jüdische Studierende und Mitarbeitende an der FAU geplant
Vielfalt ist einer der Grundwerte im Leitbild der FAU – und diese Vielfalt zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Menschen an der FAU sich auch untereinander in Interessengruppen und Netzwerken organisieren, um den persönlichen Kontakt und den Austausch zu suchen. Jetzt soll auch eine Interessengruppe jüdischer FAU-Angehöriger entstehen, mit Unterstützung des Sonderbeauftragten gegen Antisemitismus an der FAU, Prof. Dr. Lutz Edzard.
Sonderbeauftragter gegen Antisemitismus unterstützt Initiative zur Netzwerk-Gründung
Herr Prof. Edzard, Sie haben in Ihrer Rolle als Sonderbeauftragter gegen Antisemitismus an der FAU eine Initiative gestartet, bei der jüdische Studierende und Mitarbeitende an der FAU sich vernetzen und austauschen können. Warum?
Lutz Edzard: Es haben mich sowohl aus dem Kreis der Studierenden als auch aus dem Kreis der Mitarbeitenden jüdische Stimmen erreicht, die mich ausdrücklich darum baten, die Gründung einer solchen Vereinigung anzustoßen. Dabei geht es nicht nur, aber eben auch um das Thema antisemitischer Vorfälle. Insofern komme ich hier einfach meiner Verpflichtung im Rahmen meiner Rolle als Sonderbeauftragter gegen Antisemitismus nach.
Ich selbst wäre als Nicht-Jude vielleicht zurückhaltend gewesen, andere kollektiv zu bitten, sich gewissermaßen in ihrer Identität zu outen – aber da die Initiative von der jüdischen Seite ausging, ist das in Ordnung. Es gibt ja auch eine vergleichbare Vereinigung von muslimischen FAU-Angehörigen. Ich bitte also jüdische Studierende und Mitarbeitende, sich bei Interesse bei mir zu melden, damit ich ein erstes Treffen in die Wege leiten kann.
Warum, denken Sie, gab es bislang eine solche Interessensgruppe nicht? Wie hat sich Ihrer Meinung nach das Bewusstsein für jüdisches Leben in Deutschland verändert – auch an der FAU?
Lutz Edzard: Zunächst ist wichtig zu wissen, dass das Judentum sich – anders als Christentum und Islam – als eine Ethno-Religion definiert: Es ist also bereits die Herkunft ein hinreichendes Kriterium, jüdisch zu sein, unabhängig von der eigenen religiösen Einstellung.
Spätestens seit dem 7. Oktober 2023 haben Jüdinnen und Juden in Deutschland ihre guten Gründe, in der Öffentlichkeit tendenziell unter dem Radar zu bleiben, wobei es hier in Erlangen natürlich deutlich ruhiger zugeht als etwa in Berlin, wo wir immer wieder erschreckende Szenarien an den verschiedenen Hochschulen beobachten. Jüdinnen und Juden wollen hier auch nicht in Kollektivhaft für politische Ereignisse im Nahen Osten genommen werden.
Umgekehrt besteht in Deutschland jetzt aber auch ein erhöhtes Bewusstsein nicht-jüdischer Menschen für die Belange jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Dabei geht es Gott sei Dank nicht nur um Probleme, sondern auch um Positives, wie etwa die wirtschaftlichen und kulturellen Errungenschaften von Jüdinnen und Juden in der deutschen Geschichte.
Umso besser, dass einige Jüdinnen und Juden an der FAU nun diese Initiative zu einer Vereinigung gestartet haben. Andere wiederum betrachten ihre ethno-religiöse Identität eher als Teil ihrer Privatsphäre.
Bräuchten wir in Zeiten wie diesen nicht auch mehr Formate, die über Religionen und Kulturen hinweg verbinden? Und wie können/sollten wir als Universität aus Ihrer Sicht diesen Dialog fördern?
Lutz Edzard: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann fördert dankenswerterweise zwei größere Projekte an der FAU, die dem interreligiösen Dialog beziehungsweise dem interreligiösen Zusammenleben gewidmet sind. Das ist sehr zu begrüßen, zielt allerdings mehr auf die akademische Ebene ab.
Interreligiöse Gesprächsforen sind im Prinzip sicher auch auf den Ebenen der Studierenden und Mitarbeitenden eine gute Idee. Am Institut für Orientalistik leisten wir dazu einen wichtigen Beitrag. Genauso wichtig ist es aber, dass religiöse oder ethno-religiöse Gemeinschaften wie das Judentum ihre eigenen „safe spaces“ haben, um über Religiöses, Kulturelles und auch Politisches miteinander und untereinander zu kommunizieren.
Umso dringender ist es, neben christlichen und muslimischen FAU-Angehörigen auch den jüdischen Studierenden und Mitarbeitenden an der FAU die Möglichkeit eines solchen Forums einzuräumen.
Oft reicht es übrigens, sich gegenseitig einfach in seiner jeweiligen Identität zu respektieren. Nicht alle sind daran interessiert und dazu bereit, über Religionsgrenzen hinweg über etwas zu kommunizieren, das mitunter als sehr persönlich wahrgenommen wird. Wenn doch, können und sollen wir das natürlich logistisch unterstützen.
Kontakt
Prof. Dr. Lutz Edzard
Sonderbeauftragter der FAU gegen Antisemitismus
antisemitismusbeauftragte@fau.de
Webseite des Sonderbeauftragtern gegen Antisemitismus