Transparenz bei Transplantationen

Keine Unregelmäßigkeiten am Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg

„Wir wollen mit der Offenlegung unserer Zahlen und den Ergebnissen unserer internen Überprüfung ganz bewusst für Transparenz sorgen“, erklärt Prof. Dr. Rainer Fietkau, stellvertretender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Erlangen. „Wir haben die zwischen dem 1.1.2007 und dem 31.12.2011 vorgenommenen Transplantationen überprüft und die Akten aller Nieren- und Lebertransplantierten durchsehen lassen“, berichtet Prof. Dr. Kai-Uwe Eckardt, Leiter des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg. „Es wurden keine Auffälligkeiten festgestellt und wir können Datenmanipulationen eindeutig ausschließen.“ Am Uni-Klinikum Erlangen wurden in diesem Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 559 Organe von Verstorbenen transplantiert: 384 Nieren, 25 Bauchspeicheldrüsen, 75 Lebern und 75 Herzen.

Mitarbeiterinnen der Stabsabteilung Qualitätsmanagement hatten in den vergangenen eineinhalb Wochen gemeinsam mit Fachärzten alle Unterlagen nach festgelegten Parametern überprüft: Kontrolliert wurden an Eurotransplant gemeldete Daten und Laborwerte, die für die Zuteilung eines Organs entscheidende Relevanz haben. Langfristig empfiehlt Prof. Dr. Dr. h. c. Werner Hohenberger, Direktor der Chirurgischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen, die zusätzliche Einbindung externer Auditoren, um die Indikationsstellung und das medizinische Qualitätsmanagement bei Transplantationen noch genauer überprüfen zu können. Für die Herztransplantationen am Uni-Klinikum Erlangen erfolgte ein derartiges externes Audit zuletzt im Jahr 2010.

Nach Bekanntwerden von Unregelmäßigkeiten bei Transplantationen in Göttingen und Regensburg entschied sich das Uni-Klinikum Erlangen dafür, seine Patientenakten zu überprüfen: „Nicht, weil wir einen Verdacht hatten oder unseren Ärzten misstrauen“, so Prof. Fietkau, „sondern weil gerade jetzt Transparenz besonders wichtig ist. Seit Jahren kämpfen wir mit einem eklatanten Organmangel und möchten durch die Offenlegung unserer Zahlen und Prozesse die Verunsicherung in der Bevölkerung abbauen.“ Bereits seit Längerem etabliert ist am Uni-Klinikum Erlangen zumindest ein Vier-Augen-Prinzip. Neben den Unterschriften von wenigstens zwei Ärzten und der Abhaltung von interdisziplinären Transplantationskonferenzen soll es zukünftig auch Kontrollen durch Mitarbeiter der dem Ärztlichen Direktor des Uni-Klinikums Erlangen unmittelbar zugeordneten Stabsabteilung Qualitätsmanagement geben.

Niere
Für die Niere ist der entscheidende zuteilungsrelevante Parameter der Beginn der Dialysebehandlung. Hier wurde demnach überprüft, ob das in der Patientenakte dokumentierte Datum korrekt an Eurotransplant übermittelt wurde.

Leber
Entscheidend für die Zuteilung einer Spenderleber sind die an Eurotransplant gemeldeten Laborwerte sowie eine etwaige Dialysepflicht des Patienten. Für alle 75 Fälle wurden die unmittelbar vor der Organverpflanzung an Eurotransplant gemeldeten Daten mit denen aus dem elektronischen Laborsystem des Uni-Klinikums Erlangen verglichen.

Herz
Die Anmeldung von Herztransplantationen wird von externen Auditoren, die von der Ständigen Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer beauftragt sind, im Rahmen von unangekündigten und unregelmäßigen Zentrumsvisiten kontrolliert. Das letzte dieser externen Audits fand nach Angaben von Prof. Dr. Michael Weyand, Direktor der Herzchirurgischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen, am 01.02.2010 statt. Es ergab keine Diskrepanzen zwischen den übermittelten Daten und den Krankenblattunterlagen.

So genannte beschleunigte Verfahren
Eine Datenübermittlung von Eurotransplant stellt fest, dass in den Jahren 2007 bis 2011 bei den insgesamt 559 Transplantationen in Erlangen lediglich 54 Organe (9,7 %) nach dem sogenannten beschleunigten Verfahren zugeteilt wurden (sogenannte „Zentrumsangebote“). „Aufgrund des eklatanten Organmangels akzeptieren wir heute auch Organe von älteren und kränkeren Spendern“, erklärt Prof. Dr. Karl Hilgers, Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie des Uni-Klinikums Erlangen. „Diese Organe können schwer kranken Menschen, die zum Beispiel keine sehr hohe Lebenserwartung mehr haben, wertvolle Dienste leisten. Das ist eindeutig besser als diese Organe zu verwerfen, sie also nicht mehr zu verwenden. Allerdings sind diese Organe eben auch sehr empfindlich und müssen schnell (und deshalb möglichst in der Region) verpflanzt werden. Das offiziell anerkannte Verfahren wird immer zusammen mit Eurotransplant durchgeführt und ist in hohem Maße sinnvoll.“

Wohnort und Versicherungsstatus der Organempfänger
38 der 559 Patienten, denen im Zeitraum 2007 bis 2011 am Uni-Klinikum Erlangen Organe transplantiert wurden, wiesen neben der deutschen Adresse auch einen Wohnsitz außerhalb Deutschlands auf, waren jedoch allesamt deutsche Staatsangehörige, die bei einer gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung in Deutschland versichert waren. Damit wurde in Übereinstimmung mit den Daten von Eurotransplant am Uni-Klinikum Erlangen keine postmortale Organspende an einen als „non-resident“ registrierten Empfänger vermittelt. Die Patienten, die entweder privat krankenversichert oder Selbstzahler waren und denen am Uni-Klinikum Erlangen in den Jahren 2007 bis 2011 ein Organ transplantiert wurde, machen lediglich 8,3 % aus. Die Quote liegt damit sogar etwas niedriger als der Prozentsatz der privat Krankenversicherten in der deutschen Allgemeinbevölkerung (ca. 10,9 %).

Weitere Informationen für die Medien:

Stv. Ärztlicher Direktor
Prof. Dr. Rainer Fietkau
Tel.: 09131 85-33405
rainer.fietkau@uk-erlangen.de

Transplantationszentrum
Prof. Dr. Kai-Uwe Eckardt
Tel.: 09131 85-39002
Sabine.Neubauer@uk-erlangen.de

Chirurgische Klinik
Prof. Dr. Dr. h. c. Werner Hohenberger
Tel.: 09131 85-33201
chir-direktion@uk-erlangen.de

Stabsabteilung Kommunikation
Barbara Mestel
Tel.: 09131 85-46678
presse@uk-erlangen.de