Salzige Kost vermehrt angriffslustige Immunzellen

Tomate mit Salz
Bild: David Ausserhofer/MDC

Studie zeigt Einfluss von Kochsalz auf Modell der Multiplen Sklerose

Erhöhter Salzkonsum kann zu einem massiven Anstieg von aggressiven Immunzellen führen, die an der Auslösung der Multiplen Sklerose beteiligt sind und die Erkrankung im Modell verschlechtern. Das hat jetzt eine Studie gezeigt, die an der Universitätsklinik Erlangen in enger Zusammenarbeit mit Forschern der Yale Universität und des Max-Delbrück Zentrums Berlin durchgeführt wurde. Die Fachzeitschrift Nature berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über die Untersuchung und ihre Ergebnisse1).

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem bei jungen Erwachsenen auftritt und zu vielfältigen neurologischen Ausfällen sowie bleibender Behinderung führen kann. Seit kurzem vermuten Forscher, dass sogenannte „Th17“-Zellen, die den Botenstoff Interleukin-17 produzieren, eine wichtige Rolle bei der Entstehung der MS spielen. In einem internationalen Konsortium zusammen mit Dr. Markus Kleinewietfeld und  Prof. David Hafler aus Yale untersuchten die Erlanger Forscher um PD Dr. Ralf Linker, Prof. Jens Titze und Prof. Dominik Müller nun den Einfluss von Kochsalz und salzhaltiger Diät im experimentellen Modell der MS.

Salz verschlechtert den Erkrankungsverlauf im Modell der MS

In Zellkulturversuchen konnte die Forschergruppe zeigen, dass die Zugabe von Kochsalz in einem drastischen Anstieg besonders aggressiver Th17-Zellen resultierte. Auch im Modell der MS, der sogenannten experimentellen autoimmunen Encephalomyelitis, erhöhte eine stark salzhaltige Diät die Entwicklung solcher entzündungsfördernder Zellen deutlich, interessanterweise vor allem im zentralen Nervensystem. Parallel dazu führte die gesteigerte Aufnahme salzhaltiger Nahrung zu einem schwereren Krankheitsverlauf.

Eine genauere Untersuchung dieses Effektes in Zellkulturversuchen ergab, dass die erhöhte Produktion der aggressiven Th17-Zellen durch Kochsalz auf molekularer Ebene über ganz spezifische Signalwege reguliert ist. „Diese Erkenntnisse liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der MS und bringen möglicherweise neue Ansatzpunkte für eine bessere Behandlung der bisher unheilbaren Erkrankung“, so der Neurologe Dr. Ralf Linker. Zusammen mit seinem Kollegen Prof. Müller sowie seinem Mitarbeiter Arndt Manzel koordinierte Linker die Erlanger Experimente und versucht als Leiter der Neuroimmunologischen Ambulanz der Universitätsklinik Erlangen, neue Erkenntnisse aus dem Labor für Patienten nutzbar zu machen. Die Erlanger Wissenschaftler vermuten, dass der heutige Lebensstil in den Industrieländern mit vermehrter Kochsalz-Aufnahme im Zusammenhang mit der Zunahme von Autoimmunerkrankungen in der westlichen Welt stehen könnte.

Weitere Studien müssen nun zeigen, ob eine Veränderung der Diät tatsächlich in der Lage sein kann, die MS positiv zu beeinflussen.

Kompetente Betreuung von MS-Patienten in Erlangen

MS-Patienten werden vom Team um PD Dr. Ralf Linker an der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen in der neuroimmunologischen Ambulanz umfassend und kompetent betreut. Die einzige derartige Einrichtung in der Europäischen Metropolregion Nürnberg ist in ein nationales und internationales Netzwerk von Experten und Forschungseinrichtungen eingebettet. Bei der Therapieumsetzung und Beratung von Patienten kann so auf neueste Forschungsergebnisse und Therapieansätze zurückgegriffen werden.

1)Sodium Chloride Drives Autoimmune Disease by the Induction of Pathogenic Th17 Cells, Nature, doi: 10.1038/nature11868
Markus Kleinewietfeld1, 2*, Arndt Manzel3, 4, Jens Titze5, 6, Heda Kvakan7, 8, Nir Yosef2, Ralf A. Linker3, Dominik N. Muller7,9+, David A. Hafler1, 2*+

1Departments of Neurology and Immunobiology, Yale School of Medicine, New Haven, CT, United States, 2Broad Institute of MIT and Harvard, Cambridge, MA, United States, 3Department of Neurology University of Erlangen-Nuremberg, Germany, 4International Graduate School for Neuroscience, Ruhr-University Bochum, Germany, 5Division of Clinical Pharmacology, Vanderbilt University, Nashville, TN, United States. 6Interdisciplinary Center for Clinical Research and Department for Nephrology and Hypertension, University of Erlangen-Nuremberg, Germany. 7Experimental and Clinical Research Center, a joint cooperation between the Charité Medical Faculty and the Max-Delbrück Center for Molecular Medicine Berlin, Germany, 8Helios Klinikum Berlin-Buch, Germany, 9Nikolaus-Fiebiger-Center for Molecular Medicine, University Erlangen-Nuremberg, Germany
* corresponding authors
+these authors contributed equally to the work

Weitere Informationen:

PD Dr. Ralf Linker
Tel.: 09131/85-32187
ralf.linker@uk-erlangen.de