Frühstück mit Nobelpreisträgern

Natürlich sind sie auch nur Menschen. Und kochen auch nur mit Wasser. Dennoch umgibt Nobelpreisträger – zumindest mag das jungen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen manchmal so scheinen – der Nimbus des unerreichbaren Genies. Diesen Mythos entzaubert alljährlich das Nobelpreisträgertreffen in Lindau am Bodensee. Rund 600 ausgewählte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus aller Welt erhalten bei diesen Treffen die Möglichkeit, nicht nur den Vorträgen dieser Spitzenwissenschaftler zu lauschen, sondern in Projektklassen, aber auch beim “wissenschaftlichen Frühstück” oder auf diversen Abendveranstaltungen mit den Nobelpreisträgern zu diskutieren, zu plaudern, Kontakte zu knüpfen.  In diesem Jahr mit dabei: drei junge Forscherinnen und Forscher der FAU.

Ben Ettle,  Doktorand in der Molekular-Neurologischen Abteilung der Neurologischen Klinik, Heike Leutheuser, Doktorandin in der Digital Sportsgroup am Lehrstuhl für Mustererkennung sowie Dr. Dimitrios Mougiakakos vom Lehrstuhl für Hämatologie /Internistische Onkologie sind die Glücklichen, die in diesem Jahr vom 29. Juni bis 4. Juli 2014 die Gelegenheit haben, 37 Nobelpreisträger persönlich kennenzulernen. Einer davon hat sogar seine wissenschaftlichen Wurzeln an der FAU: Harald zur Hausen, der von 1972 bis 1977 an der FAU lehrte und forschte und heute Ehrensenator ist, wird neueste Erkenntnisse der Krebsforschung vorstellen. Der 2008 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete zur Hausen war lange Jahre Vorsitzender und Wissenschaftliches Mitglied des Stiftungsvorstands des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), das dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Ein weiterer hochkarätiger Gast hat enge Beziehungen zur FAU: Brian Kobilka, im Jahr 2012 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet, arbeitet in einem gemeinsamen Forschungsverbund mit FAU-Chemiker Prof. Dr. Peter Gemeiner an neuen Arzneiwirkstoffen, die über bestimmte Rezeptoren im Körper wirken und so nicht nur effektiver, sondern auch schonender sein können.

Insgesamt klingt die Gäste-Liste wie das Who’s who der zeitgenössischen Wissenschaft: Von Fortschritten im Kampf gegen HIV/AIDS wird etwa Françoise Barré-Sinoussi, ebenfalls 2008 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, berichten. Elizabeth H. Blackburn (Medizin-Nobelpreis 2009) widmet sich in ihrem Vortrag dem Prozess der Zellalterung und damit verbundene Krankheiten. Randy W. Schekman, der vergangenes Jahr den Medizin-Nobelpreis erhält, ist ebenso an Bord wie Ada E. Yonarth, die im Jahr 2009 für ihre Errungenschaften in der Chemie geehrt wurde.

Der seit 1951 durch die Tagungen geförderte Dialog zwischen den Generationen und Kulturen ist dieses Jahr generell der Medizin gewidmet. Die Auswahlkriterien für eine Teilnahme sind hart: Mehrere tausend Wissenschaftler unter 35 Jahren hatten sich bereits ab September 2013 um eine Teilnahme an der Nobelpreisträgertagung 2014 beworben. Als eine der über 200 vorschlagsberechtigten akademischen Partnerorganisationen hatte die Medizinische Fakultät Erlangen in einem ersten internen Evaluierungsprozess geeignete Bewerber identifiziert und nominiert. Neben ihren wissenschaftlichen Leistungen war auch die Motivation der Bewerber ausschlaggebend für eine positive Bewertung. Erstmals in der Geschichte der Tagungen ist übrigens der Anteil der Frauen unter den jungen Forschern mit 52 Prozent höher als jener der Männer (48 Prozent).

Prof. Dr. Joachim Hornegger, Vizepräsident für Forschung an der FAU, freut sich für die drei „Auserwählten“: „An dem Treffen teilzunehmen, ist nicht nur eine Auszeichnung für die nächste Generation von Spitzenforschern – sie bietet auch eine einmalige Chance auf einen Austausch mit den besten Wissenschaftlern unserer Zeit und den Aufbau eines persönlichen wissenschaftlichen Netzwerks, das den jungen Menschen immer wieder auf ihrem Weg weiterhelfen kann.“

Das Lindauer Nobelpreisträgertreffen wurde schon in den 1950er Jahren ins leben gerufen – ursprünglich als ein Versuch, deutschen Wissenschaftler nach der zwangsweisen Isolation durch das dritte Reich und den zweiten Weltkrieg wieder den Weg in de n internationalen Dialog zu ebenen. Pate stand damals Graf Lennart Bernadotte, Enkel von König Gustav V. von Schweden und bis zu seinem Austritt – wegen der Liebe zu einer Bürgerlichen – Mitglied des Schwedischen Königshauses. Ihm verdankt die Veranstaltung auch die hervorragenden Kontakte zum Nobel-Komitee in Stockholm.

 

Weitere Informationen:

Dr. Stefan A. Thomas
Tel.: 09131/85-29381
stefan.a.thomas@fau.de