Dr. Davide Amato

Dr. Davide Amato (Bild: Katharina Schieber)
Dr. Davide Amato (Bild: Katharina Schieber)

Wissenschaftlicher Leiter des Laboratoriums für Suchtmedizin

Kleine Durchbrüche auf dem Gebiet der Psychiatrie

Dr. Davide Amato ist seit 2010 als wissenschaftlicher Leiter des Laboratoriums für Suchtmedizin in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik am Universitätsklinikum der FAU tätig. Der Forschungsschwerpunkt des Italieners liegt auf dem Gebiet der Neurochemie der Schizophrenie und ihrer Pharmakotherapie. Im Rahmen seines Projektes „Antipsychotic treatment failure“ untersucht er Mechanismen, die dafür verantwortlich sind, dass es trotz anfänglicher Behandlungserfolge mit Antipsychotika bei einer großen Zahl der behandelten Patienten aufgrund eines Wirkungsverlustes der Pharmaka zu Rückfällen kommt.

Neben seinen eigenen Forschungsaufgaben leitet der Italiener verschiedene Projekte, unter anderem auf den Gebieten Sucht, Depression und Schizophrenie, und betätigt sich als Mentor für Medizinstudenten und Doktoranden, die im Labor arbeiten. Darüber hinaus habilitiert Dr. Davide Amato derzeit, um die Lehrbefähigung als Privatdozent zu erhalten.

 

Ich mache viel Outdoor-Sport und dieser Ort hier ist einfach perfekt dafür

Herr Dr. Amato, Sie beschäftigen sich am Universitätsklinikum der FAU mit der Neurobiologie von psychischen Erkrankungen. Was genau hat Ihr Interesse an diesem Gebiet hervorgerufen?

Mein Interesse an diesem Gebiet hat sich nach und nach entwickelt. Die erste Annäherung ergab sich bereits während meiner Doktorarbeit in Pharmakologie. Ich habe dabei verschiedene antipsychotische Substanzen angewendet, um ein Modell eines bestimmten psychiatrischen Symptoms (Psychogene Polydipsie), zu entwickeln. Danach beschäftigte ich mich am King‘s College London intensiv mit der neuronalen Plastizität, also der Veränderbarkeit neuronaler Verbindungen im Nervensystem, die durch Langzeitbehandlung mit antipsychotischen Drogen verursacht wird. Die Ergebnisse, die bei diesen Studien erzielt wurden, führten dann zu dem ausgeprägten Interesse an meinem heutigen Forschungsthema.

Würden Sie uns das Projekt, an dem Ihre Forschungsgruppe arbeitet, kurz beschreiben?

Es geht uns um die Bestimmung und funktionale Charakterisierung der Rolle, die neuronale Signalwege bei der Kontrolle von Drogenabhängigkeit, Depressionen und langzeittherapeutischen Auswirkungen von antipsychotischen Substanzen spielen.

Was sind die bisher wichtigsten Ergebnisse Ihrer Forschungsarbeit am FAU Universitätsklinikum?

Zu den wichtigsten Ergebnissen, die wir erzielt haben, zählen etwa der Nachweis einer Beteiligung von sphingolipidem Stoffwechsel bei Depressionen, einer Ansammlung von Antipsychotika in Neuronen in in-vivo-Systemen, und schließlich die Erkenntnis, dass Wirkungsverluste bei Antispychotika wahrscheinlich von Mechanismen gesteuert werden, die wir bald in wissenschaftlichen Artikeln genauer beschreiben werden.

Wie kann man sich als Laie die Auswirkungen Ihrer Forschungsergebnisse auf die Gesellschaft vorstellen?

Die Ergebnisse unserer Studien stehen in engem Zusammenhang mit einem potentiellen klinischen Nutzen. Unsere Forschung wird hauptsächlich als angewandte Forschung definiert, im Unterschied zur Grundlagenforschung. Unsere jüngsten Erfolge stellen sogar kleine Durchbrüche auf dem Gebiet der Psychiatrie dar, die zu einem besseren Verständnis von den neurobiologischen Ursachen führen, der Verbesserung der Patientenversorgung dienen und in neue Therapieverfahren einfließen werden.

Warum haben Sie sich das FAU Universitätsklinikum als Gastinstitution für Ihren Forschungsaufenthalt ausgesucht?

Das war ein glücklicher Zufall: Ein Professor am FAU Universitätsklinikum, der sich für meine Arbeit und meine Erfahrung mit speziellen Forschungsmethoden interessierte, gab mir die Gelegenheit, mein aktuelles Projekt hier in Erlangen weiter zu entwickeln.

Wenn Sie Ihre Heimatuniversität in Rom und die FAU miteinander vergleichen, was sind aus Ihrer Sicht die Hauptunterschiede?

Wenn ich mir die Sapienza in Rom, eine sehr große öffentliche Universität, als meine Heimatuniversität betrachte, würde ich sagen, dass Größe nicht alles ist. Das heißt, Erlangen hat mehr finanzielle Ressourcen als meine frühere Heimatuniversität.

Was waren denn Ihre ersten und auch späteren Eindrücke der Region Erlangen-Nürnberg?

Mein erster Eindruck hatte mit der Größe der Stadt Erlangen zu tun: Es wirke ganz schön klein im Vergleich zu Rom und London! Nach und nach fing ich aber an, die Ruhe und kurzen Wege zu den Einrichtungen zu schätzen. Am meisten mag ich die frische Luft, die Wälder und die Berge. Ich mache viel Outdoor-Sport und dieser Ort hier ist einfach perfekt dafür. Außerdem gibt es recht viele italienische und internationale Restaurants – und selbstverständlich ist das Bier unvergleichlich!

Können Sie uns bereits eine Erfahrung nennen, die Sie vermutlich lange in Erinnerung behalten werden?

Ich mochte den Winter 2010-2011, in dem Jahr, als ich nach Erlangen kam, sehr gerne. Wir hatten damals einen langen und schneereichen Winter. Wahrscheinlich hat mich das extrem beeindruckt, da ich mit solchen Wetterbedingungen zuvor noch keinerlei Erfahrung gesammelt hatte. Ich habe diese Zeit heute noch als sehr angenehm und vergnüglich in Erinnerung.

Verraten Sie uns Ihre Lieblingsplätze an der FAU und in der Region Erlangen-Nürnberg?

Ich mag den Schlossgarten sehr gerne, die nahe Stadt Nürnberg, die Wälder, die Landschaft und das Schwimmbad mit olympischem Schwimmbecken in Erlangen.

Was würden Sie Studierenden oder jüngeren Wissenschaftlern sagen, wenn sie Sie fragen, ob sie die FAU für einen Studien- oder Forschungsaufenthalt im Ausland wählen sollten?

Ich würde ihnen sagen, dass das FAU Universitätsklinikum ein sehr guter Ort ist, um ihre wissenschaftliche Karriere voranzutreiben. Vor allem wegen der hohen Qualität der wissenschaftlichen Arbeit und aufgrund der persönlichen, menschlichen Erfahrungen, die sie hier sammeln können.

Gibt es noch etwas, das Sie gern erwähnen möchten?

Vielen Dank für dieses Interview!

Wir bedanken uns bei Ihnen und wünschen weiterhin viel Erfolg!

Über Davide Amato:

Davide Amato Bild: Katharina Schieber
Bild: von privat

Bevor Davide Amato im Jahr 2010 an das Universitätsklinikum der FAU kam, war er von 2008 bis 2010 als Postdoktorand am King’s College London im Department für Psychologische Medizin und Psychiatrie beschäftigt (Section of Schizophrenia, Imaging and Therapeutics). 2008 promovierte er an der römischen Universität Sapienza im Fach Pharmakologie mit seiner Dissertation „Quinpirole-Induced Non-Regulatory Drinking Behaviour: A Pharmacological Model of Psychogenic Polydipsia“. Dort absolvierte er 2004 sein Staatsexamen in Psychologie, nachdem er im Jahr 2003 an derselben Universität sein Studium der Experimentalpsychologie als Master of Science mit herausragendem Ergebnis abgeschlossen hatte.

Das Thema seiner Masterarbeit lautete „A study on the discriminative properties of addictive drug abuse using a procedure based on aversive stimuli“. Neben anderen Auszeichnungen, erhielt Davide Amato 2012 für sein Projekt „Neurochemical and molecular adaptations associated to antipsychotic treatment failure“ den mit 53.000 Euro dotierten Grant “Fund for Research and Teaching at the University Hospital – Friedrich-Alexander Universität, University of Nürnberg-Erlangen“.

Interview: Juni 2015