Probandinnen für FAU-Studie gesucht

Grafik Unterleib einer Frau
Bild: Colourbox.de

Online-Training bei Genito-Pelviner Schmerz-Penetrationsstörung wird getestet

Sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen ist bislang sowohl in der Forschung als auch hinsichtlich der Behandlung wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden, obwohl der Bedarf nach Behandlungsangeboten groß ist. Psychologinnen und Psychologen der FAU haben ein internetbasiertes Training entwickelt, das speziell auf die Bedürfnisse von Frauen mit Genito-Pelviner Schmerz-Penetrationsstörung (GPSPS) ausgerichtet ist. Um das Trainingsprogramm auf seine Wirksamkeit hin zu testen und zu verbessern, werden Probandinnen für eine Studie gesucht.

Für viele Menschen sind sexuelle Funktionsstörungen noch ein Tabuthema und es ist den Betroffenen häufig unangenehm, über Ihre Beschwerden zu sprechen. Das Anliegen der FAU-Psychologinnen und Psychologen ist es daher, ein wissenschaftlich geprüftes Behandlungsangebot zu schaffen, das betroffene Frauen anonym und flexibel nutzen können. Das Programm „Paivina-Care“ zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass es zeit- und ortsunabhängig von zu Hause aus genutzt werden kann. Ein ähnliches Programm hat sich in einer Vorläuferstudie bereits vielversprechend in der Behandlung von Vaginismus (Penetrationsstörung) gezeigt.

Um die Wirksamkeit des „Paivina-Care“-Programms zu testen und weiter zu erhöhen, sucht der Lehrstuhl für klinische Psychologie und Psychotherapie Probandinnen für eine Studie. Neben der Wirksamkeit interessieren das Team um Prof. Dr. Matthias Berking und Dr. David Ebert aber auch Faktoren, die den Trainingserfolg begünstigen, die Teilnahmerate an Trainingsmodulen fördern sowie qualitative Anmerkungen zur Optimierung der GPSPS-Behandlung.

Teilnehmerinnen sollten bereit sein, vor und nach dem Training online Fragebögen zu beantworten. Dies dauert pro Befragung ca. 30 Minuten. Zudem macht die wissenschaftliche Überprüfung es erforderlich, dass manche Probandin zeitnah zu ihrer Anmeldung das Training beginnen kann, während andere eine Wartezeit von 6 Monaten bis zum Beginn des Trainings haben.

GPSPS – ein vielschichtiges Krankheitsbild

Das Krankheitsbild GPSPS beschreibt Schwierigkeiten und Schmerzen beim vaginalen Einführen, welche den Geschlechtsverkehr beeinträchtigen oder unmöglich machen. Diese Probleme treten auf, obwohl bei den Frauen der Wunsch nach Sexualität besteht und keine körperlichen Ursachen der Beschwerden vorliegen. Die beschriebenen Schwierigkeiten können auch bereits bei der Einführung von Tampons oder Fingern in die Vagina auftreten. Häufig treten begleitend Ängste bezüglich des vaginalen Einführens oder Ängste vor möglichen Schmerzen auf, welche die Betroffenen belasten.

Vor allem psychische Faktoren, wie die Angst vor Schmerzen und Geschlechtsverkehr, Vermeidung von Geschlechtsverkehr und sexueller Intimität sowie negative Erfahrungen tragen maßgeblich zur Aufrechterhaltung des Krankheitsbildes bei. Die Beschwerden können auch durch physiologische Ursachen ausgelöst werden, jedoch gehen die Beschwerden nicht ausschließlich auf medizinische Faktoren zurück. Hier ist es wichtig, dass entsprechende Fachärztinnen/Fachärzte körperliche Ursachen, wie zum Beispiel eine Infektion oder Blasenentzündung, vor Beginn einer Behandlung abklären.

Genaue Zahlen zur Verbreitung der GPSPS sind aktuell noch unbekannt. Studien aus dem nordamerikanischen Raum zeigen, dass ungefähr 15% der Frauen anhaltende Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs haben. Schwierigkeiten mit vaginalem Einführen betreffen zwischen 0.4 Prozent und 6.8 Prozent aller Frauen. Das Krankheitsbild der GPSPS ist zurzeit noch wenig bekannt, da es sich hierbei um eine neuere Diagnose handelt, welche die beiden Diagnosen Vaginismus und Dyspareunie (sexuelle Schmerzstörung) aufgrund von großen Überschneidungen im Symptombild vereint.

Online-Trainingsprogramm kann helfen

Zur Bewältigung der GPSPS vermittelt das Online-Training „Paivina-Care“ Strategien für den Umgang mit negativen Gedanken und Gefühlen und stellt verschiedene Übungen zu systematischer Entspannung des ganzen Körpers, insbesondere des Beckenbodens, schrittweisem vaginalen Einführen, Vertrautheit mit dem eigenen Körper und Intimbereich sowie zum Umgang mit Schmerzen bereit. Das Online-Training besteht aus acht Lektionen sowie einer kurzen Auffrischungslektion vier Wochen nach Trainingsende. Eine Betreuerin begleitet die Teilnehmerinnen durch das Training und gibt Rückmeldung und Tipps auf bearbeitete Lektionen und Übungen. Um eine langfristige Bewältigung der GPSPS zu ermöglichen, steht der Transfer der erlernten Trainingsinhalte in den Alltag mit Hilfe von Übungen für Zuhause im Vordergrund. Teilnehmerinnen erhalten auf Wunsch auch Unterstützung beim Üben durch einen SMS-Coach, der täglich Tipps und Trainingserinnerungen versendet.

Weitere Informationen zu dem Thema und einer Trainingsteilnahme finden Sie auf unserer Website unter www.paivina-care.info.

Weitere Informationen:

Dipl.-Psych. Anna-Carlotta Zarski
Tel.: 09131/85-67570
anna-carlotta.zarski@fau.de