Brotlose Kunst? Ganz im Gegenteil!

Jan Thorleiv Bunsen und Ulrike Götz im Ausstellungsraum ihrer Galerie. (Bild: Tanja Elm)
Jan Thorleiv Bunsen und Ulrike Götz im Ausstellungsraum ihrer Galerie. (Bild: Tanja Elm)

Jan Thorleiv Bunsen und Ulrike Götz, Inhaber der Bunsen Goetz Galerie

Ulrike Götz und Jan Thorleiv Bunsen studierten beide Kunstgeschichte an der FAU. 2006 wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit und gründeten gemeinsam die Bunsen Goetz Galerie GbR in Erlangen. In ihren Ausstellungsräumen, die sich mittlerweile in Nürnberg befinden, präsentieren Ulrike Götz und Jan Thorleiv Bunsen internationale zeitgenössische Kunst.

Es gibt eben auch noch andere Modelle, mit seinem Wissen aus der Kunstgeschichte eine erfolgreiche Karriere zu starten als nur den Museumsbetrieb.

Frau Götz, Herr Bunsen. Sie haben 2006 gemeinsam die Bunsen Goetz Galerie in Nürnberg gegründet. Warum haben Sie sich für eine eigene Kunstgalerie entschieden?

Götz: Wir haben uns in Erlangen im Studium der Kunstgeschichte kennengelernt. Aufgrund unseres kaufmännischen Hintergrundes und aus dem Wunsch heraus, selbständig arbeiten zu können, haben wir uns entschieden, nicht den typischen Werdegang von Kunsthistorikern im Museumsbereich anzustreben, sondern unser eigenes Start-Up zu gründen.

Welche Kunst findet man in Ihrer Galerie?

Götz: Seit Gründung der Galerie haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, internationale zeitgenössische Kunst in der Metropolregion zu präsentieren und zu verkaufen. Dabei sind wir nicht auf eine bestimmte Kunstgattung fixiert. Neben den klassischen Techniken, wie Malerei und Bildhauerei, beschäftigen wir uns gerade auch verstärkt mit dem Thema „Kunst in digitaler Transformation“. Egal welche Technik – wir achten immer auf den akademischen Hintergrund unserer Künstlerinnen und Künstler und auf die Qualität ihrer  Arbeiten.

Sie haben beide Kunstgeschichte an der FAU studiert. Inwieweit hat Ihnen das Studium beim Aufbau Ihrer Galerie geholfen?

Bunsen: Das Studium der Kunstgeschichte qualifiziert alleinig nicht zum Führen einer Galerie, da marktliche Inhalte in der Ausbildung keine Rolle spielen. Jedoch hilft das Studium sicher beim Erlernen eines „vergleichenden Sehens“ und beim Ausbau der Fähigkeit, ein Kunstwerk nach formalen Gesichtspunkten zu analysieren.

Und welche Fähigkeiten aus dem Studium nutzen Sie heute noch für Ihre Arbeit?

Bunsen: Besonders das vergleichende Sehen, denn mit unserem Wissen über die Geschichte der Kunst macht uns keiner ein X für ein U vor. Wir wissen genau, ob es sich um eine echte künstlerische Innovation handelt oder um einen „alten Hut“.

Gibt es etwas aus Ihrer Studienzeit, an das Sie sich besonders gerne erinnern?

Götz: Ja, gerne erinnern wir uns an die Zeit, sich mit einem Thema beziehungsweise einer künstlerischen Position wirklich detailliert und tiefgehend zu beschäftigen. Im normalen Galeriealltag, der wie in jedem anderen Unternehmen auch viel vom operativen Geschäft geprägt ist, ist dies nicht immer in dieser Form möglich.

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Freude?

Götz: Freude macht vor allem das Entdecken von neuen Kunstpositionen, neuen Strömungen und Ideen; das Kuratieren von Ausstellungen und diese Begeisterung an Kunden weiter zu geben.

Sie waren beide beim Karrieretreff Kunst & Kultur der FAU, um über Ihre Arbeit und Ihren Werdegang zu sprechen. Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu aktuellen Studierenden und der FAU?

Bunsen: Unsere Alma Mater hat uns natürlich geprägt und wir haben auch schon einige Kunstprojekte, wie z.B. das Kunstevent anlässlich des 300. Jubiläums der Orangerie, gemeinsam durchgeführt. Für uns ist es wichtig, heutigen Studierenden den Beruf des Galeristen näher zu bringen – vor allem weil es kein traditioneller Lehrberuf ist, aber deshalb umso vielseitiger. Es gibt eben auch noch andere Modelle, mit seinem Wissen aus der Kunstgeschichte eine erfolgreiche Karriere zu starten als nur den Museumsbetrieb.

Was raten Sie oder welche Tipps haben Sie für jetzige Studierende der Kunstgeschichte, die darüber nachdenken, ins Galeriegeschäft einzusteigen?

Bunsen: Auf jeden Fall sind kaufmännische Fähigkeiten unerlässlich. Diese sollte man sich gegebenenfalls neben dem Studium aneignen. Natürlich schaden Praktika nicht. Es gibt eine Menge Galerien und Off-Spaces, in denen man sein Wissen vergrößern kann. Jedoch braucht es von vornherein ein gewisses Durchhaltevermögen, Innovationsgeist und die Bereitschaft, mehr zu arbeiten als in einem Angestelltenverhältnis, denn lohnend ist die Arbeit in dieser Branche sicherlich nur in einer Selbständigkeit.

Wo sehen Sie sich und die Galerie in 10 Jahren?

Götz: In 10 Jahren freuen wir uns auf die 22-Jahrfeier unserer Galerie. Wie die Digitalisierung bis dahin unsere Branche verändert hat, ist heute noch nicht absehbar. Aber wir werden diese 10 Jahre nutzen, um uns aktiv daran zu beteiligen, so dass Bunsen Goetz Galerie in 10 Jahren weiterhin zu einer der innovativsten Galerien gehören wird. Dann aber bitte nicht mehr nur in Süddeutschland, sondern auf dem internationalen Kunstmarkt.

Vielen Dank für das Interview, Frau Götz und Herr Bunsen.

Galeriekontakt:

Bunsen Goetz Galerie
Bucher Str. 83
90419 Nürnberg
0911-30726101
galerie@bunsengoetz.de

(Interview: Christina Dworak, Oktober 2017)