Multiple Sklerose: Angriff auf die Schalt- und Speicherzentrale des Gehirns

Mikroskopaufnahme Hirnrinde
Zu sehen ist eine mikroskopische Aufnahme der Hirnrinde.  Die Abwehrzellen (grün) sind in großer Zahl in das Gewebe der grauen Hirnsubstanz eingedrungen und greifen das Gewebe an. Bild: Institut für Neuroimmunologie und Multiple-Sklerose-Forschung, GMU

Wissenschaftler der Universität Göttingen und des Lehrstuhls für funktionelle und klinische Anatomie der FAU haben herausgefunden, wie Immunzellen die graue Hirnsubstanz, die Schaltzentrale des Gehirns, angreifen und zerstören. Diese Entdeckung ist für das Verständnis vor allem der Multiplen Sklerose und auch anderer neurologischer Erkrankungen von Bedeutung. Ihre Ergebnisse haben die Forscher im Magazin Nature veröffentlicht. (doi: 10.1038/s41586-019-0964-2.)

Multiple Sklerose wurde lange Zeit als Erkrankung der weißen Hirnsubstanz angesehen. Doch viele Krankheitssymptome lassen sich nicht durch eine alleinige Schädigung der weißen Hirnsubstanz erklären. Symptome, wie z.B. chronische Müdigkeit, Gedächtnisstörungen und manchmal sogar epileptische Anfälle, müssen eine andere Ursache haben. Sie weisen auf eine Schädigung der grauen Hirnsubstanz hin.

Die Wissenschaftler haben ein neues Modell entwickelt, mit dem sich erstmals gezielt Schädigungen in der grauen Hirnsubstanz erforschen lassen. Über diesen Weg haben sie einen neuen Krankheitsmechanismus bei Multipler Sklerose entdeckt. Die Forscher fanden heraus, durch welche Immunzellen bei dieser autoimmunologischen Erkrankung des Zentralnervensystems die „graue Hirnsubstanz“ angegriffen werden könnte. Dieser Teil des Gehirns ist die Schalt- und Speicherzentrale des Gehirns, hier werden nahezu sämtliche Signale verschaltet, verrechnet und gespeichert.