Die eigene Stimme gezielt steuern

Porträt Dr. Anke Ziethe mit Kopfhörern und Mikrofon
Dr. Anke Ziethe von der Phoniatrischen und Pädaudiologischen Abteilung in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Uni-Klinikums Erlangen der FAU. (Bild: Jörg Ziethe)

FAU-Forscherin entwickelt Training für mehr Gespür im Kehlkopf

Nehmen wir an, ein Sänger trüge Ohrstöpsel oder Kopfhörer und könnte seine eigene Stimme nicht hören. Würde er trotzdem wissen, ob er hoch oder tief, laut oder leise singt? Ob er den richtigen Ton trifft? Das würde er, sagt Dr. Anke Ziethe aus der Hals-Nasen-Ohren-Klinik im Universitätsklinikum Erlangen der FAU. Allerdings sei diese Fähigkeit bei Menschen unterschiedlich gut ausgeprägt. Die Wissenschaftlerin hat auf Basis ihrer logopädischen Forschung ein Trainingsprogramm entwickelt, das nach den ersten erfolgversprechenden Tests jetzt in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt an Probanden erprobt werden soll.

„Was uns in die Lage versetzt, den Ton, den wir mit unserer Stimme erzeugen, gleichsam zu ‚spüren’, nennt sich kinästhetische Wahrnehmung“, erklärt die Logopädin. Es ist also eine Art Bewegungsempfindung – in diesem Fall des Kehlkopfs und der Stimmbänder. Diese kinästhetische Wahrnehmung unterscheiden Experten von der auditiven Wahrnehmung, also dem Eindruck, der entsteht, wenn wir den Ton aus unserer eigenen Kehle tatsächlich hören. Je besser unsere kinästhetische Wahrnehmung ist, desto besser funktioniert auch die kinästhetische Steuerung – also unser Einfluss auf den produzierten Ton, selbst wenn wir ihn nicht hören. Die gute Nachricht: Diese Fähigkeit lässt sich trainieren.

Dabei führt die Wissenschaftlerin zunächst eine umfassende Diagnostik durch, bei der eine Grundaufnahme der Stimme gemacht und analysiert wird, wie die Stimme klingt, wie gut die Person sie beherrscht und wie gut die auditive und kinästhetische Steuerung gelingt. Im Anschluss trainieren die Probanden und Probandinnen nach Ziethes Anleitung über fünf Wochen hinweg zweimal pro Woche. Dabei wird der Ton, den den die Person produziert, quasi „auditiv maskiert“ – zum Beispiel mit einem Störgeräusch oder indem das Gehör durch Kopfhörer komplett ausgeschaltet wird.

Am Ende der Trainingsphase misst sie erneut – und evaluiert den Erfolg des Trainings. Außerdem wird noch einmal nach drei Monaten gemessen, um zu überprüfen, ob die erlernten Fähigkeiten auch nach längerer Zeit stabil bleiben. Ihr Ziel: Menschen mit Stimmproblemen zu helfen, aber auch solchen, die ihre Stimme professionell einsetzen, ein Instrument an die Hand zu geben, um ihre eigene Tonproduktion besser erspüren und steuern zu können.

Die Trainingseinheit soll zunächst an 20 bis 30 Probandinnen und Probanden getestet werden, die möglichst noch nicht über eine professionell gebildete Stimme verfügen sollten.

Interessenten können sich bei der Wissenschaftlerin direkt melden und über das Trainingsprogramm informieren.

Weitere Informationen:

Dr. Anke Ziethe
Tel.: 09131/85-33810
anke.ziethe@uk-erlangen.de