Dr. Sandip Shinde

Humboldtstipendiat Dr. Sandip Shinde
Dr. Sandip Shinde (Bild: Mr. Mizuno)

Forschungsstipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung und Gastwissenschaftler an der Nuklearmedizinischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen-Nürnberg

Dr. Sandip Shindes Forschungsinteresse gilt der organischen Synthese, um Fluoridierungsmethoden und deren Anwendung in pharmazeutischen und agrochemischen Unternehmen zu entwickeln. Die Erkenntnisse aus seiner Doktorarbeit werden von verschiedene multinationale Unternehmen wie der Bayer AG in Deutschland oder der Sogang Technology Commercialization – SGU Holdings Co., Ltd. in Südkorea verwendet und wurden patentiert.

Dr. Sandip Shinde wurde in Parbhandi, Indien, geboren, wo er an der Swami Ramanand Teerth Marathwada University, Nanded, Indien, einen Master of Science in organischer Chemie erwarb. Im Jahr 2008 promovierte er in organischer Chemie an der Inha Universität, Inchon, in Südkorea. Seit 2013 hat Dr. Shinde die Position als Assistant Professor (AcSIR) Ramanujan Fellow am CSIR-National Laboratory in Pune, Indien, inne.

Dr. Shinde wird seine Forschung an der Nuklearmedizinischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen unter der Leitung von Prof. Dr. Olaf Prante weiterführen. Sein Aufenthalt wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung unterstützt.

Die FAU verfügt über hervorragende Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der radiopharmazeutischen Wissenschaften (…).

Dr. Shinde, auf welchem Gebiet forschen Sie und was hat ursprünglich Ihr Interesse an diesem Forschungsgebiet geweckt?

Ich forsche auf dem Gebiet der Synthese von fluorhaltigen organischen Molekülen. Ich fühlte mich durch die Bedeutung fluorsubstituierter Biomoleküle ermutigt, ihren mechanistischen Weg im lebenden Organismus und ihre Anwendung als Radiopharmazeutika für die diagnostische Bildgebung von Krankheiten durch den Einsatz der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zu verstehen. Geeignete radioaktiv markierte Fluor-18-Mittel für PET, so genannte Tracer, sind für die Diagnose verschiedenster Krankheiten in der Neurologie, Kardiologie oder bei Entzündungskrankheiten sehr effektiv, aber vor allem im Bereich der Onkologie. Im Gegensatz zu den klassischen Bildgebungsverfahren durch CT oder MRT ist die PET-Technik in Kombination mit spezifischen mit Fluor-18 markierten Tracern besonders für die sanfte Erkennung von Krebs im Frühstadium der Erkrankung geeignet. Das könnte uns dabei helfen, Krebs bereits in einem frühen Stadium zu heilen.

Sie arbeiten seit Oktober 2019 mit Prof. Dr. Prante an der Nuklearmedizinischen Klinik. Woran forschen Sie momentan?

Wir arbeiten an der Entwicklung effizienter, kostengünstiger und schneller Verfahren zur Radiomarkierung mit Fluor-18, um die Synthese wertvoller Bildgebungsmittel für PET zu ermöglichen.

Was hoffen Sie und Prof. Dr. Prante mit Ihrer Forschung zu erreichen?

Wir hoffen zu verstehen, wie neuentwickelte Phasen-Transfer-Katalysatoren und festphasengestützte Reaktionen die Ausbeute an Fluor-18-substituierten Bildgebungsmitteln verbessern können. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen dann auf Prozesse im Reinraumlabor der Nuklearmedizinischen Klinik angewendet werden, wo Radiopharmazeutika für die Anwendung am Menschen hergestellt werden. Wir hoffen, dass wir eine Langzeit-Kollaboration in der Forschung an Radiopharmazeutika mit der FAU etablieren können, wenn ich wieder nach Indien gehe.

Wie könnte die Gesellschaft von Ihrer Forschung profitieren?

Der Erfolg meiner Forschung wird die Verfügbarkeit spezieller bildgebender Mittel für die PET, ihrer Synthesekosten und die Qualität bildgebender Mitteln wesentlich beeinflussen. Da meine Forschungsergebnisse direkt in die klinische Anwendung am Universitätsklinikum übertragen werden könnten, könnten alle Patientinnen und Patienten der Nuklearmedizinischen Klinik von der Verfügbarkeit neuer Radiopharmazeutika für die PET profitieren.

Im Gegensatz zu den klassischen Bildgebungsverfahren durch CT oder MRT ist die PET-Technik in Kombination mit spezifischen mit Fluor-18 markierten Tracern besonders für die sanfte Erkennung von Krebs im Frühstadium der Erkrankung geeignet. Das könnte uns dabei helfen, Krebs bereits in einem frühen Stadium zu heilen.

Warum haben Sie sich für die FAU als Gastuniversität entschieden?

Die FAU verfügt über hervorragende Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der radiopharmazeutischen Wissenschaften an der Sektion Molekulare Bildgebung und Radiochemie von Prof. Prante im Rahmen der Abteilung für Nuklearmedizin unter der Leitung von Prof. Kuwert, mit einer langjährigen engen Zusammenarbeit mit Prof. Gmeiner, dem Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie der FAU. Ich habe ihre gemeinsamen Forschungsprojekte aufmerksam verfolgt und hatte das Gefühl, dass an der FAU die medizinische Chemie und die Radiopharmazie exzellent miteinander verbunden sind und dass mir das dabei helfen könnte, meine interdisziplinären Forschungsvorhaben voranzubringen.

Was ist Ihrer Meinung nach das großartigste daran ein Wissenschaftler zu sein?

Ich kann mich noch sehr gut an einen Tag erinnern, als ich in der Schule ein Spiel spielte und dabei durch meine Handfläche in die Sonne schaute. Ich weiß noch, dass ich versucht habe die Venen, Knochen und das Gewebe meiner Hand voneinander zu unterscheiden. Irgendwie ähnelt dieser Versuch zwischen Körperfunktionen zu unterscheiden dem, was Radiopharmazeutika heutzutage erreichen könnten: Die injizierte radioaktiv markierte Substanz strahlt Licht (Sonne) durch den Körper aus, und wir können die Körperfunktion durch die “Augen” der PET beobachten.

Neue Entdeckungen in einem Forschungslabor können Wissen über die physikalische Welt vermitteln und dazu anregen, über eine höhere Lebensqualität nachzudenken. Das Wissen und die Fähigkeiten können zu neuen Erfindungen führen, die die Natur und unser Leben ausbalancieren können.

Was motiviert Sie, Ihre Forschung fortzusetzen?

Wissen, Ausbildung und Know-how über Radiopharmazeutika sind die Schlüsselvoraussetzungen für die erfolgreiche Entwicklung neuer PET-Bildgebungsmittel zum besseren Verständnis verschiedener Krankheiten, die mit dem menschlichen Leben in Verbindung stehen. Ein wertvolles und genaues Verständnis der Krankheitsmechanismen wird durch fortgeschrittene und erweiterte Forschungsanstrengungen im Bereich der Nuklearmedizin möglich und hoffentlich auch erreicht.

Gruppenbild mit Familie
Dr. Shinde kam mit seiner ganzen Familie nach Erlangen. (Foto: Mr. Patil)

Wie gefällt Ihnen Erlangen und die Region? Sind Sie zum ersten Mal in Erlangen?

Gesund, eine wunderbare Atmosphäre und ein bequemes Transportsystem. Ja, ich bin mit meiner Familie das erste Mal in Erlangen.

Möchten Sie noch etwas ergänzen?

Vielen Dank für das Interview! Ich möchte die Gelegenheit nutzen und mich beim Welcome Centre der FAU bedanken! Sie waren für mich und meine Familie während unseres ersten Aufenthalts eine große Hilfe.

Vielen Dank für das Interview, Dr. Shinde.