Ein Vorgeschmack auf das Himmelsbankett

Aufnahme des Alls vom eRosita-Röntgenteleskop
Mosaik der EDR-Beobachtungen der Großen Magellanschen Wolke: Auf der linken Hälfte ist helle Röntgenemission vom Tarantula-Nebel und von mehreren interstellaren Superblasen und Supernova-Überresten (supernova remnants, SNRs) zu sehen. Die helle Quelle auf der rechten Seite ist der Supernova-Überrest N132D, der durch den Kernkollaps eines massereichen Sterns entstanden ist. Außerdem ist überall die diffuse Emission des Plasmas im interstellaren Medium zu sehen. (Bild: © eROSITA collaboration, Sasaki et al.)

Konsortium veröffentlicht erste Röntgendaten von eROSITA

Das deutsche eROSITA-Konsortium, an dem auch die FAU beteiligt ist, hat erste Beobachtungsdaten vom eROSITA-Röntgenteleskop veröffentlicht, das den gesamten Himmel im Röntgenbereich durchmustern kann. Forschende auf der ganzen Welt haben nun die Möglichkeit, auf Daten des Teleskops zuzugreifen. Dieses sogenannte Early Data Release (EDR) wird von 35 wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Studien des Konsortiums begleitet, die zusammen mit weiteren Publikationen in einer Spezialausgabe von ‚Astronomy and Astrophysics‘ veröffentlicht werden.

100 einzelne Beobachtungen von Neutronensternen zu Galaxienhaufen veröffentlicht

Die Beobachtungen des Early Data Releases hat das Konsortium zwischen September und Dezember 2019 gemacht. In dieser Phase haben die Forschenden das Röntgenteleskop kalibriert und seine Funktionsleistung überprüft. Seitdem führt das eROSITA eine Durchmusterung des ganzen Himmels durch und erstellt noch bis 2023 Röntgenkarten des Himmels mit einer sehr hohen Empfindlichkeit.

Das EDR umfasst fast 100 einzelne Beobachtungen von 29 Regionen des Himmels und deckt eine Reihe von verschiedenen astronomischen Objekten ab: von Neutronensternen in unserer Milchstraße bis hin zu weit entfernten Galaxienhaufen. Damit zeigt das EDR, wie viel Potenzial und Vielseitigkeit für Aufnahmen, Spektroskopie und Zeitanalysen im eROSITA-Teleskop stecken.

eROSITAs erster Einsatz: Daten von Supernova in der Großen Magellanschen Wolke

Zu den begleitenden 35 Artikeln des deutschen eROSITA-Konsortiums gehören eine Reihe von Veröffentlichungen zu dem Mini-Survey „eROSITA Final Equatorial Depth Survey“ (eFEDS) und weitere spannende Highlights von anderen EDR-Beobachtungen und den ersten Beobachtungen der Himmelsdurchmusterung.

Die First-Light-Beobachtung von eROSITA – also das erste Mal, dass das Teleskop Bilder aufgenommen hat – war auf die Supernova SN 1987A in der Großen Magellanschen Wolke (Large Magellanic Cloud, LMC) gerichtet. Zusammen mit weiteren EDR-Beobachtungen haben diese Daten eine komplexe Verteilung diffuser Röntgenemission vom interstellaren Plasma in der LMC, der größten und nächsten, aktiv Sterne bildenden Begleitgalaxie der Milchstraße, enthüllt. „Diese Daten offenbaren einen komplizierten Aufbau der Materie im interstellaren Raum sowie eine Vielzahl von hellen Röntgenquellen in der Großen Magellanschen Wolke“, sagt Prof. Dr. Manami Sasaki von der Dr. Karl Remeis-Sternwarte der FAU, Sprecherin der Arbeitsgruppe für Supernova-Überreste und Interstellares Medium. „Aufgrund des großen Gesichtsfeldes und der hohen Sensitivität bei Energien unterhalb von zwei Kiloelektronenvolt ist eROSITA das perfekte Instrument, um die Eigenschaften und den Ursprung des heißen interstellaren Plasmas in unserer Nachbargalaxie zu untersuchen.“

Eine der Kalibrationsquellen für das eROSITA-Teleskop ist der Kugelsternhaufen 47 Tucanae, der sich im Halo – ein kugelförmiger Bereich, in dessen Zentrum die Galaxie eingebettet ist – unserer Milchstraße befindet und aus Millionen alter Sternen besteht. „In der Region 47 Tucanae sind bereits über 800 Röntgenquellen entdeckt worden, die hauptsächlich Binärsysteme sind, das heißt ein Weißer Zwerg oder ein Neutronenstern nimmt von einem Begleitstern Materie an“, erläutert FAU-Astronomin Dr. Sara Saeedi, die für die Studie der Röntgenquellen in der 47 Tucanae-Region zuständig war.

Nachwuchs und Gleichstellung fördern

Junge Forschende von Bachelorstudenten bis zu jungen Postdoktorandinnen sind ebenfalls an der Analyse und Veröffentlichung von eROSITA-Daten beteiligt. „Die gemeinschaftliche Arbeit zwischen erfahrenen und jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist wichtig und bereichert die Forschung mit neuen Ideen“, sagt Prof. Manami Sasaki, die auch Mediatorin im eROSITA-Konsortium ist.

„Neben der bahnbrechenden Wissenschaft macht es mich wirklich stolz, dass rund 40 Prozent der Veröffentlichungen, die das EDR begleiten, von Wissenschaftlerinnen geleitet wurden“, fügt die eROSITA-Sprecherin Dr. Mara Salvato des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE) hinzu. „Die eROSITA-Kollaboration wird sich weiter dafür einsetzen, Wissenschaft für alle zugänglich zu machen.“

Weitere Informationen:

Dr. Karl Remeis Sternwarte
Erlangen Centre for Astroparticle Physics

Prof. Dr. Manami Sasaki
Tel.: 0951/95222-19
manami.sasaki@fau.de

Dr. Sara Saeedi
Tel.: 0951/95222-24
sara.saeedi@fau.de

Prof. Dr. Jörn Wilms
Tel.: 0951/95222-13
joern.wilms@sternwarte.uni-erlangen.de