Vom Stipendiaten zum Stipendienunterstützer

FAU-Professor Uthmeier bei Vermessungsarbeiten im Bereich der Klausenhöhlen bei Neu-Essing, Kreis Kelheim.
FAU-Professor Uthmeier bei Vermessungsarbeiten im Bereich der Klausenhöhlen bei Neu-Essing, Kreis Kelheim. (Bild: FAU/Sabine Kadler, Institut für Ur- und Frühgeschichte)

Wie FAU-Professor Thomas Uthmeier sich für die Förderung engagierter Studierender einsetzt

Thomas Uthmeier kam nach dem Studium der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie und Soziologie in Köln und Forschungsarbeiten in Frankfurt und München 2010 nach Erlangen, um den Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte an der FAU zu übernehmen. Neben der Lehre und Forschung ist es Professor Uthmeier ein Anliegen, die FAU tatkräftig bei der Suche nach neuen Fördernden für das Deutschlandstipendium zu unterstützen. Wir haben ihn zu seinem Engagement für die FAU und zu seiner wissenschaftlichen Laufbahn befragt – und er verrät uns, wie es ihm als „Nicht-Franke“ an der FAU gefällt.

Das Deutschlandstipendium hilft an dieser Stelle mit einem Geldbetrag, der es ermöglicht, auf den Nebenjob zu verzichten und sich voll und ganz auf das Studium und die eigenen Forschungen zu konzentrieren.

Herr Prof. Uthmeier, seit 2010 sind Sie Inhaber des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte an der FAU. Warum haben Sie sich für die FAU entschieden?

Mir war klar, dass ich – wenn irgend möglich – an eine große Universität gehen wollte, und am besten an eine Volluniversität mit einem möglichst großen Fächerangebot. Die FAU Erlangen-Nürnberg ist beides: Volluniversität und groß. Speziell in meinem Fach genießt die FAU durch die Kombination aus Urgeschichtlichem Institut und weiteren archäologischen Disziplinen wie der Klassischen Archäologie und der Christlichen Archäologie einen hervorragenden Ruf.

Sie sind nun seit 11 Jahren in Franken. Was ist für Sie typisch fränkisch?

Dass nichts typisch fränkisch ist! Als ich nach Erlangen ging, haben viele Bekannte aus dem Rheinland behauptet, die Franken seien verschlossen, wortkarg und Fremden gegenüber distanziert. Nichts von alledem ist eingetroffen, weder in Nürnberg, wo ich mit meiner Familie zunächst gewohnt habe, noch in unserem jetzigen Zuhause Erlangen. Stattdessen sind „die Franken“, wenn es sie denn überhaupt gibt, selbst auf der Straße und in den Geschäften gesprächig, lebensfroh und humorvoll. Typisch fränkisch ist für mich: nette Menschen, ein hoher Freizeitwert auch in den Städten, gutes Essen (fränkischer Kartoffelsalat!) und ein weiches „D“ in viel mehr Worten, als man als Rheinländer denkt.

Die FAU unterstützt engagierte Studierende mit dem „Deutschlandstipendium“. Sie haben uns bei der Suche nach Stipendiengebenden tatkräftig unterstützt. Was hat den Ausschlag für Ihr Engagement gegeben?

Schon in meiner Studienzeit sind die Lebenskosten oft höher gewesen als das, was die meisten von zuhause aus oder über das BAFÖG bekommen haben. Angesichts der steigenden Mieten hat sich dieses Problem in den letzten Jahrzehnten praktisch an allen Universitätsstandorten noch verschärft. In der Folge müssen viele Studierende Jobs neben dem Studium annehmen, um sich über Wasser zu halten. Das Deutschlandstipendium hilft an dieser Stelle mit einem Geldbetrag, der es ermöglicht, auf den Nebenjob zu verzichten und sich voll und ganz auf das Studium und die eigenen Forschungen zu konzentrieren.

Sie haben selbst ein Promotionsstipendium erhalten. Wie waren Ihre eigenen Erfahrungen damit?

Ich war in den 1990er-Jahren Stipendiat der Graduiertenförderung des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Stipendium betrug damals 1.200 DM im Monat, was für mich zum Leben völlig ausreichte. Ich habe in einer WG gewohnt und hatte durch das Stipendium aus finanzieller Sicht zwei sorgenlose Jahre, die es mir erlaubten, mich voll und ganz meiner Promotion zu widmen.

Sie haben die Gesellschaft für Archäologie in Bayern als Stipendiengeberin für das Deutschlandstipendium gewonnen. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Die Gesellschaft für Archäologie in Bayern ist seit vielen Jahren eine der ganz wichtigen Forschungsinstitutionen des Freistaates, in der alle wichtigen Fäden zusammenlaufen: hier treffen sich inhaltlich wie physisch, auf den Fachtagungen der Gesellschaft, Angehörige der Universtäten und Landesämter mit Vertreter*innen der Kreise und Gemeinden sowie den ehrenamtlichen und privaten Forschenden. Ergebnis ist ein reger Erfahrungs- und Ergebnisaustausch auf allen Ebenen und zwischen allen Institutionen. Parallel dazu ist die Gesellschaft bereits in der Vergangenheit in vielfältiger Weise als Förderin von Forschungsprojekten mit zumeist studentischer Beteiligung aufgetreten. So haben wir als Institut bereits zweimal von einer solchen Förderung profitiert: einmal bei der Erforschung der Mäanderhöhle, als vermeintliche Bilderhöhle der Altsteinzeit, und einmal bei der 3D-Dokumentation des Kleinen Schulerlochs, einer Tropfsteinhöhle bei Oberau im Landkreis Kelheim.

Speziell in meinem Fach genießt die FAU durch die Kombination aus Urgeschichtlichem Institut und weiteren archäologischen Disziplinen wie der Klassischen Archäologie und der Christlichen Archäologie einen hervorragenden Ruf.

Haben Sie als Lehrstuhlinhaber eigentlich noch Zeit selbst zu forschen?

Als Archäologen sind wir es gewohnt, die Ausgrabungen persönlich durchzuführen und Fundmaterial selber aufzunehmen. Zählt man die Zeiten für Ausgrabungen und Reisen zur Materialaufnahme bereits als „Forschungszeit“, so bin ich in der vorlesungsfreien Zeit jedes Jahr sicherlich 2-3 Monate forschend unterwegs. Das klingt zunächst verlockend, zumal ein Teil der Projekte im Ausland (Israel, Sibirien, Frankreich, Namibia) angesiedelt ist. Die eigentlichen Analysen erfolgen aber erst nach der langfristigen Feld- und Laborarbeit. Würde ich gar nicht mehr selber forschen, hätte ich das Gefühl, den Kontakt zu den Kernkompetenzen und Kernaufgaben meines Berufs zu verlieren.

Wie würden Sie unsere FAU in drei Worten beschreiben?

Moderne Volluniversität mit Tradition

Vielen Dank für das Interview, Prof. Uthmeier!


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