In den Kochtöpfen des Römischen Reiches

Römische Tonvasen
Bild: Colourbox.de

FAU-Forschungsteam untersucht Einfluss von Migration auf Ernährungsgewohnheiten in römischer Provinz

Welchen Einfluss hatte Migration auf die Ernährungsgewohnheiten im römischen Britannien? Und was sagt das über die dortige Bevölkerung aus? Diesen Fragen möchten Forscherinnen und Forscher der FAU, der Universität Exeter und der Universität Bristol in einem gemeinsamen Projekt nachgehen. Hierbei kommen neueste archäologische und chemische Analysemethoden zum Einsatz. Das Projekt wird vom Arts and Humanities Research Council (AHRC) der britischen Regierung und der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) mit 910.000 Euro über drei Jahre gefördert.

Je größer das Römische Reich wurde, desto mehr unterschiedliche Regionen fanden sich unter der Herrschaft der Kaiser in Rom wieder. Diese weit voneinander entfernten Provinzen waren dennoch aufgrund verschiedenster Faktoren, wie gut ausgebautem Straßensystem und Schifffahrt, stark miteinander vernetzt.

Dies bedeutete auch, dass Legionäre sowie Einwohnerinnen und Einwohner römischer Siedlungen im damaligen Britannien aus völlig unterschiedlichen Gegenden stammen konnten. Unter anderem zeigt sich das aufgrund seiner Form und Herstellungsweise in der Alltagskeramik, wie beispielsweise bei Geschirr, das zur Nahrungszubereitung genutzt wurde: So kamen etwa im heutigen York im frühen dritten Jahrhundert Keramiken in den Umlauf, die sonst eher in Nordafrika gebräuchlich waren.

In dem gemeinsamen Projekt erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun solche Keramikfunde aus York, der römischen Veteranenkolonie Colchester und dem Lager Vindolanda, das südlich des Hadrianswalls lag.

„Wir untersuchen die Funde mit einem neuen, interdisziplinären Ansatz, der zwar auf etablierten Techniken basiert, die aber bislang aber noch sehr selten in Kombination für die archäologische, chemische und statistische Analyse von römischen Kochgefäßen eingesetzt wurden“, sagt Prof. Dr. Simon Hammann, Juniorprofessur für Lebensmittelsicherheit und -qualität an der FAU.

Der FAU-Wissenschaftler analysiert hierfür die Fettrückstände im Ton der Keramiken mittels Chromatographie, hochauflösender Massenspektrometrie und bioinformatischer Ansätze. Durch die Kombination dieser Methoden mit umfangreichen Untersuchungen zur Stabilisotopenzusammensetzung der Fettrückstände und zur Typologie der Keramiken, wird es erstmals möglich sein zu bestimmen, welche Lebensmittel von welchen Gruppen in welchen Gefäßen zubereitet wurden und wie Migration die Ernährungsgewohnheiten der zugezogenen und angestammten Bevölkerung im römischen Britannien beeinflusste.

Mit dem Projekt hoffen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur bessere Informationen über das damalige Alltagsleben zu gewinnen, sondern auch ein neues Licht auf das immer noch unterschätzte Ausmaß der kulturellen Vielfalt im Römischen Reich, auch in einer abgelegenen Provinz wie Britannien, werfen zu können.

Beitrag zur Analyse von Fettrückständen in archäologischer Keramik

Weitere Informationen

Prof. Dr. Simon Hammann
Juniorprofessur für Lebensmittelsicherheit und -qualität
Tel.: 09131/85-65391
simon.hammann@fau.de