DORA – Leistung fair und transparent beurteilen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Gespräch im Labor
Bild: Uwe Niklas

FAU bekennt sich zur San Francisco Declaration on Research Assessment

Wie lässt sich wissenschaftliche Leistung bewerten? Bislang setzen Geldgeber, wissenschaftliche Einrichtungen sowie weitere Entscheider häufig auf den Journal Impact Factor (JIF) der Fachzeitschrift, in der eine Studie veröffentlicht wird. Doch eigentlich gehört zu einer solchen Bewertung, die beispielsweise Auswirkungen auf die Fördermittelvergabe und wissenschaftliche Karrieren hat, viel mehr. Darum bekennt sich die FAU als eine der ersten Universitäten in Deutschland zu der „San Francisco Declaration on Research Assessment“ (DORA) – eine Erklärung, die ausgewogene, transparente und qualitätsorientierte Kriterien fordert, um wissenschaftliche Arbeit einschätzen zu können.

Würden Medaillen an Sportlerinnen und Sportler nicht aufgrund ihrer Leistungen, sondern anhand der Artikel und Beiträge über diese Sportlerinnen und Sportler – je klangvoller die Namen der Medien, desto besser – verliehen, würde das kaum jemand verstehen. Doch mit genau dieser Situation sehen sich viele Forscherinnen und Forscher weltweit konfrontiert: Es zählt vor allem die Frage, wie viele Aufsätze in möglichst hochrangigen Fachzeitschriften, also solche mit einem hohen Journal Impact Factor (JIF), veröffentlicht werden. Andere Kriterien, um ihre persönliche Forschungsleistung zu bewerten, spielen eine untergeordnete Rolle oder werden nicht offen benannt.

Angemessene Vergleiche benötigen mehr als ein Kriterium

Doch die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung sind vielfältig und umfassen Fachpublikationen über neues Wissen, Daten, Reagenzien und Software, aber auch geistiges Eigentum und selbstverständlich indirekt auch junge Nachwuchskräfte, die im Rahmen von Forschungsprojekten ausgebildet werden oder ihre wissenschaftliche Laufbahn beginnen. Fördereinrichtungen, wissenschaftliche Institutionen und Leitungsgremien selbst stehen vor der anspruchsvollen Aufgabe, die Qualität der Ergebnisse angemessen zu beurteilen.

Der JIF wird häufig als wesentlicher Parameter verwendet, um die wissenschaftliche Produktivität von Einzelnen und von Institutionen zu vergleichen. Der JIF ist ein Indikator für den Einfluss einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift, der die Häufigkeit angibt, mit der ein Artikel einer Zeitschrift im Durchschnitt in anderen Publikationen zitiert wurde. Als Maß für die Qualität der Forschung in einem Artikel wird der JIF mittlerweile zunehmend kritisch gesehen, da er zum Beispiel keine Gewichtung vorsieht, also das Leser- und Zitierungspotenzial im jeweiligen Fachbereich unberücksichtigt lässt.

DORA hat sich zum Ziel gesetzt, ausgewogene, transparente und qualitätsorientierte Kriterien zu etablieren, um wissenschaftliche Leistung zu messen. Es wird unter anderem empfohlen,

  • die Qualität der Forschung eigenständig und disziplinspezifisch zu bewerten
  • Möglichkeiten der Open Access-Veröffentlichung zu nutzen
  • die Kriterien, die die Basis für Einstellungen, Beförderungen und Berufungen bilden, offen darzulegen. In die Bewertung sollten neben Publikationen auch alle anderen Forschungsleistungen einfließen.
  • journalbasierte Metriken wie den JIF hinsichtlich Finanzierung, Berufung und Beförderung möglichst zu vermeiden
  • besonders gegenüber jungen Forscherinnen und Forschern zu betonen, dass der wissenschaftliche Inhalt eines Artikels wichtiger ist als das Journal, in dem er veröffentlicht wurde

Mit ihrer Unterschrift bekennt sich die FAU zu den Empfehlungen. Doch was ändert sich damit an der FAU?

In Berufungsverfahren oder für Forschungsanträge bei Fördereinrichtungen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) spielen Kriterien wie die wissenschaftliche Exzellenz der Forschungsleistungen, Einwerbung von Fördergeldern, Preise und Auszeichnungen, Engagement in hochrangigen Fachgesellschaften oder Gremien von Fördereinrichtungen, nationale und internationale Vernetzung, wissenschaftliche Integrität und Chancengleichheit, Innovationspotential in Forschung und Lehre, Transfer- und Kommunikationsleistungen oder auch die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses seit langem eine wichtige Rolle.

Mit der Unterzeichnung der DORA-Erklärung hat sich die FAU vorgenommen an allen Stellen, bei denen wissenschaftliche Leistung beurteilt und verglichen wird, die bisherige Beurteilungspraxis kritisch zu hinterfragen – und wo nötig zu ändern. Denn nur so kann eine faire und transparente Bewertung von Forschung in Zukunft gelingen.

Die DORA-Erklärung wurde 2012 auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Zellbiologie in San Francisco entwickelt und unter anderem bereits durch den European Research Council (ERC), die European University Association (EUA) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterzeichnet. In Deutschland ist die FAU eine der ersten Universitäten, die sie unterzeichnet haben.

Weitere Informationen

Direkt zu DORA: https://sfdora.org/

DORA an der FAU

Dr. Christian Schmitt-Engel
Unterstützung Wissenschaftlicher Nachwuchs
christian.schmitt-engel@fau.de
Tel.: 09131/85-20722

Bibliometrie und Szientometrie

Dr. Joachim Hennecke
Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg
joachim.hennecke@fau.de
Tel.: 09131/85-22167

Open Access und Open Science

Markus Putnings
Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg
markus.putnings@fau.de
Tel.: 09131/85-27835 oder -24797