Antisemitismus – ein schwerwiegendes Problem in unserer Gesellschaft

Porträt für interview
Prof. Dr. Katharina Herkendell vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik an der FAU ist die neue Beauftragte gegen Antisemitismus. (Bild: FAU/Georg Pöhlein).

Reagieren, Agieren und Repräsentieren. Über die Aufgaben und Ziele der neuen Antisemitismusbeauftragten.

Frau Prof. Herkendell, Sie sind die neue Antisemitismusbeauftragte. Was sind ihre Aufgaben?

Die Aufgaben sind vielschichtig und wir passen das Profil permanent an aktuelle Situationen an. Zu reagieren, zu agieren und zu repräsentieren sind meine Kernaufgaben. Ersteres heißt vor allem Anlaufstelle gegen Antisemitismus zu sein, Juden und Jüdinnen an der FAU bei Bedarf als Vertrauensperson zu dienen und auch niederschwellige antisemitische Verdachtsmomente nachzuverfolgen. Hier arbeite ich eng mit Vertrauensdozenten, Sicherheitsdiensten, Juristen und dem Büro für Gender und Diversity zusammen.  Zu agieren schließt die Vernetzung in der Professorenschaft, mit jüdischen Studierenden und Forschenden aus der Gegend und aus dem Ausland ein, sowie die Zusammenarbeit mit den jüdischen Gemeinden der Metropolregion. Es gibt wirklich tolle Initiativen und Projekte an der FAU und darüber hinaus, die ich nach Kräften zu unterstützen versuche. Mit meinen Mitstreiter/innen etablieren wir Koordinationspfade und Nachverfolgung bei antisemitischen Vorfällen und arbeiten mit verschiedenen Ministerien und NGOs zusammen. Außerdem repräsentiere ich die FAU bei offiziellen Veranstaltungen und helfe Verdachtsmomente – beispielsweise bei der Anbahnung von Kollaborationsprojekten – einzuordnen.

Dieses Amt ist neu an der FAU. Wie kam es dazu, dass Sie sich haben aufstellen lassen bzw. berufen wurden?

Einen Antisemitismusbeauftragten hat die FAU schon länger durch Herrn Prof. Jürgen van Oorschot aus dem Fachbereich Theologie. Bisher diente das Amt hauptsächlich als Sprachrohr und Verknüpfungspunkt zur Politik. Die neue Beauftragung ist mehr auf die Arbeit vor Ort ausgelegt und wurde von der Unileitung aufgrund des in letzter Zeit wahrnehmbaren Erstarkens des Antisemitismus in der Gesellschaft und der Zunahme von Vorfällen auch in unserem Umfeld initiiert. Das Amt wurde an mich herangetragen und ich habe gerne zugesagt. Anzupacken liegt mir und ist hier gut investierte Energie. Neben der Entwicklung von sauberen Technologien in der Energieverfahrenstechnik, wo ich als Juniorprofessorin arbeite, empfinde ich dieses Zusatzamt als sehr sinnstiftend. Der Kampf gegen Judenhass geht uns alle an, denn er ist unser aller Problem.

Wie möchten Sie ihr Amt ausfüllen beziehungsweise was möchten Sie erreichen?

Erstens möchte ich die allgemeine Wahrnehmung darauf lenken, dass an der FAU Antisemitismus keinen Platz hat und wir diesen keinen Millimeter weit akzeptieren werden. Wir erkennen Antisemitismus als besonderes und schwerwiegendes Problem in unserer Gesellschaft an und stellen uns klar dagegen. Zweitens möchte ich weniger Naivität im Umgang mit Antisemit/innen erreichen. Drittens soll jedes alte und neue FAU-Mitglied wissen, dass es diese Anlaufstelle gibt. Dazu muss diese Information regelmäßig kommuniziert und weiterverbreitet werden, weil wir als Universität ja einen regen Wechsel an Studierenden haben.

Wer kann sich an Sie wenden und wann sollten man sich an Sie wenden?

Grundsätzlich kann sich jeder an mich wenden, auch zu nicht direkt antisemitischen Verdachtsfällen. Auch hier versuche ich so gut wie möglich zu helfen und weiterzuvermitteln. Unbedingt sollten sich alle an mich wenden, die im Umfeld der FAU antisemitische Vorfälle beziehungsweise Vandalismus beobachten oder direkt davon betroffen sind, auch bei unsicherer Einordnung. Dazu zählt auch die Meldung von Aktivitäten von antisemitischen Gruppierungen auf unserem Campus. Es ist an jedem einzelnen von uns, als Gemeinschaft eine Null-Toleranz gegenüber Anfeindungen und Ausgrenzungen unserer jüdischen Mitmenschen zu praktizieren.

Außerdem können sich alle Universitätsangehörigen an mich wenden, die sich Hilfe bei der Einordnung von externen Partnern in der Forschung und Lehre wünschen, wenn es beispielsweise um Zusammenarbeit in Nahost geht. Außerdem freue ich mich immer über Kontaktaufnahme von jüdischen FAU-Angehörigen und Gaststudent/innen sowie -forscher/innen und engagierten Menschen in der Region.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Katharina Herkendell
Tel.: 0911/5302-99032
antisemitismusbeauftragte@fau.de