Außen hui, Innen hui

Römerboot beim Bau in Schuppen
Die Helferinnen und Helfer von Prof. Dreyer können nun mit dem Innenausbau des Bootes beginnen. (Bild: Alexander Hilverda)

Rekonstruktion und Bau des Ruderapparates der DVC

Im April 2022 beendeten Prof. Dr. Boris Dreyer und seinen Helferinnen und Helfer – bis auf die Bemalung – die Arbeiten an der Außenhaut des Rumpfes. Nun muss der Innenausbau folgen, damit die Ruderinnen und Ruderer auch Platz nehmen können. Doch wie sähe die Innenbebauung aus, wenn die Ruderer auch angemessen Platz haben sollen, fragt sich Boris Dreyer. „Obwohl schon einmal ein Boot vom Typ einer spätantiken Lusoria nachgebaut worden war, haben wir zusammen mit dem Spezialisten für römischen Schiffsbau, Dr. Ronald Bockius vom Römisch-Germanisches Zentralmuseum in Mainz, und mit dem Bootsbaumeister Andreas Gronau diesen Bootstyp nach den Originalbefunden neu rekonstruiert“, sagt der FAU-Althistoriker.

Antike Rudertechnik

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Nachdem die Außenhaut fertiggestellt ist, können Prof. Dreyer und sein Team nun mit dem Innenausbau der DVC beginnen. (Bild: Alexander Hilverda)

Dabei flossen neue Erkenntnisse zur Rudertechnik und der Gestaltung des Ruderapparates, der historisch mit einem Tauring ausgestattet war, mit in die Rekonstruktion ein. Während auf der F.A.N. die Ruderbänke quer über die gesamte Breite des Bootes verlaufen, haben auf der D.V.C. alle 20 Ruderer eigene Ruderbänke, wie die Funde der Mainzer Wracks zeigen. So blieb mittig ein Gang frei, der es einfacher machte, sich innerhalb des Bootes zu bewegen, um schnell andere Stationen einnehmen zu können. Außerdem lässt sich rekonstruieren, dass die Ruderer einen normierten Abstand von etwa 90 Zentimeter zueinander hatten. Durch den geringen Platz, konnten die Soldaten beim Rudern nicht weit ausgreifen – die Riemen wurden beinahe nur ins Wasser getaucht und das Boot so ‚angestupst‘. „Das hat mit modernen Ruderpraktiken wenig zu tun“, erklärt Dreyer. „Hinzu kommt, dass die Riemen mit den Tauringen sehr viel instabiler an das Dollbord angebracht sind. Dafür sind sie je nach Riemenlänge flexibel im Winkel einstellbar.“ Um seinem Vordermann dabei nicht den eigenen Riemen in den Rücken zu schlagen, war deshalb der Rhythmus entscheidend, mit dem die Riemen ins Wasser getaucht wurden. Dies musste möglichst abgestimmt aufeinander erfolgen. Stemmbretter halfen, sich beim Rudern mit dem ganzen Körper geeignet abstützen zu können.

Der Sommer wird es zeigen

Ab April setzten Prof. Dreyer und sein Team diese Rekonstruktionen beim Innenausbau der Danuvina Alacris um. Dafür hatte Bootsbaumeister Gronau alle Einzelteile vorab ausgemessen, so dass jetzt alles nach diesem Plan ausgeschnitten werden konnte:  sogenannte Weger, Längsverstrebungen im Boot, sowie die Ruderbänke mit den Stützen zur Bootsmitte und die Stemmbretter. Diese sind jeweils unterhalb der Bank des Vordermannes angebracht und verstellbar, so dass Ruderer unterschiedlicher Größe Platz finden. Wie gut sich dieser neue Ruderapparat im Vergleich zur F.A.N. eignet, wird sich im Sommer zeigen, wenn die beiden Boote in Tests miteinander verglichen werden. „Letztlich wollen wir klären, warum der aus dem linksrheinischen Gebiet stammende Bootstyp der Lusoria in der Spätantike den Typus Oberstimm, der nach mediterraner Art gebaut war, verdrängte“, sagt Boris Dreyer. „War es die einfachere Bauart, der unkompliziertere Zugang zu Bootsbauern und Fachleuten, die mit dieser anderen Bauweise vertraut waren, oder war es vielleicht ein navigatorischer Vorteil, den wir noch nicht abschätzen können?“

Weitere Informationen

Prof. Dr. Boris Dreyer
Professur für Alte Geschichte
Tel: 09131/85-25768
boris.dreyer@fau.de