„Das war ein krasses Erlebnis!“

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Till Martini mit dem gesamten Ruder-Team bei den World University Games. (Foto: FAU/Arndt Falter (adH))

FAU-Medizinstudent und Ruderer Till Martini gewinnt Silber bei den World University Games

Seit seinem 13. Lebensjahr ist Till Martini fasziniert vom Rudern, hat es als Steuermann mittlerweile bis in das Team Deutschland-Achter geschafft. Im August 2023 hat der 23-Jährige die FAU und Deutschland bei den World University Games in Chengdu, China, vertreten und mit seiner Mannschaft den zweiten Platz erreicht. Sein nächstes Ziel: Die Hochschulweltmeisterschaften in Rotterdam und vielleicht sogar Olympia.

Für so eine Leistung braucht es viel Training und gerade in den Klausurhochphasen lassen sich Studium und Sport nicht leicht vereinbaren. Im Interview erzählt Till, wie er diese Herausforderung gemeistert hat und wie er seiner Leidenschaft trotz des hohen Zeitaufwands auch neben der Uni nachgeht.

Till, was machst du als Steuermann genau?

Als Steuermann bin ich der “neunte” Mann in einem Achter und, wie der Name es sagt, für das Steuern des Bootes, aber auch für die Taktik während des Rennens und die technische Arbeit im Training verantwortlich. Ich bin sozusagen ein Verbindungsglied zwischen Trainer und Ruderer.

Warum genau Rudern?

Im Team zusammenzuarbeiten und den Prozess zu sehen, wie ich mich selbst und die Mannschaft sich als Ganzes über die Jahre entwickelt, ist immer wieder spannend. Alle Ruderer unserer Disziplin trainieren gemeinsam in Dortmund am Bundesstützpunkt. So sehen wir uns so gut wie täglich. Durch dieses ständige Miteinander entstehen dann natürlich auch enge Freundschaften und Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Und zusätzlich sind es Erfolge, die mich immer weiter motivieren.

Der Steuermann beim Rudern ist die neunte Person im Boot und sitzt als einzige in Fahrtrichtung. (Foto: FAU/Arndt Falter adH)

Studium und Leistungssport – das ist ganz schön viel. Wie lässt sich beides miteinander vereinbaren?

Ja, der Zeitaufwand ist immens. Eine gute Planung ist das Wichtigste und ich musste mich auch schon mit dem Gedanken anfreunden, dass nicht immer alles auf einmal geht und Prioritäten setzen. Besonders im Sommer, wenn sich Wettkämpfe und Klausuren stark überschneiden, besteht der Tag eigentlich nur noch aus Schlafen, Essen, Training und Uni. Rudern ist eine sehr trainingsintensive Sportart und als Mannschaftssportler kann ich mir als Teammitglied nicht immer die Freiheiten nehmen, die ich vielleicht bräuchte, um besser im Studium voranzukommen. Ich denke, die Vereinbarkeit von Studium und Leistungssport ist immer eine Herausforderung.

Was sind deine Tipps, um trotzdem beides unter einen Hut zu bekommen?

Erstens auf jeden Fall die Planung. Ich fand es immer sehr hilfreich, am Anfang des Semesters die Termine von Veranstaltungen und Prüfungen mit dem Wettkampf- und Trainingskalender abzugleichen. So konnte ich schon früh auf die Trainer und Professoren zu gehen, um Lösungen für die Terminkonflikte zu finden.

Außerdem ist es wichtig, ehrlich und offen mit allen Parteien zu reden. So wissen alle, um was und wie viele Termine es geht.

Und man kann nicht immer davon ausgehen, dass alles so funktioniert, wie man es sich vorstellt. Manchmal muss man auch bereit sein, eine Entscheidung zu treffen, die negative Konsequenzen entweder für die Uni oder den Sport haben wird.

Welche Stärken ziehst du aus deinen Erfahrungen als Leistungssportler?

Vor allem Teamfähigkeit, Disziplin und der Umgang mit Druck. Das ganze Jahr trainiert die Mannschaft auf den Saisonhöhepunkt hin, da steigt dann natürlich auch irgendwann der Stress. Und neben externen Erwartungen kommen auch die Ansprüche an sich selbst dazu. Das gilt genauso für die Klausuren. Der Sport hat mir über die Jahre ermöglicht, mit Stress besser umzugehen. Das habe ich auch mit sportpsychologischer Hilfe geschafft. Jetzt kann ich besser mit Niederlagen umgehen, im Sport, aber auch in der Uni, wenn Klausuren nicht nach meinen Vorstellungen gelaufen sind.

Nach der Uni verbringt Till so gut wie jede freie Minute beim Training. (Foto: FAU/Lennart Heyduck)

Wie unterstützt dich die FAU auf deinem Weg?

Die FAU ist eine Partnerhochschule des Spitzensports und dementsprechend bemüht sich auch der größere Teil der Professorinnen und Professoren, Lösungen zu finden. Dafür bin ich sehr dankbar. Es gibt außerdem einen eigenen Ansprechpartner, der sich um Leistungssportler kümmert und bei Schwierigkeiten mit den Profs vermittelt. Aber natürlich sind der ganzen Unterstützung durch die Studien- und Prüfungsordnung ziemlich enge Grenzen gesetzt, wenn es beispielsweise um Ausweichtermine oder Ersatzleistungen geht.

Wie sieht dein Plan für das kommende Jahr aus, sowohl für deine sportliche Karriere als auch für dein Studium?

Ich habe im kommenden Wintersemester noch einige Klausuren vor mir, sodass ich am Ende des Semesters dann hoffentlich mein erstes Staatsexamen, das Physikum, schreibe. Sportlich bin ich aktuell der zweite Steuermann des Deutschland-Achter, der sich jetzt nach der erfolgreichen Qualifikation auf Olympia vorbereiten wird. Das bringt mehrere Trainingslager und viel Training in Dortmund mit sich. Für mich heißt das, ich werde für Paris wahrscheinlich “nur” der Ersatzmann sein und mich gleichzeitig mit den Athleten, die es dieses Jahr noch nicht in die Nationalmannschaft schaffen, auf einen alternativen Saisonhöhepunkt vorbereiten. Dazu gehören beispielsweise die Hochschulweltmeisterschaften in Rotterdam sein.

Über die FISU World University Games

Die FISU World University Games, früher bekannt als Universiade, sind die weltweit größte Multisportveranstaltung nach den Olympischen und Paralympischen Spielen. Seit 1959 finden die Spiele alle zwei Jahre im Wechsel mit den World University Championships statt. Ähnlich zu den Olympischen Spielen, werden die Welthochschulspiele im Sommer und im Winter ausgetragen. Die Teilnehmenden deutscher Hochschulen werden vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband nominiert. 2023 fanden die World University Games in Chengdu, China, statt. Nächster Gastgeber für das Jahr 2025 wird Deutschland sein.