Krebsmedikamente besser anwenden
AMBORA-Studie zeigt, dass Krebspatientinnen und Patienten bei der Behandlung mit oralen Antitumor-Wirkstoffen von engmaschiger Therapiebegleitung profitieren
Bei der modernen Tumortherapie kommen immer häufiger orale Krebsmedikamente zum Einsatz – also Wirkstoffe, die Patientinnen und Patienten als Tablette oder Kapsel selbstständig einnehmen. Bei dieser Behandlungsform hängt der Erfolg unter anderem stark von der Einnahmetreue der Patientin beziehungsweise des Patienten und dem Wissen über die Therapie ab. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Nahrungsmitteln oder rezeptfreien Arzneimitteln können den Therapieerfolg gefährden.
Eine Arbeitsgruppe aus Medizinerinnen und Medizinern sowie Pharmazeutinnen und Pharmazeuten des Universitätsklinikums Erlangen sowie der FAU konnte nun zeigen: Die Sicherheit von Krebspatientinnen und -patienten, ihr Befinden und ihr Wissen über die Behandlung verbessern sich dank der intensiven Begleitung und Beratung durch Klinische Pharmakologinnen/Pharmazeutinnen und Pharmazeuten/Pharmakologen erheblich.
Die Forschenden veröffentlichten die Ergebnisse ihres Forschungsprojekts AMBORA (Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Behandlung mit neuen oralen Antitumor-Wirkstoffen) jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Clinical Oncology“.
Beratung ist das A und O
Um Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von oralen Antitumor-Medikamenten auftreten können, zu erkennen, zu vermeiden und zu behandeln, und damit die Einnahmehinweise von Patientinnen und Patienten umgesetzt werden können, ist eine umfassende Beratung besonders wichtig. Die in enger Zusammenarbeit mit dem Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN durchgeführte AMBORA-Studie hat in den vergangenen drei Jahren untersucht, wie sich eine strukturierte, intensive klinisch-pharmazeutische/pharmakologische Therapiebegleitung auf die Patientensicherheit, das Patientenwissen und das Patientenbefinden auswirkt.
Dazu erhielten die Forscher finanzielle Unterstützung von der Stiftung Deutsche Krebshilfe in Höhe von 353.000 Euro.
Verbessertes Patientenbefinden und weniger Nebenwirkungen
Die 202 untersuchten Patientinnen und Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in eine engmaschig betreute Gruppe (Interventionsgruppe) und eine Kontrollgruppe eingeteilt. In der Interventionsgruppe wurde durch eine Klinische Pharmazeutin/Pharmakologin beziehungsweise einen Klinischen Pharmazeuten/Pharmakologen zunächst eine umfassende Analyse der Gesamtmedikation inklusive rezeptfreier Präparate und Nahrungsergänzungsmittel durchgeführt; außerdem wurde der Patientin beziehungsweise dem Patienten ein Medikationsplan ausgehändigt.
Auffälligkeiten wurden daraufhin gemeinsam mit der oder dem behandelnden Onkologin beziehungsweise Onkologen besprochen. Die Patientinnen und Patienten erhielten zudem im Rahmen strukturierter Patientenschulungen Informationen über ihre orale Tumortherapie. Dazu gehörten beispielsweise Hinweise zur Einnahme, Handhabung und Aufbewahrung der Medikamente sowie zu möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen.
„Erfreulicherweise wirkte sich die engmaschige Betreuung äußerst positiv auf die Patienten aus: Sie hatten deutlich weniger (schwerwiegende) Nebenwirkungen, außerdem verbesserten sich ihr Befinden und ihr Wissen über die Therapie erheblich“, sagt Prof. Dr. Martin F. Fromm vom Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie der FAU.
Prof. Dr. Frank Dörje, Chefapotheker des Uni-Klinikums Erlangen, ergänzt: „Die Ergebnisse unserer AMBORA-Studie zeigen, dass eine engmaschige Therapiebegleitung durch ein Team aus Ärzten und Pharmazeuten die Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Behandlung mit neuen oralen Tumortherapien deutlich erhöhen kann.“ Prof. Fromm und Prof. Dörje leiteten die AMBORA-Studie gemeinsam federführend.
Maßnahme wird in die klinische Praxis übernommen
Aufgrund der positiven Studienergebnisse wird seit Februar 2021 die intensive klinisch-pharmazeutische/pharmakologische Therapiebegleitung bei oraler Tumortherapie am Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN als Versorgungsmodell in die Routine-Patientenversorgung integriert. Die regelhafte Implementierung im Rahmen des Folgeprojekts, das ebenfalls von der Stiftung Deutsche Krebshilfe gefördert wird, wird dabei wissenschaftlich begleitet.
Weitere Informationen
DOI: 10.1200/JCO.20.03088
Förderkennzeichen Deutsche Krebshilfe: 70112447/70112457 und 70114066/70114067
Prof. Dr. Martin F. Fromm
Tel.: 09131 85-22772
martin.fromm@fau.de
Prof. Dr. Frank Dörje
Tel.: 09131 85-33591
frank.doerje@uk-erlangen.de