Ein Garten und ein Bücherregal

Architektenmodell für den Himbeerpalast
Begeisterte das Preisgericht: Entwurf der Architekten Schulz und Schulz für den Umbau des Himbeerpalasts. Bildquelle: FAU/Harald Sippel

Architektenentwurf für den Himbeerpalast begeistert

Die Leipziger Architekten Schulz und Schulz sind Sieger des Architektenwettbewerbs für den Umbau des Erlanger Himbeerpalasts: Sie stellten einen Entwurf vor, der aus dem traditionellen Siemens-Headquarter ein attraktives neues Zuhause für die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie macht – und dabei die Anforderungen von Moderne und Klimaschutz ideal mit der historischen Bausubstanz verbindet. Der Clou: Beide Innenhöfe bleiben unbebaut und werden zu einem Campusplatz und einem Garten – dem “Hortus Conclusus” – umgestaltet. An der Gebäudefront zum Hortus hin entsteht die geisteswissenschaftliche Bibliothek, die sich wie ein Bücherregal aus Glas an die Innenfassade lehnt. Vor allem die hohe Aufenthaltsqualität für Lehrende und Studierenden sowie die kluge ökologische Konzeption haben das Preisgericht begeistert.

Der Freistaat Bayern hatte das markante Gebäude im Herbst 2018 für die FAU erworben, damit alle geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer in einem Geisteswissenschaftlichen Zentrum in zentraler Innenstadtlage zusammengeführt werden können. Nach einem mehrmonatigen Planungsprozess, an dem insgesamt 15 Planungsteams teilgenommen haben, hat die Preisgerichtsjury aus Vertretern von Freistaat, Stadt Erlangen und FAU den Siegerentwurf für den Umbau und die Erweiterung des ehemaligen Siemensgebäudes in der Innenstadt von Erlangen gekürt.

Raum in zentraler Lage für die rund 1.000 Beschäftigten der Philosophischen Fakultät und für die über 7.000 Studierenden

Bauministerin Kerstin Schreyer freut sich, dass zu diesem Zweck der sogenannte Himbeerpalast einer sinnvollen Neunutzung zugeführt werden kann: „Wir schaffen damit Raum in zentraler Lage für die rund 1.000 Beschäftigten der Philosophischen Fakultät, Büroflächen und für die über 7.000 Studierenden eine hervorragende wissenschaftliche Infrastruktur, die durch einen Neubau für die zentrale geisteswissenschaftliche Bibliothek noch abgerundet wird. Den Architekten ist es gelungen, den Flächenverbrauch zu minimieren und die Freiflächen in den Innenhöfen als attraktive Aufenthaltsbereiche zu nutzen. Der Himbeerpalast und seine künftige Nutzung werden zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes Erlangen entscheidend beitragen.“

Die Idee des ‚Bücherregals‘ für den Bibliotheksneubau am Himbeerpalast ist so naheliegend wie genial

Wissenschaftsminister Bernd Sibler betont: „Die Idee des ‚Bücherregals‘ für den Bibliotheksneubau am Himbeerpalast ist so naheliegend wie genial. Es entstehen lichte Räume als idealer Studien- und Lernort für die Studentinnen und Studenten. Besonders gut gefällt mir auch, dass der Entwurf sensibel mit dem denkmalgeschützten Gebäude umgeht. Er betont dessen Grundcharakteristikum der zwei Innenhöfe und schafft im Nordhof vor dem ‚Bücherregal‘ dazu einen parkartigen Aufenthaltsort. Rund um die Höfe entstehen im Altbau zeitgemäße Seminarräume und Büros. Gleichzeitig wird durch den mutigen, weit hochgezogenen Neubau schon aus der Ferne ersichtlich, dass moderne, weltoffene Wissenschaft in das traditionsreiche Gebäude einzieht.“

Auch der Denkmalschutz wird vollständig berücksichtigt

Auch Innenminister Herrmann ist vom Siegerentwurf begeistert: „Das Konzept ist absolut überzeugend. Die Planungen sind klug, funktional und gestalterisch attraktiv. Auch der Denkmalschutz wird vollständig berücksichtigt. Jetzt muss sofort zu Beginn des neuen Jahres die Projektplanung realisiert werden, damit die Baumaßnahmen möglichst schnell starten können. Die Fortentwicklung der FAU und die Stärkung des Wissenschaftsstandorts Erlangen liegen mir sehr am Herzen!“

Die Nutzung des Himbeerpalasts durch die Philosophische Fakultät ist zudem eine große Chance für die Innenstadt

Oberbürgermeister Dr. Florian Janik: „Die Geisteswissenschaften sind ein bedeutender Schwerpunkt der Friedrich-Alexander-Universität. Konzentriert in einem Gebäude werden sie in Erlangen künftig noch viel besser sichtbar. Die Nutzung des Himbeerpalasts durch die Philosophische Fakultät ist zudem eine große Chance für die Innenstadt. Schon jetzt entwickelt sich die Achse der Wissenschaft zwischen Himbeerpalast und Kollegienhaus mit dem Kultur- und Bildungscampus Frankenhof, der geplanten Stadt-Umland-Bahn und zahlreichen öffentlichen und privaten Projekten zu einem ganz neuen Stadtraum. Der Siegerentwurf trägt zu dieser Entwicklung ganz maßgeblich bei.“

ein Zentrum der geisteswissenschaftlichen Forschung und Lehre, aber auch des studentischen Lebens

„Der Entwurf von Schulz und Schulz hat uns wirklich begeistert – und wir freuen uns, wenn der Himbeerpalast schon in wenigen Jahren ein Zentrum der geisteswissenschaftlichen Forschung und Lehre, aber auch des studentischen Lebens sein wird“, erklärt Christian Zens, Kanzler der FAU. „Unsere Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie können derzeit, etwa mit einer weiteren, gerade eingeworbenen Humboldt-Professur, eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Erfolgen verzeichnen – mit dem erfolgreichen Abschluss des Architektenwettbewerbs sind nun auch die Weichen für eine neue räumliche Heimat gestellt. Sie rücken damit noch mehr in die Mitte der Stadtgesellschaft und können ein endlich sichtbares Forum des offenen Diskurses sein.“

Achse der Wissenschaft

Die Nachnutzung des aufgegebenen Siemensgebäudes durch die FAU bietet die Chance, den Traditionsbau als wichtiges zentrales städtebauliches Element in der Innenstadt Erlangens zu erhalten und auszubauen. Die bisherige Nutzung als Bürogebäude einer privatwirtschaftlichen Firma wandelt sich zu einem Wissenschaftszentrum. Dabei bildet der Himbeerpalast den südlichen Abschluss der neuen „Achse der Wissenschaft“, an der verschiedene universitäre Einrichtungen verortet sind. Der Himbeerpalast mit derzeit circa 22.000 Quadratmetern Nutzfläche soll im Rahmen der notwendigen Sanierung um eine geisteswissenschaftliche Teilbibliothek mit etwa 8.800 Quadratmetern erweitert werden. Die Kosten, die der Freistaat in die Maßnahme investiert, werden derzeit auf gut 200 Millionen Euro geschätzt.