Präsidentin des Deutschen Schachbundes: FAU Alumna Ingrid Lauterbach im Interview

Ingrid Lauterbach bei einem Schachturnier in Dortmund. (Bild: Paul Meyer-Dunker/Deutscher Schachbund)
Ingrid Lauterbach bei einem Schachturnier in Dortmund. (Bild: Paul Meyer-Dunker/Deutscher Schachbund)

Im Interview mit dem FAU Alumni-Management berichtet Ingrid Lauterbach von ihrer Studienzeit an unserer FAU und verrät, warum wir alle vielleicht Schach spielen sollten.

Sie ist seit Mai 2023 in der 146-jährigen Geschichte des Deutschen Schachbundes die erste Frau an dessen Spitze: FAU Alumna Ingrid Lauterbach. Von 1979 bis 1985 studierte sie Mathematik an der FAU und schloss das Studium mit einem Diplom ab. Seit 2001 ist sie als Expertin für Informationssicherheit bei der Deutschen Bank tätig. Schon während ihrer Zeit an der FAU begann Ingrid Lauterbachs Schachkarriere. Sie ist Internationale Meisterin der Frauen und nahm 1990, 2008 und 2010 sogar an der Schacholympiade der Frauen teil. Im Interview mit dem FAU Alumni-Management berichtet Ingrid Lauterbach von ihrer Studienzeit an unserer FAU und verrät, warum wir alle vielleicht Schach spielen sollten.

Frau Lauterbach, Sie haben Anfang der 80er Jahre an der FAU Mathematik studiert. Was hat Sie an diesem Fach fasziniert?

Mir hatte Mathematik in der Schule schon total Spaß gemacht. Logisch Denken, gedanklich Lösungen zu entwickeln, war mein Ding. Auswendiglernen, wie in manchen anderen Fächern,  war nicht meins. Insbesondere als ich mich auf das Diplom vorbereitete, hatte ich den Eindruck, dass die verschiedenen Wissensgebiete in der Mathematik ineinandergreifen und sich neue Zusammenhänge auftaten, was ich spannend fand.

Wenn Sie an Ihre Studienzeit zurückdenken, woran erinnern Sie sich besonders gerne?

Wir hatten einen kleinen Kreis von Kommilitonen, die viel zusammen gemacht haben, egal ob Übungsaufgaben gelöst oder sich abends in unserer damaligen Stammkneipe, im Kanapee, zu treffen. Ich erinnere mich auch immer noch gerne an die Faschingsveranstaltungen im Südgelände, wo die damals noch nicht so bekannte Spider Murphy Gang uns alle begeisterte.

Da ich als Hiwi in der Bibliothek des Mathematikinstitutes (damals noch in der Bismarckstraße) arbeitete – mit eigenem Schlüssel, um nach Bibliotheksschluss abzusperren – hatte ich auch eine besondere Beziehung zu unserem Institut.

Bild: Ingrid Schulz/Deutscher Schachbund

Sie arbeiten für die Deutsche Bank als Expertin für Informationssicherheit. Wie können wir uns Ihre Arbeit vorstellen?

Ich leite das Team in Deutschland, das sich mit allen Fragen rund um Informationssicherheit beschäftigt. Das geht vom Organisieren von Veranstaltungen für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter, um deren Bewusstsein zum Thema zu erweitern, über die Verantwortung für regulatorische Themen und Audits in diesem Umfeld, oder auch das Entwickeln oder Beurteilen sicherer Methoden zum Beispiel im Onlinebanking. Sicherheit ist für ein Finanzunternehmen von höchster Bedeutung.

Inwiefern hilft Ihnen das im Studium Gelernte noch heute bei der Arbeit?

Mathematik erfordert logisches Denkvermögen, strategisches Denken, auch mal zu versuchen eine Fragestellung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, um zu einer Lösung zu kommen, und natürlich fördert es auch den Ehrgeiz, man will ja unbedingt die Lösung finden. All diese Eigenschaften helfen auch sonst im Leben und ein Mathematiker macht das vielleicht oft auch ein bisschen sachlicher als andere.

Kontakte aus dem Studium oder den ersten Berufsstationen konnte man bei räumlicher Veränderung nur mit Brief oder Telefon aufrechterhalten. Heute bieten Tools wie LinkedIn oder Xing viel einfachere Möglichkeiten, auch wenn man sich aus den Augen verloren hat, einen Kontakt wiederaufzunehmen.

Ingrid Lauterbach 1983 bei der Offenen Deutschen Damenmeisterschaft in Köln-Porz. (Bild: Annette Borik)
Ingrid Lauterbach 1983 bei der Offenen Deutschen Damenmeisterschaft in Köln-Porz. (Bild: Annette Borik)

Sie sind eine leidenschaftliche und auch sehr erfolgreiche Schachspielerin. Stimmt es, dass Ihre Schachkarriere an der FAU ihren Anfang nahm? Wie kam es dazu?

Ich hatte in Kulmbach als Jugendliche gespielt, bin mit Beginn des Studiums zum Turnerbund Erlangen gewechselt und begann dann in dieser Zeit erfolgreich zu werden, zum Beispiel Bayerische Meisterschaften zu gewinnen. Der Höhepunkt war, dass der Turnerbund ein Zonenturnier in Erlangen organisierte, wo ich auf Anhieb Internationale Meisterin wurde und den dritten Platz erreichte, was ein sehr schöner Erfolg für mich war.

Können wir vom Schachspiel etwas für das Leben lernen?

Vieles, was ich für die Mathematik gesagt habe, gilt auch hier: Logik und strategisches Denken hilft. Die Konzentrationsfähigkeit wird durch Schach massiv gestärkt und nicht zuletzt gilt für Schachspieler weltweit: „Wir spielen eine Sprache“, man hat Freunde aus verschiedenen Ländern und Kulturen, was sicher auch zu einer höheren Aufgeschlossenheit führt.

Bericht der Erlanger Nachrichten über Ingrid Lauterbach und das Zonenturnier in Erlangen-Eltersdorf. (Bild: Erlanger Nachrichten, Screenshot: FAU)
Bericht der Erlanger Nachrichten über Ingrid Lauterbach und das Zonenturnier in Erlangen-Eltersdorf. (Bild: Erlanger Nachrichten, Screenshot: FAU)

Sie sind seit Mai 2023 die erste Frau an der Spitze des Deutschen Schachbundes. Was sind Ihre Aufgaben als Präsidentin?

Ich vertrete den Deutschen Schachbund mit seinen etwa 90.000 Mitgliedern, auch gegenüber sportlichen Institutionen wie dem Deutschen Olympischen Sportbund, unserem Weltschachbund der FIDE und der europäischen Schachunion (ECU), oder gegenüber Sponsoren, Politik und Öffentlichkeit. Ich bin für die Mitarbeiter und die Arbeit unserer hauptamtlichen Geschäftsstelle in Berlin verantwortlich, bin Ansprechpartnerin für unsere Nationalspieler, koordiniere die Arbeit unseres Präsidiums und habe den Vorsitz über die von mir einberufenen Mitgliederversammlungen.

Hatten Sie während Ihrer Zeit an der FAU einen Lieblingsort an der Uni oder in Erlangen?

Es gab viele Lieblingsorte: Den Schlossgarten, das damalige Schachcafé (das Café Weiss am Lorlebergplatz), die Bergkärwa, Adlitz und den Märchenweiher. Da ich als Hiwi in der Bibliothek des Mathematikinstitutes (damals noch in der Bismarckstraße) arbeitete – mit eigenem Schlüssel, um nach Bibliotheksschluss abzusperren – hatte ich auch eine besondere Beziehung zu unserem Institut.

Welche Bedeutung haben Netzwerke für Sie persönlich und für Ihr Berufsleben?

Sie sind sehr wichtig, allerdings hat sich dies natürlich während der Jahre verändert: Kontakte aus dem Studium oder den ersten Berufsstationen konnte man bei räumlicher Veränderung nur mit Brief oder Telefon aufrechterhalten. Heute bieten Tools wie LinkedIn oder Xing viel einfachere Möglichkeiten, auch wenn man sich aus den Augen verloren hat, einen Kontakt wiederaufzunehmen. Eine meiner besten Freundinnen hatte mit mir in Erlangen studiert, sie sehe ich noch regelmäßig.

Wäre die FAU eine Schachfigur: Welche Figur wäre sie und warum?

Schwierige Frage: vielleicht ein Turm: nach vorne blickend und geradlinig!

Vielen Dank für das Interview, Frau Lauterbach!

(Interview: Christina Dworak, Dezember 2023)

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